Bad Homburg (fch). Eine Familienfreizeit mit pädagogischem Angebot steht auf der Wunschliste des Frauenhauses „Lotte Lemke“ in Bad Homburg. Dank einer Spende in Höhe von 1000 Euro des Deutschen Frauenrings (DFR) ist dieses Vorhaben für Leiterin Dagmar Wacker und ihre Mitarbeiter in greifbare Nähe gerückt. Zur Spende beigesteuert haben die Mitglieder des DFR-Ortsrings Bad Homburg 700 Euro und 300 Euro der DFR Landesverband Hessen.
Überreicht haben den Spendenscheck an Dagmar Wacker vom Frauenhaus „Lotte Lemke“ und Astrid Kehl von der „Lotte“-Awo-Beratungsstelle für Frauen und Mädchen, Heidemarie Mohrig-Jost und Margitta Weil vom DFR-Ortsring Bad Homburg. Dagmar Wacker informiert, dass allein vor Weihnachten vier Frauen mit ihren Kindern Zuflucht vor häuslicher Gewalt im Frauenhauses „Lotte Lemke“ gesucht und gefunden haben. „Zurzeit sind alle unsere sechs Zimmer belegt.“ Alle Zimmer im Frauenhaus verfügen jeweils über Bad und WC. Im Erdgeschoss befinden sich zwei Küchen und ein Wohnzimmer zur gemeinsamen Nutzung. Für Kinder gibt es ein Spielzimmer und einen Raum zum Toben. Das Haus in zentraler Lage mit Anbindung an den ÖPNV verfügt über einen Garten mit Spielgeräten und Sitzmöglichkeiten.
Im Awo-Frauenhaus „Lotte Lemke“ finden seit 1995 Frauen jeden Alters und jeder Nationalität mit und ohne Kinder, die von seelischer und/oder körperlicher Gewalt bedroht oder betroffen sind und Schutz suchen, Hilfe. Erfahrungsgemäß brauchten Frauen sehr lange, bis sie sich Hilfe holten, bedauert Dagmar Wacker. Besucherin Margitta Weil betont, dass für den 1949 gegründeten DFR die Durchsetzung des „Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ wichtig ist. Das unter der Kurzbezeichnung „Istanbul-Konvention“ bekannte Übereinkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag. Er enthalte unter anderem einen Rechtsanspruch für Frauen auf einen Platz in einem Frauenhaus, sagte Margitta Weil. Dieser Rechtsanspruch sei bei vielen unter Gewalt und häuslicher Gewalt leidenden Frauen nicht bekannt. Der DFR vertritt die Interessen von Frauen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Seine Mitglieder setzen sich seit der Gründung für die Verwirklichung der Gleichstellung der Frau und die gleiche Teilhabe von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft ein.
Dagmar Wacker sagt, dass für Frauen und ihre Kinder das Frauenhaus oft die einzige Option sei, um vor psychischer, körperlicher, sexueller oder sonstiger Gewalt zu entfliehen. Oft haben die betroffenen Frauen kleine Kinder und könnten nicht arbeiten gehen, weil es an Kita- und Hortplätzen mangele. Dagmar Wacker dankte den Spendenüberbringerinnen für die wertvolle finanzielle Unterstützung. Dringend in Bad Homburg und Umgebung gesucht wird vom Awo-Frauenhaus bezahlbarer Wohnraum. „Gewalt findet in vielen Familien und Beziehungen statt“, sagt Astrid Kehl. Beratung, Unterstützung und Hilfe finden Frauen und Mädchen bei „Lotte – Die Awo-Beratungsstelle für Frauen und Mädchen“. „Unsere Beratung ist streng vertraulich, auf Wunsch anonym und kostenlos. Betroffene können unter Telefon 06172-1370993 anrufen, eine E-Mail schreiben an fh-beratungsstelle[at]awo-hs[dot]org oder in der Beratungsstelle in der Kirdorfer Straße 90 vorbeikommen“, sagt Astrid Kehl.
Frauen, Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf ein Leben ohne Gewalt und Angst. „Wir bieten allen Frauen und Mädchen, die von Gewalt betroffen oder bedroht sind, umfassende Beratung, Begleitung und Unterstützung. Auch Menschen aus ihrem Umfeld und Fachkräfte können sich an uns wenden“, sagt Dagmar Wacker. Nach Vergewaltigung informieren und beraten die Mitarbeiter von „Lotte“ zur medizinischen Soforthilfe und bieten Präventionsveranstaltungen an.