Der Fuß ist geheilt, Kulturwunden aber bleiben

Nach der Fußpflege: Die Nägel sind gekappt, die schräge Unterlage entfernt, und rund um den „Big Half Foot“ darf erstes Grün sich zart entfalten. Der ungeliebte Standort aber bleibt. Foto: js

Bad Homburg (js). Nun hat er also richtig Fuß gefasst, der Fuß des Anstoßes. Der Fuß, der die Kulturwelt, manch einen Kurstadtbürger und hinter den Kulissen vornehmlich Kurstadtbürgerinnen in Rage gebracht und die Kommunalpolitik über Wochen und Monate beschäftigt hat. Zuletzt hatte er es auf den weitläufigsten Boulevard der Presselandschaft geschafft, auch im Fernsehen wurde der auf Beton genagelte Fuß gezeigt. Die „Fakir-Stellung hat sich aufgelöst“, wie es Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) nun im Stadtparlament beschwichtigend umschrieb, was sich in der vergangenen Woche am „Big Half Foot“ getan hat. Nun steht er also ohne Nägel unter den Zehen auf seinem Betonsockel, auch die zweite Betonplatte ist weg. Heimgärtner können wahrscheinlich das Grün erklären, was um den Sockel rum flugs ins Erdreich gebracht wurde, um den Aufruhr zu besänftigen, der sich um den Fuß entwickelt hat.

Nein, der Magistrat werde nicht auf die Kritik des Künstlers hinsichtlich des derzeitigen Standorts und die Präsentation seines Werks reagieren, sagte Hetjes auf Anfrage der Bürgerliste Bad Homburg (BLB). Zum Standort habe es einen Parlamentsbeschluss gegeben, auch die Präsentation werde er nicht kommentieren. Reden könne man, wenn der Platz hergerichtet sei, mit Grün und Beleuchtung für die Nachtstunden. Für den 12. November wurde inzwischen ein Opening-Act am Ort der Kunst avisiert. Klitzekleine persönliche Notiz am Rande: Er denke, dass der Fuß „den Ortseingang von Dornholzhausen sehr verschönern“ werde, so Hetjes. Dessen erster Auftritt in der Öffentlichkeit sei dem Umstand geschuldet gewesen, dass er nach dem Umzug vom Lagerplatz der Kur auf den Parkplatz an der belebten PPR-Kreuzung auf einem „Notpodest“ gestanden habe.

Als die technischen Podologen vergangene Woche anrückten, wurde der vom schwedischen Künstler Fredrik Wretman für die jüngste „Blickachsen“-Ausstellung geformte Fuß vorübergehend an strammen Seilen aufgehängt. Um die Hülsen um die Fakir-Nägel zu entfernen und diese dann zielgenau in die vorgebohrten Löcher im Betonsockel zu versenken. Nun steht der Fuß zwar immer noch nicht auf Grasboden, aber zumindest ordentlich auf Beton. Der Rauch des medialen Shitstorms aber hat sich noch nicht verzogen, auch nicht der Ärger in einigen Reihen des Stadtparlaments.

Die Stadt wäre gut beraten, den Beschluss zum Standort zu revidieren, sagte Armin Johnert (BLB), der eine „Aktuelle Stunde“ zum Thema im Parlament beantragte. Der Medienrummel sei ein Schaden für die Kulturlandschaft, „Hessen lacht über uns“, die Diskussion werde nicht aufhören. Ein „Trauerspiel“ vor allem das „Vorspiel“, in dem der Vorsitzende der CDU-Ortsgruppe Dornholzhausen vor laufender TV-Kamera die nur dezent vorgebrachte Kritik des Künstlers abwatschte. Dieser solle sich doch bittschön über die Aufmerksamkeit freuen, „noch nie sei so viel über ein Kunstwerk von ihm geredet worden“.



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