Mit gefärbter Seife zum Gründerpreis-Erfolg

Holen sich den diesjährigen Deutschen Gründerpreis in der Kategorie „Jugend“ (von links): Felix Zimmermann, Katharina Godon, Adrian Scariot, Seyed-Farnud Atyabi sowie Carla Stegmayer. Foto: Franziska Krug/Getty Images for Deutscher Gruenderpreis

Bad Homburg (jbr). Katharina Godon kann mehr als zufrieden sein. In einem Feld von 700 Teilnehmerteams gewann die Bad Homburgerin mit ihrem Team den diesjährigen Deutschen Gründerpreis in der Kategorie „Jugend“. Was die Idee der Fünf, das Ziel des Wettbewerbs und die Herausforderungen, die man als Nachwuchsgründer zu bewältigen hatte, waren, erzählt sie im Interview. 

Der Deutsche Gründerpreis zeichnet jedes Jahr Ideen und Konzepte von Start-ups und Firmen aus. Sonderpreise gingen 2021 zum Beispiel auch an die Gründer von Biontech für das Herstellen des Corona-Impfstoffs. Allerdings reicht es nicht nur, ein kreatives Produkt zu erfinden, sondern auch das Einreichen eines Strategie- und Finanzierungsplans gehört zum Wettbewerb. 

Da habe man viel zu tun, erklärt Katharina Godon, die diese Aufgaben mit ihrem Team aus vier weiteren Schülerinnen und Schülern stemmte. „Zuerst setzt man sich zusammen und überlegt, was man eigentlich auf den Markt bringen will“, so die Schülerin der Internatsschule Schloss Hansenberg. Das Team einigte sich auf ein Projekt, das aktueller nicht hätte sein können. Die Jugendlichen entwickelten mithilfe ihrer Chemielehrerin eine Seife, die durch abwaschbare Farbe die richtige Dauer des Händewaschens anzeigt. „Man fängt erstmal an zu überlegen, wie Seife eigentlich hergestellt wird“, beschreibt Godon. Weiter gehe es mit Marksondierungen. Die Gründer von „Hyclean UG“, wie sie ihr Start-up nennen, stellten sich die Frage, ob es ähnliche Produkte gibt und wie sie ihre Idee finanzieren könnten.

Auch Expertenmeinungen wie zum Beispiel von der Universität Geisenheim wurden eingeholt. Als die mit Patentblau versetze Flüssigseife fertig war, gab es auch weiterhin viel zu tun. „Ich habe mich eher mit dem Marketing beschäftigt“, schildert Katharina Godon die Arbeitsaufteilung. „Aber die Finanzplanung zum Beispiel muss der Horror gewesen sein.“ Es entstand ein Vollzeitjob neben der Schule. Man habe aber gewusst, dass eventuell die Schulnoten etwas schlechter ausfallen könnten als sonst, nicht zuletzt wegen der nächtlichen Strategiebesprechungen, die erst per Videokonferenz und dann nach dem Lockdown wieder in Präsenz stattgefunden haben, berichtet Godon. 

Besonders herausfordernd seien die vergangenen drei Wochen vor der Abgabe gewesen. Monatelang hatte die Gruppe nun an Markteinführungsstrategien und Finanzierungsmodellen getüftelt. Kurz vor knapp, erzählt die Gründerin, habe das Team eine Pressemeldung im Internet gelesen, die ein sehr ähnliches Produkt beschrieb. Das Entsetzen sei groß gewesen, da es den Anschein hatte, ihre Idee sei nun nicht mehr einzigartig. „Wir haben überlegt, es zu ignorieren und zu hoffen, dass es niemand mitkriegt. Schlussendlich haben wir in unserem Konzept erwähnt, dass diese Form der Seife schon mal hergestellt wurde.“ Allerdings weise das Produkt Schwächen gegenüber der Seife von „Hyclean UG“ auf und sei daher keine Konkurrenz, so steht es im Konzept des Teams. 

Auch aufgrund der Schwierigkeiten, mit denen die Nachwuchsgründer zu kämpfen hatten, ist die Freude über den ersten Platz besonders groß. Der Jury habe wohl das Konzept, auch weil das Startkapital bei „nur“ 55 000 Euro liegt – andere Teilnehmer benötigten einen zehnmal höheren Betrag – als herausragend erachtet, vermutet Katharina Godon, aber genau wisse sie es auch nicht. 

Es folgten die große Gründerpreis Gala, bei der das Team in einer Reihe mit den Start-ups anderer Kategorien und auch den Prominenten ausgezeichnet wurde, und die neu eingeführte „Gründerpreis Experience“, die 2021 erstmals als Preis stattfand. Dabei handelt es sich um eine Art Workshop in Berlin, bei dem das Entwickeln von Strategien und das Knüpfen von Kontakten noch einmal im Vordergrund stehen. 



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