Bad Homburg (hw). Am Sonntagnachmittag verwandelte sich das Foyer des Kurhauses mit Melodien von Kreisler und Lehár wieder in den Ballsaal für elegante Soireen wie es in der Belle Epoque seine Bestimmung war. Die untergehende Sonne und die wehmütig schluchzenden Geigenklänge durchsetzt von deftigen Tanzrhythmen verzauberten das Publikum. Rolf Kohlrausch, stellvertretender Vorsitzende des Kulturkreises Taunus-Rhein-Main hieß im Namen der Veranstalter alle zum 50. Geburtstag des Forums für junge Künstler willkommen, bei dem er selbst als Pianist 1981 sein Debüt gab. Das Forum sei „einmalig im Rhein-Main-Gebiet“, es biete jungen Künstlern die Chance, vor Publikum aufzutreten. Er freute sich sichtlich, die 31-jährige Geigerin Caroline Adomeit, die schon zwei Mal zu Gast war, und am Piano Stanislav Rosenberg, Komponist, Dirigent und Mitglied der Kammeroper Frankfurt, vorzustellen. Das Renommee der jungen Geigerin, ehemalige Schülerin von Antje Weithaas, die für ihre „leichte technische Meisterhaftigkeit“ gelobt wird, versprach beste Unterhaltung. Sie startete mit den rumänischen Volkstänzen von Bela Bartók und zog mit ihrer feurigen Spiellust die Zuhörer in ihren Bann. Ihre rhythmische Lebendigkeit und ihre unbändige Spielfreude waren innerhalb von Sekunden ansteckend und versetzten den einen oder anderen in Hochspannung mit schnellen Passagen, die in ihrem Programm die Regel und nicht die Ausnahme sind. Bartók fasste 1915 die „7 Rumänischen Volkstänze“, die der Komponist in Siebenbürgen erforschte und mit dem Tonband aufnahm, zu einer Suite zusammen, die mit mitreißendem Tanzrythmus in die Beine und zu Herzen geht. Adomeit stampft tatsächlich beim „Stampfer-Tanz“ mit den Füßen als sei das ganz natürlich für eine Geigenvirtuosin und verbreitet mit ihrer natürlichen Bewegunsfreude fröhliche Unbeschwertheit. Auch in Ravels „Habanera“, in Anlehnung an Bizets „Carmen“ mit gesanglichen Qualitäten, lässt sie ihrem Temperament freien Lauf. Adomeit strahlt ins Publikum, scheint jede Regung als Anregung aufzunehmen, dazu hüpft sie im Takt wiegt sich verführerisch in der Hüfte und scheint trotz ihres rasanten Geigenspiels vom Boden abzuheben. Dabei erinnert sie in ihrer Wildheit an Janine Jansen, die Stargeigerin, die ebenso mit vollem Körpereinsatz spielt und ihre Haare durch die Luft wirbelt. Der berühmte Säbeltanz von Khatchatourian lässt die Zuschauer atemlos zurück auf den Plätzen, und Adomeit steigert das Tempo noch weiter mit Weill und Albeniz in ihrer eigenen Komposition. Rosenberg am Klavier spinnt dabei jedes musikalische Scherzo bestens weiter. Gerade Adomeits eigene Kompositionen zeugen von ihrer Genialität, fröhlich mischt sie „Mission Impossible“ mit einem Flamenco und das, wie sie sagt „antifaschistische“ (und deshalb aktuelle) Partisanenlied im Zweiten Weltkrieg „Bella Ciao“ mit einem Czardas. Das Publikum lauscht verzückt und kommt kaum zum Luftholen. Gershwins Summertime aus der Oper „Porgy und Bess“ spielt sie als „Fantasy“ – „immer anders“, wie sie schmunzelnd dem Publikum verrät.
Auf die Frage, ob sie selbst tanzen kann, antwortet sie mit Ja, vor allem lateinamerikanische Tänze (ja, das passt zu ihrem Temperament!), aber mit zwei Kindern schaffe sie das nicht mehr so wie früher. Wen wundert`s denkt man als Frau und zieht den Hut.
Der begeisterte Applaus war der Dank des Publikums für diesen zauberhaften Musiknachmittag mit vibrierender Unterhaltungskunst.