Gold in der Kehle, den Schalk im Nacken

Mit Witz und Humor präsentieren die „6-Zylinder“ seit drei Jahrzehnten ihre Gesangskünste. Jetzt haben sie in Bad Homburg Station gemacht und ihr Können in der Englischen Kirche gezeigt. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Seit mehr als 30 Jahren begeistert die A-cappella-Formation „6-Zylinder“ ihre Fans mit guten Stimmen und Liedern. Ihre Auftritte sind Kult, ihre Programme abwechslungsreich und vielseitig, ihre Moderation ist mitreißend, ihr Sound unverwechselbar. Das Repertoire der fünf studierten Musiker beinhaltet kreative Eigenkompositionen und witzig arrangierte Versionen bekannter Musiktitel. Zu den Lieblingsauftrittsorten des Ensembles gehört die Englische Kirche.

Groß ist die musikalische Bandbreite der „6-Zylinder“. Sie reicht von Schlagern und Popmusik über Rock’n’Roll und Country bis hin zu Jazz und Funk. Präsent ist das Quintett, das einst ein Sextett war, in TV und Radio, in der Literatur, auf Festivals und vor allem auf Bühnen in ganz Deutschland und an den verschiedensten Orten der Welt.

Um sie nach langer Corona-Pause live zu sehen und zu hören, reisten ihre Fans jetzt von Sinsheim, Tuttlingen, aus der gesamten Rhein-Main-Region und sogar aus Ibizia an. „Wir sind endlich wieder in Bad Homburg“, berichteten die fünf Vokalakrobaten ihrem Publikum. Das war gespannt, was die Gruppe dieses Mal zu bieten hatte.

Im Gepäck dabei hatten die singenden Unterhaltungskünstler ihr aktuelles Programm „Jetzt auch konisch!“. Der Mix aus Höhepunkten früherer Zeiten, Eigenkreationen, gekonnt „zylindrischen“ Bearbeitungen bekannter Originale und ihre Lieder „über die Sitten und Gebräuche ihrer geliebten, westfälischen Heimat und deren Eingeborene“ traf den Nerv des Publikums. Das Gesangs-Quintett lief auch im Bad Homburger Kulturzentrum zu Höchstform auf. Das Gold in der Kehle, den Schalk im Nacken, die Lust an Rollenspielen ungebrochen, humorvolle Einlagen und Blödsinn stets griffbereit, surften sie durch alle musikalischen Stilrichtungen. Die Fans in der vollbesetzten Englischen Kirche klatschten ausgelassen im Takt der Musik wie bei „The Way To Your Heart“ von „Soulsister“ oder lösten mit Bravour Aufgaben wie das „Klatschen für Fortgeschrittene“, beispielsweise beim Stevie-Wonder-Song „Don’t You Worry ’bout A Thing“.

Refrains wurden mitgesungen wie beim „Frankfurter Kranz“ von Udo Jürgens, der „griechisch“ daher kam. Auf Bitten der „6-Zylinder“ bildeten die Zuhörer einen vielstimmigen Background-Chor. Augenzwinkernd zeigten Thomas Michaelis (Bariton/Alt), Hermann-Josef „Jos“ Gerritschen (Bariton), Roland Busch (Tenor), Henrik Leidreiter (Bass) und Winne Voget (Bariton/Alt) im Laufe des Konzerts, dass „Schlager zeigen, wie Emanzipation geht“.

Und sie gaben Einblicke in eine Männer-WG mit dem Titel „In Männer WGs lernt man saugen“. Vor jedem Rendezvous in den Räumen der WG lautet der Slogan unter den Kavalieren: „Schalt’ den Sauger ein, gleich kommt ’ne Lady“. Bei den Reminiszenzen an frühere Jahre durfte der Nummer-Eins-Hit aus dem Jahr 1973 von Bernd Clüver „Der Junge mit der Mundharmonika“ nicht fehlen. Beim Auftritt der „6-Zylinder“ interpretierte ihn „der uneheliche Cousin“ des verstorbenen Sängers, Heinz B. Clüver alias Roland Busch im goldenen Glitzer-Jackett. Allerdings hatte der Verwandte den Text kreativ bearbeitet, und so schallte es von der Bühne: „Der Junge biss den Hund von Monika“. Bei vier Sängern aus dem schönen Münsterland und einem Holländer, Jos Gerritschen, „der auf der Grenze groß geworden ist“, gehört das Lokalkolorit zum Programm.

Gekonnt dargeboten wurde es wie immer von dem fröhlichen Bauern Karl-Heinz Wolkenbrink alias Thomas Michaelis. „Ich mach’ in Kartoffeln und Schweinen“, verriet er seinen Zuhörern. Und fragte schelmisch lächelnd: „Wat tut dat nomma viel in Südwestfalen?“ Um dann mit seinen Freunden in die Tiefen der TV-Serie „Bauer sucht Frau“ abzutauchen.

Der Bauer klagte im Liebeslied „Du fängst den Wind niemals ein“ über seine gescheiterte Liebe zu einer Städterin. „Wenn bei mir die Liebe aus allen Poren dringt, sagst du: Es stinkt“. Der heiratswillige Bauer erklärte seiner Flamme mit der feinen Nase: „Die frische Landluft, die hält jung, ich nehm’ nur besten Schweinedung.“ Der Erfolg blieb allerdings aus und es kam nicht zum Happy End.

Singend, tanzend und alle Register der Unterhaltungskunst ziehend ließen sich die fünf Sänger bei ihrem umjubelten Auftritt in der Englischen Kirche mit anhaltendem Applaus und anerkennenden Pfiffen feiern. Zu den stürmisch herbeigeklatschten Zugaben gehörten der „Sandstein-Reggae“ und „Auf Wiedersehen in Garmisch-Partenkirchen“.

!Weiter geht es auf der Bühne der Englischen Kirche, Ferdinandsplatz, am Donnerstag, 3. Februar, um 20 Uhr mit einem Konzert von Michael Fitz. Zu einem Konzert mit Olga Reiser (Flöte) und Julia Zielinski (Gitarre) lädt für Freitag, 4. Februar, um 19 Uhr die Deutsch-Russische-Brücke ins Kulturzentrum Englische Kirche ein.



X