„Dieses Haus soll für alle, die hier wohnen, Heimat werden“

1997 eröffnet und jetzt umfassend umgebaut und saniert: die Herberge der Caritas Wohnungslosenhilfe Haus Mühlberg in Bad Homburg. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Umut Koc freut sich. Der Mitarbeiter der Caritas Wohnungslosenhilfe, als Sozialarbeiter und Sozialpädagoge für jene Menschen zuständig, die obdachlos sind, setzt sich auf einen Stuhl in der hellen Küche der frisch umgebauten Herberge für Wohnungslose Haus Mühlberg. Sein Kollege, Diplom-Sozialarbeiter Michael Schneele, führt ebenfalls Besucher durch das zweistöckige große Haus Am Mühlberg. „Am 1. Oktober werden wir mit unseren Bewohnern hier einziehen. In schöne Zimmer mit freundlicher Atmosphäre.“

Im Januar dieses Jahres sei die Bad Homburger Anlaufstelle der Caritas für Obdachlose wegen des Umbaus in den Altenhöfer Weg nach Oberursel verlegt worden – „aber die meisten unserer Klienten wollen jetzt zurück, einige der ständigen Bewohner haben sich das neue Haus Mühlberg schon angeschaut, und die Skeptischen werden wir auch noch überzeugen“, lacht Umut Koc. Dass der umfangreiche Umbau der Herberge in wenigen Monaten vonstatten ging, und das auch noch trotz Corona, lobte der Geschäftsführer des Caritasverbands Hochtaunus, Ludger Engelhardt-Zühlsdorff, ausdrücklich bei der Einsegnungsfeier.

„Dieses Haus soll für alle, die hier wohnen und arbeiten, Heimat werden und die Hoffnungen und Wünsche der wohnungslosen Menschen erfüllen“, so Engelhardt-Zühlsdorff. Vertreter der Stadt, des Hochtaunuskreises, der Caritas und des Landeswohlfahrtsverbands Hessen waren zur Wiedereröffnung gekommen. „Das Haus Mühlberg öffnet die Tür für alle, die meinen, es gibt keine Tür mehr für sie“, sagte Kreisbeigeordnete Katrin Hechler und lobte die Mitarbeiter des Hauses für „die Geduld, mit der sie Obdachlose gewinnen“. Bad Homburg sei keine Insel der Glückseligkeit, meinte Oberbürgermeister Alexander Hetjes. Ihm gefalle sehr das Wort „Herberge“, es stehe für Übernachtung und viele weitere Hilfen. Bad Homburgs Sozialdezernentin Lucia Lewalter-Schoor, die selbst als junge Sozialarbeiterin in den 1990er-Jahren die Eröffnung von Haus Mühlberg begleitet hatte, lobte, dass hier viele Menschen, die mit Verzweiflung und inneren Spannungen kämpften, „zu neuen Ufern aufbrechen können“. Der Vertreter des Landeswohlfahrtsverbands Hessen, Karl-Heinz Schön, sagte: „Ein guter wohnlicher Standard ist für die Obdachlosen ein Ansporn, sich aus ihrer Situation heraus zu entwickeln und für uns ein Ausdruck dessen, dass wir in christlicher Nächstenliebe diesen Menschen Respekt entgegenbringen.“ Auch der Ökumenische Freundeskreis Haus Mühlberg, dem 30 ehrenamtliche Helfer von den Kirchengemeinden St. Marien und Erlöserkirche angehören, war zugegen. Der katholische Pfarrer Werner Meuer segnete das umgebaute Haus.

Umgestaltet wurde in dem Haus, das 1997 eröffnet worden war und damals eine marode Notunterkunft für Obdachlose ablöste, nun eigentlich alles. Nach mehr als 20 Jahren hatte die Caritas gemeinsam mit Stadt und Landeswohlfahrtsverband Hessen ein neues Standortkonzept für die Wohnungslosenhilfe entwickelt. Kern des Konzepts ist die Herberge Am Mühlberg 29. Waren dort bis zu zehn Obdachlose bisher in Mehrbett-Zimmern mit Gemeinschaftsbad untergebracht, so sind jetzt sieben Einzelzimmer mit je eigenem Bad für diejenigen Menschen zur Verfügung, die länger dableiben und die Möglichkeiten der Reintegration in die Gesellschaft ausprobieren und nutzen wollen. Sie wohnen im ersten und zweiten Stock der Herberge und haben auch eine Gemeinschaftsküche und zwei Aufenthaltsräume mit EDV-Ausstattung zur Verfügung. Im Erdgeschoss, getrennt davon, haben die Architekten zwei Zweibett-Zimmer mit abschließbaren Schränken und einem Gemeinschaftsbad eingerichtet: Hier können vier Kurzübernachter unterkommen – „denn anklopfen kann bei uns jeder wohnungslose Mensch jederzeit“, sagt Umut Koc. Für ihn und die anderen Mitarbeiter gibt es im Erdgeschoss nun drei Büro- und Aufenthaltsräume mit Teeküche und Sanitärbereich. Hier befindet sich auch der Zugang zum Garten der Herberge, der sich an den Hang schmiegt, auf dem die St.-Marien-Kirche und die Erlöserkirche stehen. „Jeder Bewohner unseres Hauses kann hier ausspannen und sich erholen“, so Koc. Auch der Keller ist neu eingerichtet worden: „Hier gibt es die Waschküche, hier haben wir Kleider, Schlafsäcke, Hygieneartikel, Essen und alles, was ein Mensch auf der Durchreise so braucht.“

Außerdem gibt es eine von den Mitarbeitern des Hauses Mühlberg betreute Außenwohngruppe, eine Dreier-WG in der Dietigheimer Straße. „Dahin kommen die Fitten, die den Weg zur eigenen Wohnung ausprobieren.“ Geboten wird aber noch mehr: In der Tagesstätte der Caritas für Wohnsitzlose, jetzt in der Baierstraße 5 in Bad Homburg-Kirdorf, finden Fachberatung und soziales Training statt, ebenso sind hier Tagesaufenthalte unter dem Motto „Einfach mal reinschauen“ möglich. Finanziell unterstützt wurden Neukonzeption und Umbau von Haus Mühlberg vom LWV Hessen und der Glücksspirale von Lotto.

!Die Caritas Wohnungslosenhilfe in Bad Homburg ist unter Telefon 06172-59760280 oder per E-Mail an wohnungslosenhilfe[at]caritas-hochtaunus[dot]de erreichbar.

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