Im HCV-Drive-In gibt es Orden mit der Greifzange

Ordensverleihung ist Chefsache: Wolfgang R. Rothe, seit 29 Jahren Sitzungspräsident beim HCV, kann’s auch im Freien mit coronakonformem Greifer. Foto: Streicher

Bad Homburg (js). Ina Krause und Nadine Weber haben ihr passend zum trüben Wetter winterliches Outfit karnevalistisch aufgerüstet. Mit Orden, Vereinsmütze und Club-Schal. Und sich vor allem mit einem fröhlichen Lächeln geschmückt. Wenigstens „ein bisschen Freude und Hoffnung“ wollen die Vorsitzende und die stellvertretende Geschäftsführerin des Homburger Carneval-Vereins (HCV) den Freunden des Karnevals schenken. Also Orden am Spieß, überreicht mit langer Stange mit Greifer durch die runtergekurbelte Fensterscheibe am improvisierten Drive-In-Schalter zwischen zwei offenen Zelten, geschmückt mit vielen lachenden Herzen. Ein Hoheitsakt, den Sitzungspräsident Wolfgang R. Rothe vollziehen muss, perfekt macht er das. Natürlich mit medizinischer Maske und weißen Handschuhen, die zur prächtigen blau-weißen Narrenkappe passen.

Ein „klitzekleines Ordensfest“ ist immerhin geblieben von all den schönen geplanten traditionellen Veranstaltungen. „Ein Dankeschön an die vielen Mitglieder, die treu zum Verein stehen auch in der Krise“, so Ina Krause. Sie kamen in Scharen vorgefahren beim Möbelland Hochtaunus am frühen Sonntagnachmittag zur närrischen Zeit ab 14.31 Uhr. Zum Teil hupend und mit Fähnchen geschmückt, mit Kind und Kegel. Alle persönlich begrüßt vom Sitzungspräsidenten, er kennt sie wirklich alle mit Namen, ein paar ganz kleine Tänzerinnen vielleicht nicht. Knapp 35 Jahre gehört Wolfgang R. Rothe zur Familie des HCV, seit 29 Jahren ist er Sitzungspräsident, klar, dass er die Orden vergibt bei dieser ganz besonderen Ausgabe 2021. Darauf das lachende Herz, vom Virus närrisch infiziert, aber letztlich der Sieger. Und Ina Krause verteilt kleine zusätzliche Geschenke an die Kinder mit dem Hinweis, „da ist auch was für die Mama und den Papa dabei“. Im Hintergrund läuft Fastnachtsmusik, die Stimmung ist wohltuend gutgelaunt, am Stand und in den Autos. Wolfgang R. Rothe bedankt sich bei allen Vereinsmitgliedern für ihren Einsatz, der Dank kommt vielfach zurück für die „tolle Aktion“. Das freut vor allem Ina Krause und Nadine Weber.

„Wir hätten gerne mit euch Fastnacht gefeiert.“ Auch der Club Humor und der CV Heiterkeit aus Kirdorf haben es den Narren in der ganzen Stadt noch einmal schriftlich gesagt und dazu den Brunnen auf dem Festplatz im Ortskern vor dem Schwesternhaus bunt geschmückt. Schon jetzt aber, das steht auf dem Banner im Hintergrund und auch auf der riesigen Botschaft des HCV auf der Kurhaus-Fassade, blüht die Vorfreude auf eine neue Saison, die das närrische Volk wieder gemeinsam feiern will. Nicht auf dem Parkplatz eines Möbelhauses wie beim improvisierten Ordensfest ohne Bussi und Kussi. Hier wollten Krause und ihre Getreuen am Sonntag daran erinnern, dass eigentlich Zehntausende in diesen Tagen auf den Straßen sein sollten.

Stattdessen herrscht lähmende Ruhe im Fastnachtsland Hochtaunus. Keine Böllerschüsse aus der Kanone, kein Helau, kein Alaaf. Der Sturm auf die Rathäuser längst abgesagt, oft letzte Werbung für die närrischen Großdemos zum Höhepunkt am Fastnachtssonntag, in Usingen etwa und beim „Taunuskarnevalszug“ in Oberursel. Kein Zug nirgends, auch nicht heimlich und illegal. So dumm wie die Narren aus dem Ortsteil Jüchsen der Gemeinde Grabfeld in Thüringen wollen sie hier nicht im Fokus stehen. Dort bereitete die Polizei dem fatalen Treiben einer Hundertschaft Narren auf der Straße ein Ende. Das wird’s hier nicht geben, HCV und Club Humor, Heiterkeit und FdC, alle bleiben zu Hause auf dem Sofa und treffen sich allenfalls virtuell. Das mag am Motto liegen: „Fastnacht meets Jogginghose“, heißt es am Samstag vereinsintern beim HCV, und wer will sich schon so in der großen weiten karnevalistischen Welt zeigen.



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