Hirschkäferfunde melden, aber Tiere nicht einsammeln

Diplom-Biologe Matthias Fehlow und die Stadt bitten die Bad Homburger um Mithilfe bei Hirschkäfer-Sichtungen. Foto: ad

Bad Homburg (ad). Unter fachkundiger Führung des Diplom-Biologen Matthias Fehlow machte sich in der vergangenen Woche eine kleine Gruppe auf die Pirsch nach prächtigen Hirschkäfern im Hardtwald. Der Biologe ist im Auftrag der Kurstadt schon das zweite Mal seit 2018 auf der Suche nach Hirschkäfern und trägt Daten zu den Fundorten des bedrohten Insekts in einer Karte zusammen. Der Hirschkäfer wird in der „roten Liste“ als „stark gefährdet“ geführt und ist gesetzlich geschützt, das gilt auch für seine Entwicklungsstadien und Nester. Im Rahmen der Biodiversitätsstrategie der Stadt ist es deshalb das Ziel, Maßnahmen zum besseren Schutz dieser seltenen und eindrucksvollen Art zu entwickeln.

Der Hirschkäfer ist die größte europäische Käferart. Er beginnt jetzt im Sommer sein Erwachsenenleben, das bei den Männchen nur bis etwa Ende Juni, bei den Weibchen bis etwa Ende Juli reicht. Die eindrucksvollen Männchen mit ihren großen Oberkieferzangen können eine Länge von über acht Zentimetern, die „geweihlosen“ Weibchen drei bis fünf Zentimeter erreichen.

Hirschkäfer leben vorwiegend in lichten Laubwäldern mit größeren Beständen alter Eichen, aber auch in Parks oder in Gärten mit Beständen alter Laub- und Obstbäume. Ein Hinweis auf Hirschkäfer können Wühlspuren von Wildschweinen im Bereich von Eichenstämmen sein, die ein Anhaltspunkt für das Vorhandensein von Larven der Art sind.

Hirschkäfer sind so selten, weil geeignete Lebensbedingungen in den vergangenen 100 Jahren ständig weniger geworden sind – und weil sie nur einen Sommer leben. In diesen drei bis fünf Wochen dreht sich für sie alles um Fortpflanzung und Ei-Ablage. Nur deshalb wagen sie den riskanten, energiezehrenden Flug – um Raubvögeln zu entgehen meist nachts oder in der Dämmerung, außerdem, wenn es windstill ist.

Nach der Begattung gräbt sich das Weibchen bis zu 50 Zentimeter tief in die Erde ein und legt seine Eier an morsche Wurzelstöcke.

Fünf oder sechs Jahre lang leben die Larven „im Untergrund“, häuten sich diverse Male und werden – sofern sie nicht von Wildschweinen gefressen werden – bis zu zwölf Zentimeter groß. Sie ernähren sich von morschem, feuchtem und verpilztem Holz.

Im Frühjahr graben sie sich nach oben, und die Metamorphose beginnt. Sie werden zur Puppe, schlüpfen, und das Leben – das auf den Zweck der Paarung ausgerichtet ist – ist schon bald wieder vorbei.

Zum zweiten Mal nach 2018 bittet die Stadt die Bürger um Unterstützung bei der Erfassung der besonders schützenwerten heimischen Hirschkäfer-Population. Bei der Aktion vor drei Jahren wurden mehr als 100 Funde beziehungsweise Sichtungen aus dem Stadtgebiet, insbesondere rund um den Hardtwald, gemeldet.

!Die Stadt freut sich über Meldungen von Bürgern, die bei Spaziergängen Hirschkäfer sichten. Wer einen lebenden oder toten Hirschkäfer (oder auch nur Einzelteile eines Tieres) innerhalb der Stadtgrenze von Bad Homburg findet, wird gebeten, diesen Fund mit Angabe von Datum, Uhrzeit, Lokalität und möglichst einem Foto mit Größenvergleich an Matthias Fehlow, E-Mail: m.fehlow[at]t-online[dot]de, oder Thomas Wenzler, E-Mail: thomas.wenzler[at]bad-homburg[dot]de, zu schicken. Bitte beachten: Der Schutz des Hirschkäfers ist das Wichtigste. Daher sollen die Hirschkäfer-Funde nur gemeldet und die Käfer nicht gesammelt werden.



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