Bad Homburg (fch). Es wird spannend und bunt, abwechslungsreich und informativ – das Hölderlinjahr in Bad Homburg. Neben dem Musiker und „Star“ unter den Komponisten Ludwig van Beethoven (1770-1827) steht der Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu Beethoven, der nie nach Bad Homburg kam, ist das Schicksal von Hölderlin, einem der berühmtesten und bedeutendsten Schriftsteller Deutschlands, eng mit der Kurstadt verknüpft.
Gefeiert wird am 20. März der 250. Geburtstag des als Zeitgenosse Goethes, Schillers, Hegels und Schellings 1770 in Lauffen am Neckar geborenen und in Nürtingen aufgewachsen Dichters. Das Jubiläum wird bundesweit mit rund 700 Veranstaltungen begangen, die das Deutsche Literaturarchiv in Marbach koordiniert. Veranstaltungsorte in der Region sind außer Bad Homburg und Frankfurt, Offenbach, Darmstadt, Hanau, Hofheim, Wiesbaden und Oestrich-Winkel. Sie alle beteiligen sich an den Feierlichkeiten mit insgesamt rund 60 Veranstaltungen. Dr. Julia Cloot ist als Kuratorin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain für das Gesamt-Programm verantwortlich. „Es ist nicht einfach bei 60 Veranstaltungen alles zu koordinieren“, sagt sie.
Am Programm beteiligt ist die Stadt Bad Homburg mit insgesamt rund 30 Veranstaltungen, die sich rund um die Verleihung des Friedrich-Hölderlin-Preises am 7. Juni gruppieren. Die Stadt zeichnet seit 1983 Autoren im Namen des Dichters mit dem Hölderlinpreis aus und verleiht einen Förderpreis. Oberbürgermeister Alexander Hetjes sagt: „Die Stadt ist stolz, eine so große Anzahl von hochkarätigen Veranstaltungen anbieten zu können. Die Institutionen der Stadt zeigen damit ihr großes Potenzial und tragen dazu bei, den Dichter Friedrich Hölderlin einer größeren Öffentlichkeit präsent zu machen.“
Verliebt in Susette Gontard
Er informierte im Gotischen Haus gemeinsam mit städtischen Mitarbeitern und Vertretern des 2007 gegründeten Kulturfonds über die „konzertierte Aktion“. Zu den Programmzielen gehört es nach den Worten von Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds: „Hölderlin erlebbar und sichtbar zu machen und zu vernetzen. Aufgabe des Kulturfonds ist es nicht nur, die Vernetzung und die Strahlkraft der Institutionen in der Region zu fördern, sondern auch, Themen für gemeinsame größere Projekte zu finden, die eine überregionale Bedeutung haben, aber in der Region verankert sind.“
Zu Bad Homburg und Frankfurt hatte Hölderlin eine besondere Beziehung: Zwischen 1798 und 1800 lief der knapp Dreißigjährige regelmäßig drei Stunden lang von Homburg nach Frankfurt, um seiner Geliebten, der Bankiersgattin Susette Gontard, einen Brief zu bringen. Der Dichter verbrachte insgesamt knapp sechs Jahre in Frankfurt und dem damaligen Homburg. „Sie gehören zu den fruchtbarsten in seinem Schaffen“, betont Karin Wolff.
Gegliedert sind die verschiedenen Veranstaltungen in sieben inhaltliche Linien: musikalisch, szenisch, Bildnisse und Nachwirkungen, installativ, literarisch, philologisch und biografisch. Und damit stehen die Nachwirkungen Hölderlins in den Künsten im Fokus. „Die Programmkonzeption fußt auf dem Gedanken, dass jegliche künstlerische Beschäftigung mit Hölderlin und seinem Werk eine Lektüre darstellt, die einen bestimmten Deutungsansatz in den Vordergrund rückt. Auf diese Weise konnten wir gemeinsam mit vielen Institutionen der Region ein zeitgemäßes, inhaltlich vielfältiges und teilweise interdisziplinäres Programm entwickeln“, erläutert Dr. Julia Cloot.
Originalhandschrift
Zu den Homburger Veranstaltungen gehören mehrere Ausstellungen wie eine Medaillenausstellung im Gotischen Haus oder eine Schau der Hölderlin-Orte in der Englischen Kirche. In der Filiale Louisenstraße wird in Kooperation mit der Taunus Sparkasse die Originalhandschrift des Gedichts „Patmos“ zu sehen sein. Die 1803 vollendete Hymne „Patmos“ hatte Hölderlin dem Landgrafen von Hessen-Homburg, Friedrich V., gewidmet. Schauspieler Armin Nufer aus Wiesbaden ließ den immer besonders klingenden Friedrich Hölderlin-Sound in seiner Deklamation im Gotischen Haus erklingen. In Kooperation mit der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen werden eine Schrift-Installation in der Schlosskirche und eine Lichtinstallation im Schlosspark gezeigt. Ferner wird in Kooperation mit der Hölderlin-Stadt Lauffen am Neckar das Rockmusical „Hölder“ in Zusammenarbeit mit Schülern des Humboldt-Gymnasiums aufgeführt werden. In Bad Homburg findet zudem ein von Professor Dr. Achim Geisenhanslüke geleitetes, wissenschaftliches Symposium statt.
!Informationen zum Programm und Dichter gibt es in einem umfangreichen Booklet „Hölderlin 2020“ und in Kürze auf der städtischen Homepage. Eine „Hölderlin App“ ermöglicht eine kleine Tour durch die Kurstadt, unter anderem vorbei an Schaufensterprojekten in der Innenstadt. Pünktlich zum Jubiläum fertiggestellt wurde die 70 Quadratmeter große Hölderlin-Wohnung in der Villa Wertheimber. Hier finden Preisträger, Autoren und junge Forscher künftig einen Raum, um ungestört arbeiten zu können.