Der „Hühnerstein“ nimmt Gestalt an

Das Team vom Bau, das für Planung und Finanzierung, das Durchschneiden der Bänder bei Eröffnungen, für die lobenden Worte und die Endabnahme verantwortlich ist, auf der Brücke im noch namenlosen Grünzug „G 1“. Das sind Claudia Richter, Markus Philipp und OB Alexander Hetjes (vorne, v. l.) sowie Bürgermeister Meinhard Matern und Ortsvorsteherin Christl Elbert, die das Projekt „Hühnerstein“ seit 1998 begleitet, in zweiter Reihe. Foto: Streicher

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Es geht voran „Am Hühnerstein“. Das Baugebiet am Ortsrand von Ober-Erlenbach, das zum Vorzeigeobjekt moderner städtischer Quartiersplanung werden soll, wächst stetig aus dem einst landwirtschaftlich genutzten Boden. Das Dorf am Dorfrand nimmt Gestalt an, wächst entlang des bereits fertigen Grünzugs, der schon längst als Spiel-, Spazier- und Chill-Zone genutzt wird. Rund zehn Millionen Euro sind bereits verbaut, viel davon unter der Erde, die Erschließung des gesamten Geländes ist nahezu abgeschlossen.

Oh ja, es geht voran „Am Hühnerstein“. Jede Menge Kräne drehen sich vor riesigen Strommasten im Hintergrund, Baufahrzeuge bestimmen das Bild, Gerüste wachsen in die Höhe und mit ihnen Reihenhäuser, Einzel- und Doppelhäuser und Blöcke im Geschosswohnungsbau. Auf zusammen 205 Baugrundstücken werden neue Heimstätten errichtet, viele für Familien mit Kindern, so war es gewünscht. Über 50 Reihenhäuser auf städtischen Grundstücken gehören zum Portfolio, die Stadt hat sie in Erbpacht vergeben, mehr als zehnmal so hoch die Zahl der Bewerber. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die ersten Bewohner einziehen, der gesamte erste von vier Bauabschnitten soll 2022 fertig sein, verkündet Markus Philipp, der Leiter des Tiefbauamts, beim ersten offiziellen Spaziergang über „G 1“.

Den Arbeitstitel hat die für die Grünflächen „Am Hühnerstein“ zuständige Fachbereichsleiterin Claudia Richter dem Hauptgrünzug durch das Wohngebiet gegeben, irgendwann sollen die Bewohner ihm einen anderen Namen geben. Dann kann Oberbürgermeister Alexander Hetjes vielleicht noch ein blaues Band durchschneiden. Genutzt werde die Freifläche schon länger, kann Christl Elbert berichten, die Ortsvorsteherin, die das Projekt „Hühnerstein“ von den ersten Ideen Ende der 90er-Jahre an begleitet und immer wieder mal vorbeischaut. Eine echte Landmarke auf „G 1“ ist der alte riesige Speierling als Zeugnis der früheren Zeit und nun irgendwie Symbol für die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft.

Ökologische Pluspunkte

Auch dazu kann Christl Elbert eine schöne Geschichte erzählen. Die ungefähr 1,6 Hektar Grünzug, eingefasst durch zwei feste Wege zum Flanieren, sollen außer Aufenthaltsqualität für die Anwohner und ihre Gäste natürlich auch ökologische Pluspunkte bieten. Verbesserung der klimatischen Verhältnisse am Hühnerstein, Förderung der Biodiversität im Wohnquartier, Lebensraum für Kleintiere, Vögel und Insekten, es sind nur einige Stichworte aus dem Programm „Wohnqualität“, die wie der Quartiersplatz an der Vilbeler Straße zur „Identitätsbildung“ beitragen sollen, wie die Stadtplaner sagen. Die Eschen, die einst Schatten über den Platz mit Pergola, Treppen, Bänken und Betonsteinen als Sitzgelegenheiten werfen sollen, sind schon gepflanzt. Noch aber müssen sie durch eine weiße Schutzschicht auf den dünnen Stämmen selbst vor der Sonne geschützt werden.

Wie eine Trutzburg daneben das fast fertige Blockheizkraftwerk, Herzstück der Energieversorgung mit 431 Kilowatt Leistung. Und noch ein Beispiel neben „G 1“ dafür, wie „Am Hühnerstein“ viel Wert darauf gelegt wurde, möglichst viel Infrastruktur vorhalten zu können, bevor die Menschen ihr neues Wohnquartier in Beschlag nehmen. Über ein Nahwärmenetz, etwa vier Kilometer lang, wird die im BHKW erzeugte Wärme in die umliegenden Gebäude transportiert, leistet schon beim Bau gute Dienste beim Trocknen von frischem Estrich. Direkt neben der Heizzentrale ist Platz vorgesehen für die nächsten Generationen, die erstmal nur spielen sollen in der Grünzone mit Klettergerüsten, Rutschbahnen, Wackelschafen, Bachläufen nach Regenfällen und was die Fantasie sonst noch hergibt.

Geplant ist eine Kindertagesstätte für sechs Gruppen. Auch sie soll fertig sein, wenn die ersten Familien einziehen. Blühendes wildes Land prägt das Bild zwischen Zaun und südlicher Bauseite, wo das Land noch der Bebauung harrt. Ein buntes Meer aus wilder Kamille, lilafarbenen Disteln und Mohnblumen. Bagger werden es bald verschlingen, bis 2025/26 soll alles fertig sein, so der Plan im Kopf von Markus Philipp. Bis jetzt liegt man „Am Hühnerstein“ trotz Corona ziemlich gut im Zeitplan.

Beeindruckende Zahlen können Markus Philipp und Ralf Schroedter, der Stadtwerke-Direktor, auf dem Quartiersplatz und beim Gang über „G 1“ liefern. Rund 9000 Quadratmeter verbauter Asphalt und in den Randbereichen 6600 Quadratmeter Schotter, rund 23 000 Kubikmeter abgefahrener Bodenaushub, neue Trinkwasserleitungen auf 1853 Meter Länge, ungefähr 5000 gesetzte Grün- und Buntpflanzen, ein Stauraumkanal mit einem Volumen von 678 Kubikmeter. Die Kinder, Paare und Passanten am Hühnerstein werden mehr der noch folgende Bereich „G 2“ und etwas kleiner „G 3“ interessieren.

Das dort entstehende „Freiraumangebot“ mit Fitnessgeräten soll Jugendliche ansprechen, die nicht mehr auf die Spielplätze in der grünen Mulde passen. Die geschwungene Brücke gleichwohl, mit von Holzbohlen belegtem Stahlgerüst, dürfte ein Anziehungspunkt für alle werden. Symbolisches Bauwerk zur Verbindung, zwischen den Baufenstern und vielleicht auch von Generationen. Oh ja, es geht voran „Am Hühnerstein“.

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