Bad Homburg (a.ber). Seit fast zehn Jahren nun weht die rot-weiße Fahne mit der Aufschrift „Gonzenheimer Museum im Kitzenhof“ an dem markanten Fachwerkbau im Ortskern von Gonzenheim – ein winziger Moment ist das nur, wenn man die mehr als 400-jährige Geschichte dieses Hauses bedenkt. Genau diese beiden Aspekte von Geschichte – das neugierige und ehrfurchtsvolle Erforschen der Vergangenheit und deren lebendige Vermittlung in der Gegenwart – haben Karin und Ernst R. Henrich über viele Jahrzehnte in ihrem Heimatort Bad Homburg-Gonzenheim als Auftrag gesehen.
Ungezählte ehrenamtliche Stunden arbeitete das Ehepaar Henrich für den von ihnen im Jahr 1982 mitgegründeten Geschichtlichen Arbeitskreis Gonzenheim (GAG). Und beide sind so selbst Teil der Heimatgeschichte geworden: Karin Henrich mit 26 umfangreichen Broschüren zur Gonzenheimer Geschichte, Ernst Henrich mit dem 2013 eröffneten Museum im Kitzenhof – dies nur zwei der Felder heimatgeschichtlicher Forschung, die sie gemeinsam mit anderen Geschichtsinteressierten über die Jahre erschlossen. Nun haben Ernst und Karin Henrich auf der Jahreshauptversammlung des GAG Ende Februar den Rücktritt aus ihren Ämtern als Vorsitzender und Schriftführerin erklärt. „Unser größter Wunsch ist, dass das Museum im Kitzenhof weiter betrieben wird und sich auch jüngere Gonzenheimer mit guten Ideen für die Geschichte ihres Ortes engagieren“, sagen beide im Gespräch.
Der gelernte Modellbauer und langjährige Angestellte im Stadtplanungsamt der Stadt Bad Homburg, Ernst Henrich, und die kaufmännische Angestellte Karin Henrich, die 46 Jahre Gemeindesekretärin der evangelischen Kirchengemeinde Bad Homburg-Gonzenheim war: Sie sind waschechte Gonzenheimer, 1941 und 1945 dort geboren und aufgewachsen. „Heimatkunde und Geschichte gefielen mir schon in der Schule“, erinnert sich Karin Henrich; ihre Leidenschaft für alte Dokumente und deren Übertragung und Einordnung zeigt sich nicht nur in den Broschüren des GAG zu unterschiedlichsten Themen, sondern auch in ihrer akribischen Forschung in alten Kirchenbüchern – hier saß sie ja täglich an der Quelle. Und für Ernst Henrich, der vom elterlichen Haus in der Gotenstraße schon als Jugendlicher interessiert die Entwicklung seines Ortes verfolgte, war der Einstieg in die Geschichtsforschung verbunden mit seiner Begabung, bauliche Veränderungen zu kartieren und in Modellen darzustellen: Seine Zeichnungen und Modelle des Ortes und einzelner historischer Gebäude Gonzenheims sind im Museum zu bewundern.
Für Karin und Ernst Henrich wurde die 1200-Jahr-Feier der Stadt Bad Homburg, in die das 1270 erstmals urkundlich erwähnte Dorf Gonzenheim 1937 eingemeindet wurde, zum Glücksfall. Bei Vorbereitungen für den Gonzenheimer Beitrag zur großen Ausstellung im Jahr 1982 über Homburgs Geschichte fanden sie Gleichgesinnte. Karl-Adolf Westerfeld, Rainer Steul, Karin und Horst Müller, Thomas Wolf, Wilhelm Jost und das Ehepaar Henrich gründeten damals den Geschichtlichen Arbeitskreis Gonzenheim. Ein Glücksfall nun auch für die Heimat. Die Gründung des Museums im Kitzenhof ist ein Meilenstein, den die Stadt der Hartnäckigkeit Ernst Henrichs zu verdanken hat.
Viele Weggefährten sind seither dazu gekommen. Und die von Kreativität und Fleiß geprägte Arbeit wurde Karin und Ernst Henrich nie langweilig. „Natürlich war es viel, aber wenn man etwas gerne macht, dann ist es doch gut“, sagt die 77-jährige Karin Henrich. Sie selbst sieht nach dem Rückzug aus dem aktiven Vereinsleben „kein Problem, die Zeit zu füllen, einiges wird noch aufzuarbeiten sein in unseren Ablagen zu Hause, und die Ahnenforschung ist ein Feld, auf das ich jetzt neugierig bin.“ Ernst R. Henrich, 81-jährig, ist dankbar, nach 39 Jahren als 2. und 1. Vorsitzender des Vereins die Arbeit nun in gute Hände abgeben zu können – „und den einen oder anderen Museumsdienst übernehme ich gerne noch“. Wer die beiden Heimatforscher kennt, ahnt, dass den Henrichs beim Gang durch ihren Ort wohl fast täglich noch jede Menge Geschichte über den Weg laufen wird – doch deren Aufarbeitung überlassen sie im wohlverdienten Ehrenamts-Ruhestand nun getrost anderen.