KFG ist Schule ohne Rassismus und macht sich stark für Courage

Der Grundstein ist gelegt: Der Plakette müssen nun die Taten folgen. Initiatoren und Mitwirkende der Veranstaltung sowie Patin Heike Zinke (l.), Jochen Henkel (2. v. l.) und Alexander Palchik (r.) übergeben sich selbst den Titel. Foto: jbr

Bad Homburg (jbr). „Es ist keine Auszeichnung für bereits geleistete Arbeit“, betonte Sabrina Becker in ihrer Video-Ansprache zur Titelverleihung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Sie ist Landeskoordinatorin des deutschlandweit mit 4000 Gliedschulen größten Schulnetzwerks, welches sich aktiv gegen Diskriminierung im Klassenzimmer und im gesamten Lernalltag einsetzt. Ein besonderer Faktor: Die Initiative zum Beitritt muss aus der Schülerschaft kommen. Bei einer internen Abstimmung sprach sich nun auch das Kaiserin-Friedrich-Gymnasium (KFG) für die Selbstverpflichtung des bestimmten Vorgehens gegen Rassismus und jegliche Form der Diskriminierung aus.

Nach einem musikalischen Auftakt im Hofcafé der Schule durch die Schüler Finn Schauer (Horn), Seongwoo Bae (Klarinette) und Nico Nöll (Klavier) richtete Schulleiter Jochen Henkel das Wort an Schüler, Lehrer und Eltern: „Es geht schlichtweg um den respektvollen Umgang miteinander.“ Damit brachte Henkel den Kern der Initiative auf den Punkt. Das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gebe dem KFG noch mehr Möglichkeiten, Ausgrenzung mit Nachdruck zu konterkarieren.

Als KFG-Patin konnte Heike Zinke gewonnen werden, die nun mit der Übernahme der Patenschaft für das Gymnasium wieder neu mit jener Schule verbunden wird, deren Geschicke sie einst leitete. Als Patin wird die ehemalige Direktorin das KFG bei Aktionen begleiten und sie nach außen repräsentieren. Damit es kein einmaliger Auftritt bei der Übergabe der Plakette bleibe, sei die Entscheidung bewusst nicht auf einen Fußballer oder anderen Prominenten gefallen, wie es oft geschehe. Entschiedenes Wirken gegen Rassismus sei Teil der Demokratie, erklärte Zinke und zitierte den Artikel 4 des Grundgesetzes, doch auch in der Erziehungsvereinbarung des Gymnasiums von 2007 sei schon viel Wichtiges bezüglich dieses Themas verankert worden. „Aber Demokratie fällt nicht vom Himmel“, ermahnte die designierte Patin und appellierte: „Habt Mut!“ Den Mund aufzumachen, hinzusehen und Verantwortung zu übernehmen, gehöre zum Handwerkszeug im Eintreten für-einander. Das heiße natürlich nicht, dass man jeden gleich gut leiden könne, räumte Zinke ein. Und vermutlich gebe es überhaupt keine Schule ganz ohne Rassismus und Diskriminierung, doch nun seien die Schüler beim Ärmelhochrollen gefragt, um ihr Umfeld jeden Tag ein bisschen besser zu machen. „Möge dieser Titel euch beflügeln!“, schloss sie.

Mit dem Projekt „Gewalt hat viele Formen. Sag nein!“ schufen die Schüler des Kunst-LKs von Nina Salus-Flohr mit inszenierten Bildern ein künstlerisches Fundament zur Verleihung des Titels „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Sarah Leinweber, Emma Schäfer und Hendrik Westphal zeigten – inspiriert von der Fotografin Nan Goldin – Szenen der Gewalt. Mit diesen großartigen Umsetzungen solle Aufmerksamkeit auf Misshandlung und Unterdrückung gelenkt werden. „Durch Kunst Wunden sichtbar machen und das Schweigen durchbrechen“, erläuterten die drei Künstler ihre Intension. Hinter den Bildern steckt die harte Realität, die die Schüler unter der Überschrift „Gewalt hat viele Formen“ abbildeten – Motive, die in ihrer Ausprägung ähnliche Ursachen, Gründe und Folgen haben wie Rassismus.

Im Rahmen der Projektwoche am KFG beschäftigten sich auch die Teilnehmer am Projekt „Be creative. Get involved. Think critically.“ mit Diskriminierung. Unter Anleitung von Sandra Düring, Alexander Palchik und Svenja Schmitt verfassten die Schüler Poetry Slams. Hinter „Anders sein“ und „Negativ-Flut“ von David Schütte und Alexandru Moldovan verbergen sich Meisterwerke der sozialkritischen Lyrik mit einer klaren Maxime: „Aufgeben ist keine Option“.

Mit Inspiration durch die Beiträge der Schüler und den Zuspruch des Schulleiters und der Patin verlieh sich zum Abschluss der Veranstaltung das KFG dann selbst den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, da Sabrina Becker, die eigentlich die Überreichung hätte vornehmen sollen, nicht selbst am Ort des Geschehens sein konnte.

Damit „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ nicht eine von vielen Blechplaketten neben der Eingangstür der Schule wird, plant Zinke bereits gemeinsam mit Organisator und Lehrer Alexander Palchik, der die Initiatoren aus der Schülerschaft tatkräftig beim Beitrittsprozess zum Netzwerk unterstützte, Aktionen und Projekte zum Thema „Diskriminierung“. Denn schließlich sei das KFG schon immer ein offener Ort für Menschen unterschiedlichster Nationen und Hintergründe gewesen, erklärte die ehemalige Schulleiterin. Aus über 20 Ländern stammte die Schülerschaft beim letzten Nachzählen.



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