Kirche und Orgel brauchen Unterstützung

Die Schlosskirche und die Bürgy-Orgel sind notleidend. Dr. Bettina Gentzcke, Pianist Burkard Schliessmann, Oberbürgermeister Alexander Hetjes, Direktorin Kirsten Worms und Nils Wetter vom SG-Bauamt sowie Karl-Heinz Krug vom Kuratorium Bad Homburger Schloss (v. l.) hoffen auf die Mithilfe der Bad Homburger Bürger bei der Sanierung. Foto: Stadt Bad Homburg

Von Astrid Bergner

Bad Homburg. „Sie ist ein Stück deutsches Kulturgut und hessenweit ein Schatz“, sagt Pianist Burkard Schliessmann und meint die Bürgy-Orgel, die älteste Orgel Bad Homburgs. Das 1787 erbaute historische Instrument, das von Organisten eine besondere Spielweise und -technik fordert, steht in der Schlosskirche des Landgrafenschlosses und erklingt bei Orgelmatineen und Konzerten in der Kulturstätte, die seit vielen Jahren Publikumsmagnet für die Bürger der Kurstadt und der ganzen Gegend ist. Nun sind beide, Orgel und Schlosskirche, nach drei Jahrzehnten intensiver Nutzung notleidend geworden.

Defekte an Orgelpfeifen und Orgelprospekt, Risse im Holzwerk und weitere Schäden an Malereien und Stützpfeilern des von einer veralteten Heizungsanlage geheizten Kirchenraums: „Jetzt brauchen Kirche und Orgel unsere Unterstützung!“, konstatierte Oberbürgermeister Alexander Hetjes bei einer Pressekonferenz. Von 250 000 Euro für die Generalsanierung sprachen Vertreter der Hessischen Schlösserverwaltung und des Kuratoriums Bad Homburger Schloss. Durch ein hochkarätiges Benefizkonzert mit Pianist Burkard Schliessmann will die Stadt helfen, die Spendenaktion anzuschieben.

Wer am Freitag, 2. Dezember, um 19.30 Uhr den Klavier-Soloabend in der Schlosskirche besuche, tue nicht nur sich selbst, sondern auch dem großen Sanierungsprojekt einen Gefallen, warb Kirsten Worms, Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG). Vier „Giganten der musikalischen Weltliteratur“, so Pianist Schliessmann, werden auf einem eigens von der Firma Steinway & Sons für diesen Konzertabend aufgestellten Steinway-Flügel D 274 erklingen.

Der international preisgekrönte Klaviervirtuose spielt Johann Sebastian Bachs Italienisches Konzert sowie dessen Chromatische Fantasie und Fuge 903, die 17 „Variations sérieuses“ op. 54 von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumanns Fantasie C-Dur op.17 und die Ballade Nr. 4 f-moll op.52 von Frédéric Chopin. Er wolle mit dem Benefizkonzert in der Schlosskirche „mit ihrer herausragenden Akustik“ zum Erhalt dieser Kulturstätte und der Bürgy-Orgel beitragen, sagte der Pianist, der selbst auch Orgel studiert hat.

Heizung verursacht Schäden

Schliessmann betonte die Einzigartigkeit der Orgeln in der Kurstadt. Unter ihnen nehme das Instrument in der Schlosskirche, eine dreimanualige Orgel mit 38 Registern in mitteltöniger Stimmung mit verkürztem Tonumfang im Pedal, auf dem Werke der Klassik und Frühromantik klangauthentisch dargestellt werden können, einen besonderen Platz ein. Karl-Heinz Krug vom Kuratorium Bad Homburger Schloss bezeichnete im Gespräch die Bürgy-Orgel als „unsere DNA“, deren Wiederherstellung durch die Orgelbaufirma Förster & Nicolaus Lich 1989 die Krönung der sieben Jahre dauernden Restaurierung der Schlosskirche gewesen sei – „ein Herzensanliegen von Kuratorium und Bürgerschaft“, das damals gemeinsam gestemmt worden sei.

Nun gilt es für die 1697 durch Landgraf Friedrich II. errichtete und bis 1908 als Stadtkirche genutzte Schlosskirche einen neuen Anlauf zu nehmen. Nils Wetter von der Bauabteilung der SG sprach von Schäden, die die vor mehr als 30 Jahren eingebaute Fußbodenheizung in der Kirche im Laufe der Jahre verursacht habe. Mit einer Modernisierung der Heizungsanlage, die mit neuester Steuerungstechnik gezielt auf Raumtemperaturen reagieren und von einer konstant niedrigen Raumtemperatur dann lediglich bei Veranstaltungen die Raumluft selber aufheizen kann, solle Abhilfe geschaffen werden; dann würden Holzoberflächen, Gemälde und die Orgel in Zukunft nicht mehr miterhitzt.

Allein 100 000 Euro der Gesamtkosten entfielen auf die Orgel-Restaurierung, so Wetter. Den Mammutanteil der rund 250 000 Euro werden laut Direktorin Worms die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen tragen, „doch das Riesenprojekt ist auf Spenden angewiesen, auch aus der Bürgerschaft. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten kann dieses Engagement der Stadtgesellschaft nicht genug gewürdigt werden“, meinte Worms. Laut Krug sind bereits Spenden von Bürgern beim Verein Kuratorium Bad Homburger Schloss eingegangen. „Wir danken dem Magistrat und Dr. Bettina Gentzcke vom Fachbereich Kultur und Bildung der Stadt als Initiatorin des Benefizkonzerts für diesen Auftakt zur Spendenaktion“, so Krug. Beginn der Sanierung soll 2024 sein.

!Der Vorverkauf für das Benefiz-Klavierkonzert mit Burkard Schliessmann am Freitag, 2. Dezember, um 19.30 Uhr in der Schlosskirche Bad Homburg läuft bereits über die bekannten Vorverkaufsstellen in der Stadt und unter www.reservix.de (Eintritt 45 Euro, für Schüler und Studenten 38 Euro). Für das Projekt Sanierung Schlosskirche kann an das Kuratorium Bad Homburger Schloss (kuratorium-schloss.de) gespendet werden.

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