Kühler Saisonauftakt im Wonnemonat Mai

Vor dem Eingang zur Spielbank treffen sich (v. l.) der russische Schriftsteller und Spieler Fjodor Dostojewski (Alexander Schaaff), die russische Gräfin Sophie Kisseleff (Corinna Scheer) mit Spielbankdirektorin Marie Blanc (Uta Patzina) und Spielbankgründer Francois Blanc (Rudolph Weber) – alle Schauspieler der Volksbühne Bad Homburg. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Dick eingemummelt in warme Jacke, Mütze und Schal trotzten die Besucher den Wetterkapriolen bei der Saisoneröffnung im Kurpark. Statt Sonne und blauen Himmel gab es eisigen Wind und leichten Regen. Für reichlich Ablenkung vom Wetter sorgten zahlreiche Künstler und Musiker mit einem heiteren, beschwingten und kurzweiligen Programm.

Veranstaltungsort war die Brunnenallee zwischen Kaiser-Wilhelms-Bad und Orangerie beziehungsweise Elisabethenbrunnen. Das kühle, klare Nass aus der Tiefe genießen konnten die Besucher gleich an drei Orten. Einmal im Rahmen einer künstlerischen Installation im Wassercafé „Schönes Wasser“. In der kunstvollen Oase sorgten zwei aufmerksame Bedienungen für einen amüsanten Service. Zum gratis ausgeschenkten Wasser gab es Amüsement und Entspannung kostenfrei dazu. Heilwasser wie in den „guten, alten“ Zeiten servierten den Flaneuren, Joggern und Radlern zudem charmante Brunnenmädchen in historischen Kostümen der Jahrhundertwende am Elisabethen- oder Landgrafenbrunnen. Zu ihnen gehörte Brunnenmädchen Lina Jochen. Lina war mit Dr. Eduard Christian Trapp (Jens Müller Langerhans), dem Entdecker der Elisabethenquelle und damit Erfinder der Kur, unterwegs. Trapp unternahm die entscheidenden Schritte zur Entwicklung Homburgs zum Heilbad. Der Mediziner fand die Elisabethenquelle im Kurpark wieder. Sein Freund, der Chemiker Justus von Liebig, untersuchte das Wasser auf seine Bitte hin und bestätigte dessen Heilkraft. Trapp publizierte dies in wissenschaftlichen Veröffentlichungen und hielt Vorträge, mit denen er für eine Kur in Homburg warb. Der spätere Ehrenbürger der Stadt beherbergte selbst in seiner unter Denkmalschutz stehenden Villa in der Kaiser-Friedrich-Promenade Kurgäste.

Homburger Prominenz

Außer Dr. Trapp waren viele weitere historische Berühmtheiten, die in der Geschichte Homburgs eine bedeutende Rolle spielten, im Kurpark unterwegs. Zu ihnen gehörten Spielbank-Gründer François Blanc (Rudolph Weber) und seine Frau, die spätere Spielbankdirektorin Marie (Uta Patzina). Beim Flanieren traf das Ehepaar auf den genialen russischen Schriftsteller und Spieler Fjodor Dostojewski (Alexander Schaaff) sowie die russische Gräfin Sophie Kisseleff (Corinna Scheer), die wie ihr Landsmann ebenfalls der Spielsucht verfallen war. Schauspieler der Volksbühne Bad Homburg gaben diesen und weiteren historischen Persönlichkeiten Gestalt und Stimme. Immer wieder waren die bekannten Homburger und Gäste auch bei den „Belebten Kurparkführungen“ anzutreffen. Eine glanzvolle Premiere feierten die Geschichtenerzähler des Berliner Theaters ANU in der Kurstadt. Die über 20 Künstler, Schauspieler, Artisten und Erzähler der preisgekrönten Berliner Compagnie sind bekannt für ihr poetisches Theater im öffentlichen Raum. In Bad Homburg hatten sie einen Erzählraum am Solebrunnen eingerichtet. Dort und auf den Kurparkwegen praktizierten sie ein „Theater der Begegnung“.

Märchenerzähler Martin Thoms entlockte seiner Kantele (finnisches Zupfinstrument mit fünf Saiten) sanfte Töne. Und fesselte mit Märchen und poetischen Geschichten seine Zuhörer. Oder er verschenkte an schicke Spaziergängerinnen Gedichte bekannter Poeten. Mit Artistik und Musik auf der Brunnenallee und den Kurparkwegen unterwegs waren zudem „Die Aristokraten“ und „Der Steingärtner“. Sie alle verzauberten ihr Publikum mit Tanz, Musik und Poesie. Der Steingärtner erzählte von der Kunst, ein Gärtner von Steinen zu sein.

Weitere Theater-ANU-Mitglieder punkteten mit einem ebenso bezaubernden wie kunstvollen „Konzert für zugehaltene Ohren“ auf der Liegewiese am Elisabethenbrunnen. Dessen Name „SchwingKlingKlang“ war Versprechen und Programm in einem. Abgerundet wurde das Programm durch die Kurkonzerte des Kurensembles im Musikpavillon an der Orangerie. Für warme Getränke, heiße Snacks und Gerichte sorgten die Gastonomen im und rund um den Kurpark.

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