Kurpark wird zum Hot Spot des internationalen Tennis

Der Platz eins des TC Bad Homburg soll für das WTA-Turnier dauerhaft in einen Rasenplatz umgewandelt und mit einer temporären Tribüne versehen werden. Er soll während des Turnierverlaufs als Centre Court dienen.

Bad Homburg (fch). „Die Stadt Bad Homburg hat sich nicht um die Austragung eines der beiden deutschen Wimbledon-Vorbereitungsturniere der Women’s Tennis Association (WTA) beworben, sondern sie wurde von den Veranstaltern gefunden“, teilte Oberbürgermeister Alexander Hetjes mit. Gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt, Bürgermeister und Stadtkämmerer Meinhard Matern und dem Geschichtswissenschaftler Dr. Klaus-Dieter Metz informierte er interessierte Bürger im Kulturzentrum Englische Kirche.

Die Nachricht, dass die Kurstadt neben Berlin am Traditionsstandort im Grunewald zu den international begehrten Austragungsorten der Weltklasse-Tennis-Turniere gehört, hat weltweit für großes Aufsehen gesorgt. Ab 2020 trifft sich vorläufig bis einschließlich 2024 die Elite der Tennis-Frauen beim Rasen-Tennisturnier im Kurpark. Bei der Premiere vom 20. bis zum 27. Juni 2020 werden 32 Spielerinnen den Sportfans ihr Können demonstrieren. Das Vorbereitungsturnier auf Wimbledon – vom 29. Juni bis zum 12. Juli 2020 – soll regelmäßig auf der Anlage des Tennis Clubs (TC) Bad Homburg sowie auf zwei weiteren Plätzen außerhalb der Clubanlage stattfinden.

Der Zeitplan ist eng. Die Stadt hat im Mai vom Projekt erfahren. Die Verträge mit der All England Lawn Tennis Club Limited (AELTC) zur Ausrichtung des Wimbledon-Vorturniers wurden bereits am 13. September unterschrieben. Die AELTC arbeitet als Lizenznehmer bei diesem Turnier mit der Agentur Perfect Match des einstigen Tennis-Profis Markus Günthardt und dem in Bad Homburg ansässigen Management der deutschen Spitzenspielerin Angelique Kerber aus Kiel zusammen. Weltweit verkauft die WTA 120 Tennisrechte, wie der Oberbürgermeister mitteilte. Er sprach von einer „historischen Chance“, denn: „Wimbledon ruft nur einmal an. Entweder man nutzt die Chance oder nicht. Für die Stadt ist das WTA-Turnier ein Geschenk. Das große Profi TC-Turnier bringt Bad Homburg zurück auf die internationale Tenniskarte.“ Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt bekräftigte: „Das WTA-Turnier ist das einzige große internationale Turnier in Hessen.“

20 000 Besucher erwartet

In der Turnierwoche wird mit 20 000 Besuchern gerechnet. Beim Thaifestival waren dieses Jahr 40 000 Besucher in der Stadt. Die dreimaligen Grand-Slam-Turniersiegerin Angelique Kerber soll in Bad Homburg nicht nur als Spielerin antreten, sondern auch als Botschafterin fungieren.

Neben der Stadt und ihren Vertragspartnern einen großen Anteil am Gelingen der Verträge hatten das Denkmalamt und die Obere Wasserbehörde. Befindet sich doch die in ihrer heutigen Ausdehnung aus den 1930er-Jahren stammende Anlage des TC Bad Homburg im denkmalgeschützten Teil des Kurparks zwischen Schwedenpfad und Kisseleffstraße. Im Stil eines englischen Landschaftsparks hat ihn 1854 der Preußische Gartendirektor Peter Joseph Lenné entworfen. Hier befindet sich auch das Heilquellenschutzgebiet. Die Tennisanlage ist traditioneller Bestandteil des Parks. Kurgäste hatten den weißen Sport in die Kurstadt gebracht. Sportarten wie Golf und Krocket wurden ebenfalls im Kurpark ausgeübt. Von der einstigen Sporthochburg Kurpark zeugen heute nur noch die Tennisplätze, die Minigolfanlage und der Golfclub.

Stadt mit 250 000 Euro beteiligt

Bad Homburg gilt als Wiege des Tennissports auf dem europäischen Festland, informierte Dr. Metz. Englische Kurgäste spielten erstmals 1874 in einer Hotelanlage Tennis. Wenig später auch auf provisorisch abgesteckten Feldern auf den Rasenanlagen im Kurpark. Bereits 1876 wurde in Bad Homburg der erste Tennis Club auf dem europäischen Kontinent gegründet. In den 1890er-Jahren stieg die Zahl der Tennisplätze auf 20 fest angelegte Courts. Zwischen 1899 und 1901 fanden in Bad Homburg zudem dreimal in Folge die Deutschen Tennismeisterschaften statt.

Sportlich ist auch das Programm, das die Stadt bis zur Turniereröffnung im kommenden Juni absolvieren muss. Der Center Court soll samt temporärer Tribüne für 4500 Zuschauer auf der bestehenden Anlage des TC Bad Homburg entstehen. Direkt an die Anlage des TC Bad Homburg angrenzend sind ein „Fan Village“ mit einem gastronomischen Angebot sowie Flächen für Aussteller vorgesehen. Die beiden übrigen Wettkampfplätze sind außerhalb der TC-Anlage im Kurpark geplant. Da die neuen Rasenplätze eingezäunt und nur in der Turnierwoche bespielt werden dürfen, entstehen auf dem Gelände der HTG am Niederstedter Weg drei Trainingsplätze. Wie Kämmerer Matern informierte, belaufen sich die Kosten für die sechs Rasenplätze auf 1,38 Millionen Euro. Davon übernimmt Wimbledon 830 000 Euro, eventuell sogar mehr. Der städtische Anteil wurde auf 550 000 Euro gedeckelt. Das Land Hessen will sich mit 300 000 Euro beteiligen. So kommen auf die Stadt nach derzeitigen Berechnungen Kosten in Höhe von 250 000 Euro zu. Finanziert werde die Summe mit den Gewinnen der Spielbank, an der die Stadt mit einem Kapital von zehn Millionen Euro beteiligt ist.

Gewässert werden sollen die Rasenplätze wie alle städtischen Grünanlagen, zu denen mehr als 17 000 Bäume im Stadtgebiet gehören, mit Brauchwasser aus der Kläranlage. Gebaut und jeweils ein Jahr vor dem WTA-Turnier gepflegt werden die Rasenplätze von der Firma Engelmann Turf Care GmbH in Oberhaching. In der Zwischenzeit übernehmen neun städtische Gärtner nach Anleitung des Head-Green-Keepers aus Wimbledon die Pflege. Für die Zuschauer soll ein Shuttle-Bus-Verkehr zu Parkplätzen eingerichtet werden. Zusätzlich ist eine Tiefgarage geplant.

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