Bad Homburg (ks). Der Kosmos der Bildhauerin Laura Ford ist bunt und vielfältig und ebenso „real“ wie fantasievoll. Dennoch hat die 1961 in Wales geborene Künstlerin mit der Zeit Schritt gehalten. In ihrer Ausstellung in der Galerie Scheffel bezeugen das diesmal die Tiere im „Lockdown“ wie der „Pangolin“, der seinen Kopf im Schuppenpanzer versteckt. Spektakulärer erkennbar in der Hommage an den Künstlerkollegen Marino Marini, die das Foyer beherrscht. Das kleine Mädchen, das rittlings auf dem Pferd sitzt, ist mit Rosetten bedeckt, und das Pferd trägt ein goldenes Band am Schweif – Erinnrungen an vergangene glorreiche Zeiten?
Die Maske des Mädchens signalisiert Stillstand. Anrührend ist das Eulenpaar, das sich im Lockdown aneinander kuschelt, ein wenig ratlos, wie es weitergehen wird. Sie sind beide nicht mehr jung und so flott wie einst. Man ist ein wenig behäbig geworden und hat sich eingerichtet. Die Angst vor der Zukunft, gemischt mit ein wenig Resignation, scheint greifbar. Die Beschäftigung mit Marino Marini und seinen Pferden und Reitern steht ebenso für eine lange Themenreihe im Œuvre von Laura Ford wie die des „Paares“. Das sei ihr immer noch wichtig, bestätigte die Künstlerin in einem kurzen aber intensiven Tele-Dialog.
Wenn man sich näher auf Laura Fords Kosmos einlässt, erkennt man die Dualität, die ihr Werk durchzieht. Menschen und Tiere sind mit den gleichen Attributen gekennzeichnet, haben ebenso menschliche wie tierische „Verhaltensweisen“. Sie heben die Grenzen auf, die die Erwachsenen im Zusammenleben mit den Tieren so gerne markieren.
In Märchen und ihren Bilderbüchern dürfen wenigstens die Kinder erleben, dass es auch anders geht. Das sind für Laura Ford Quellen, aus denen sie schöpfen kann. Die Annäherung der Künstlerin ist entsprechend doppeldeutig, denn sie kombiniert verschmitzte Heiterkeit mit Ernsthaftigkeit. Die „Scene of Nature“, mit dem Affenpaar auf einem geblümten Teppich im Zentrum, wirkt wie eine „Satire“ auf das verlorene Paradies, auf das Ursprüngliche. „So ist ist unser Leben heute“, sagte die Künstlerin dazu: ein Leben im Überfluss. Die Paradiesäpfel schmecken nicht mehr, und auch das Spiel mit den goldenen Kugeln ist sogar den Affen langweilig geworden. In ihrer Werkreihe „Katzen“ auf Papier freut man sich mit den Tieren, wie mutig sie sich im Wasser behaupten, allen Färbungen und Strömungen des nassen Elements zum Trotz. Auch die „betrunkenen Vögel“ kommen irgendwie zurecht, trotzen der Schwerkraft, die sie niederzuziehen droht. „Die Schwerkraft ist mein Freund“, sagt Laura Ford, und gab dieses Bekenntnis ihrer Ausstellung als Leitwort mit. „Die Schwerkraft ist für den Bildhauer ein bestimmendes Element, ohne sie geht es nicht“, betonte sie im Gespräch. Sie sorge einerseits für Stabilität, mache aber auch gestalterische Freiheiten erst möglich. Das beste für den Bildhauer ist es also, sich mit ihr anzufreunden.
Die international bekannte und erfolgreiche Künstlerin Laura Ford hat ihre Werke seit 2008 auch in Bad Homburg vorgestellt, im Museum und bei Ausstellungen in der Galerie Scheffel sowie bei der Skulpturenbiennale „Blickachsen“. Einen fast ein wenig mysteriösen Auftritt haben ihre großen „Emissary Cats“ im Gustavsgarten.
!Die Ausstellung „Gravity ist my Friend“ in der Galerie Scheffel, Ferdinandstraße 19 in Bad Homburg, dauert bis zum 31. Juli und ist dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Info per E-Mail an info[at]galerie-scheffel[dot]de oder unter Telefon 06172-28906.