Makkabi verbindet Menschen durch Sport

Ein Tag der Freude: Beim Foto-Termin auf der Treppe zum Eingang der Villa Wertheimber nach der Unterzeichnung der Gründungsurkunde von TUS Makkabi Taunus fliegen die Bälle nicht nur mit wohlfeilen Worten hin und her. Für die sportliche Auflockerung sorgen der Präsident von Makkabi Deutschland, Alon Meyer (r.), und Oberbürgermeister Alexander Hetjes (l.). Foto: Streicher

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. 100 Jahre nach der Gründung des Makkabi Weltbunds mit historischem Sitz in Berlin hat die wachsende jüdische Gemeinde Bad Homburgs einen Sportverein in der Kurstadt etabliert. Der Verein TUS Makkabi 2021 Taunus erlebte seine Geburtsstunde an einem historischen Ort, der Villa Wertheimber im Gustavsgarten. Zu den Gründungsmitgliedern gehören außer Rabbiner Shalom Rabinovitz Landrat Ulrich Krebs und Oberbürgermeister Alexander Hetjes.

Ein Tag für die Geschichtsbücher allemal, dieser 1. Juni 2021. Für die Erinnerung dieser und späterer Generationen. In der Villa, die einst vom jüdischen Bankier Julius Wertheimber gebaut wurde, haben zehn Männer und eine Frau die Gründungsurkunde für einen besonderen Verein unterschrieben, den ersten jüdischen Sportverein im Taunus. Sind elf sportaffine Menschen beisammen, darf ein Fußball nicht fehlen, auch wenn der neue Club diese Sportart zunächst gar nicht anbieten wird.

Bei der Foto-Dokumentation des Ereignisses für die Nachwelt war der Ball in blau-weißer Makkabi-Farbe ein nettes Accessoire in gelöster Atmosphäre, ein Spielball für Menschen, die zum Teil schon ein herzlich freundschaftliches Verhältnis pflegen. Dies war offensichtlich, ein schönes Zeichen.

Im Sommer 2015 trafen sich erstmals jüdische Sportler zu ihrem größten Sportfest in Europa, den „European Maccabi Games“, in Berlin. Rund 2300 Sportler aus 36 Ländern, 70 Jahre nach der Shoa und 50 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen von Israel und Deutschland. Trafen sich an einem Ort, an dem 1936 jüdische Sportler von den Olympischen Spielen ausgeschlossen worden waren. Der Berliner Olympiapark, damals Schauplatz nationalsozialistischer Propaganda, war 2015 zentraler Sport- und Spielplatz. Alon Meyer war dabei und nannte es damals ein „starkes Symbol, am früheren Ort des Schreckens das größte jüdische Sportereignis seit dem Krieg durchzuführen“.

Offen für alle

Meyer ist Präsident von Makkabi Deutschland und Makkabi Frankfurt, einem Verein mit inzwischen über 2300 Mitgliedern in 25 Abteilungen, der eng mit Makkabi Taunus kooperieren will. „Makkabi-Ortsvereine sind offen für alle, unabhängig von Religion oder Herkunft. Makkabi setzt sich ein gegen Antisemitismus und Rassismus und steht für Fair Play und Völkerverständigung“, sagte Ehrengast Alon Meyer in der Homburger Villa Wertheimber.

Oberbürgermeister Alexander Hetjes nahm den symbolischen und tatsächlich geworfenen ersten Ball gerne auf. Sprach von einem „Tag der Freude“ und in Bezug auf die Vereinsgründung von einem „weiteren Meilenstein, jüdisches Leben in Bad Homburg und im Taunus sichtbar zu machen“. Die wachsende jüdische Gemeinschaft in Bad Homburg lebe nicht im Verborgenen, sondern sei „aktiver Teil unserer Stadtgesellschaft“, so Hetjes. Ort der Vereinsgründung, der „Taunus“ im Vereinsnamen, mit OB Hetjes, Landrat Ulrich Krebs, Bürgermeister und Sportdezernent Meinhard Matern (alle CDU) wichtige politische Größen neben dem örtlichen Rabbiner und Orna von Fürstenberg, der Gemeinderätin der jüdischen Gemeine Frankfurt, im Verzeichnis der Vereinsgründer, jedes Detail sollte von Anfang an den Zusammenhalt und den Willen zur Zusammenarbeit dokumentieren. Der Taunus im Namen sei ein „Bekenntnis zur Region und ein Signal an die Öffentlichkeit“, sagte Landrat Krebs. „Jüdisches Leben muss selbstverständlich sein, es gehört in Bad Homburg und im Taunus dazu, gerade in unseren Tagen ist deshalb die Gründung von Makkabi Taunus ein starkes Signal“, so Krebs mit Verweis auf aktuelle antisemitische Anfeindungen im ganzen Land.

TUS Makkabi 2021 Taunus will mit acht Sportarten einsteigen, den örtlichen Begebenheiten im Taunus angepasst, wie der Landrat anmerkte, etwa mit Mountain Biking, Wandern und Nordic Walking. Außerdem sind Schach, Yoga, Tennis und die israelische Kampfsportart Krav Maga im Angebot. Weil im Taunus Segeln nicht gerade der passende Sport ist, wird die erste enge Kooperation mit den Makkabi-Freunden in Frankfurt in dieser Sparte aufgebaut. Laut Alon Meyer ist bereits im August ein gemeinsamer Segeltörn in Kroatien terminiert.

In allen Abteilungen werde es Austausch geben, dies gehöre zur Philosophie der Makkabi-Vereinigungen. Alle sind offen für alle Sportbegeisterte unabhängig von ihrer Herkunft. „Die Religion spielt keine Rolle, im Vordergrund stehen kulturelle Werte und das friedvolle Miteinander in der Region“, so der Makkabi Taunus-Gründungsvorsitzende Arthur Iliyav.

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