Bad Homburg (ks) „Wer einmal in diese Welt eingetaucht ist, vergisst sie nicht, bleibt fasziniert“, gestand der Journalist und Autor Peter Henning und meinte damit die Welt der Schmetterlinge und Falter, die ohne Zweifel zu den „Stars“ und „Diven“ im Reich der Insekten gehören. In seinem Buch „Mein Schmetterlingsjahr“, 2018 erschienen, beschreibt der Autor eine Spurensuche quer durch Europa, aus der er im Museum Sinclair-Haus Passagen vorlas und mit Anmerkungen ergänzte.
Mit diesem Buch ist Henning eine faszinierende Mischung aus Reisebericht, sachkundigen Informationen und behutsamen autobiografischen Anmerkungen geglückt, die gefesselt und berührt hat. Seit er mit sieben Jahren diesen lautlos schwebenden zarten „Wesen“ in den Mainauen bei Hanau nachgespürt hat, sind sie zum „integralen Bestandteil“ seines Lebens geworden. Seine Großmutter, bei der er nach Heimjahren ein liebevolles Zuhause fand, hat diese Liebe vielleicht sogar geweckt, als sie mit einem Schmetterling in den Händen den Jungen aufforderte „Hör mal“. Das feine Geräusch des Flügelschlags drang dem Jungen so ins Herz, dass dessen „Zeitlosigkeit“ den erwachsenen Mann nach über 50 Jahren noch immer fasziniert.
In Omas polnischem Gefährten Viktor fand der Junge einen verständnisvollen Freund, der seine Beschäftigung mit den Faltern unterstützte und ihm bei ersten „Zuchtversuchen“ half. Aber immer blieb die Beobachtung eine wichtige Aufgabe. „Wer sich ihr widmen will, muss Zeit mitbringen. Schmetterlinge sind sehr scheu. Wie beim Indianerspiel in der Kindheit muss man sich lautlos anschleichen. Und zimperlich sollte man auch nicht sein.“ Wie Henning anschaulich berichtete, gerät man dabei sogar in Lebensgefahr, wenn man über einer Schlucht einem falschen Apollo nachjagt. Großmutter war zu Tode erschrocken, und der Enkel musste versprechen, so etwas nie wieder zu tun. Henning sprach von „Ekstase“, in die man bei einer solchen „Jagd“ geraten könne, von einem „besonderem Vakuum, das auch etwas mit Meditation zu tun habe“.
Eine Liebesgeschichte
In seinem Bericht über seine Reise, die von der griechischen Insel Samos über Kroatien bis zur spanischen Sierra de Segura und zurück bis Gestaad in der Schweiz führte, erzählt Peter Henning von seiner Suche nach bestimmten Schmetterlingen, von seinen intensiven Beobachtungen und flicht auch Regional-Historisches mit ein. Der Bericht ist eine Liebesgeschichte besonderer Art, und seine Hauptfiguren sind „so voller Magie“, dass Henning von der Schönheit und der Kurzlebigkeit eines bestimmten Schmetterlings so verzaubert war, dass er ihn nicht fangen konnte. „Man kann von Schmetterlingen Bescheidenheit lernen“, sagte der Autor, dem seine Thema so nahe und so wichtig ist, dass er gar nicht schnell genug erzählen und lesen konnte. Und der sich Sorgen macht, dass „in 70 Jahren schon 100 Arten von Schmetterlingen ausgestorben sind“.
Die HR2- Moderatorin Daniella Baumeister, die ein Gespräch mit dem Autor führen sollte, wirkte irgendwie fehl am Platz. Ihre Fragen waren wenig erhellend und störten den guten direkten Draht des Autors zu seinem Publikum eher. Auf ihn passt der Spruch: „Wem das Herz voll ist, dem läuft der Mund über.“
Die Lesung gehörte zu den Rahmenveranstaltungen der Ausstellung „ Flügelschlag – Insekten in der modernen Kunst“ im Museum Sinclair-Haus, in der auch einige Schaukästen mit Schmetterlingen aus dem Frankfurter Senckenberg-Museum zu sehen sind.
Das Buch von Peter Henning „Mein Schmetterlingsjahr. Ein Reisebericht“ ist unter der ISB-Nummer 9783806236873 zu haben.