Königstein (kw) – Einen besonderen Zugang zur deutschen Geschichte erlebten die Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe der Bischof-Neumann-Schule: In einem multimedialen Vortrag präsentierte Matthias Thoma, Leiter des Eintracht Frankfurt-Museums, die bewegende Lebensgeschichte von Helmut „Sonny“ Sonneberg – Zeitzeuge der NS-Diktatur und leidenschaftlicher Eintracht-Fan.
Der Vortrag begann mit einer scheinbar einfachen Frage: „Wer von euch ist Eintracht-Fan?“ Schnell wurde jedoch klar, dass hinter dieser Frage eine tiefere Verbindung zwischen Fußball und Erinnerungskultur steht. In einer eindrucksvollen Videosequenz stellte Thoma den Mann vor, dem er sein Buch „Sonnys Geschichte – Von Ausgrenzung und Eintracht“ gewidmet hat.
Helmut „Sonny“ Sonneberg wurde 1931 als Sohn jüdischer Eltern geboren, katholisch getauft und sozialisiert. Als Kind erlebte er die grausame Realität der NS-Zeit: Ausgrenzung, Verfolgung und schließlich die Deportation nach Theresienstadt im Alter von nur 13 Jahren. Seine Kindheit wurde ihm geraubt – nicht zuletzt durch die erzwungene Isolation eines Lebens im Versteck, sodass er oft verborgen hinter einem Vorhang aus dem Fenster heraus beobachten musste, wie Gleichaltrige auf der Straße Fußball spielten.
Nach dem Krieg kehrte Sonny nach Frankfurt zurück und trat 1946 dem Verein Eintracht Frankfurt bei. Unvergessen bleibt sein Auftritt beim Meisterschaftsfinale gegen den Lokalrivalen Kickers Offenbach 1959, bei dem er im selbstgeschneiderten Eintracht-Anzug samt Zylinder den Siegtorschützen Alfred Pfaff über das Feld trug. Doch auch in seinem geliebten Verein blieb er kritisch: Als die NS-Vergangenheit des Ex-Präsidenten Rudolf Gramlich als Angehöriger eines Totenkopfregimentes der SS bekannt wurde, trat Sonny aus – ein starkes Zeichen gegen das Vergessen. Erst nach offizieller Aufarbeitung kehrte er zurück, geehrt als lebenslanges Mitglied.
Für die Schülerinnen und Schüler wurde „Sonnys Geschichte“ mehr als nur ein Vortrag – es war eine eindrucksvolle Begegnung mit einem Menschen, der sein Leben lang für Respekt, Toleranz und gegen jede Form der Ausgrenzung stand.
Sonnys Geschichte bleibt Mahnung und Vorbild – auf dem Platz und im Leben, getreu seinen Worten „Bleibt wachsam. Seid hellhörig.“