Bad Homburg (fch). Das Saxofon ist das Instrument des Jahres 2019. Es spielt in diesem Jahr eine herausragende Rolle bei mehr als 500 Konzerten, Sessions und Workshops. So auch derzeit bei der bereits 2005 gegründeten und seit 2018 in Bad Homburg beheimateten „Internationalen Meisterklasse für klassisches Saxofon“.
Seit 2008 küren jeweils mehrere Landesmu- sikräte ein „Instrument des Jahres“. Bisher wurde diese Ehre erstmals 2008 der Klarinette, in den folgenden Jahren der Trompete, dem Kontrabass, der Posaune, dem Fagott, der Gitarre, der Bratsche, dem Horn, der Harfe, der Oboe und im vorigen Jahr dem Cello zuteil. Mit der Ernennung rückt das jeweilige Instrument in den Fokus der Öffentlichkeit.
Die Schirmherrschaft für das „Instrument des Jahres 2019“ hat der Saxophonist, Komponist und Produzent Peter Weniger übernommen. Er unterrichtet als Professor an der Universität der Künste Berlin und ist seit 2005 künstlerischer Leiter des international renommierten Jazz-Instituts Berlin. Der 55-Jährige schwärmt vom Saxofon als einem variablen Instrument mit großer stilistischer Vielfalt.
Ein „junges“ Instrument
Das Saxofon ist ein vergleichsweises „junges“ Instrument, entwickelt hat es Mitte des 19. Jahrhunderts der belgische Klarinettist Adolphe Sax (1814-1894). Er meldete das konisch zulaufende Musikinstrument aus Messing 1846 in Paris als Patent an. Trotz seines metallischen Korpus gehört das Saxofon zur Familie der Holzblasinstrumente, da sein Ton mit Hilfe eines Rohrblatts erzeugt wird. Das Rohrblatt befindet sich zwischen Schnabel und Mundstück. Im Patentantrag begründete Sax seine Erfindung mit dem Fehlen gut klingender Holzblasinstrumente der tiefen Lage. Das Saxophon sollte klanglich zwischen dem „wärmend-biegsamen“ Klang der Klarinette und dem eher durchdringenden, näselnden Sound der Oboe liegen.
Der Erfinder hatte sein neues Instrument vor allem konzipiert als Instrument der Militärmusik sowie der klassischen Kammer- und Ensemblemusik. Das Saxofon machte bereits kurz nach seiner Erfindung Karriere, wurde begeistert gefeiert von klassischen Komponisten wie Hector Berlioz, erklang in Opern von Giacomo Meyerbeer bis Jules Massenet. Der Siegeszug des Saxofons begann mit dem Aufkommen des Jazz in New Orleans in den frühen 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Es etablierte sich dank seines variablen Klangs und des großen dynamischen Umfangs – vom Piccolo-Sopran bis zum Subkontrabass gibt es 14 verschiedene Saxofon-Stimmen – zum „wichtigsten Melodie-Instrument des Jazz“ wie der Musikkritiker und Musikschriftsteller Alfred Baresel 1929 feststellte.
Zusätzlich findet es sich in Werken von Kurt Weill, George Gershwins „Raphsody In Blue“ und Leonard Bernsteins „West Side Story“. Für sich entdeckt haben den Klang des Instrumentes auch Pop- und Soulgrößen wie George Michael oder Lady Gaga und die Werbeindustrie. Saxofone zählen heute mit zu den beliebtesten Musikinstrumenten. Vor allem auch deshalb, weil sie einerseits das Image haben, sehr moderne, sehr jugendliche Instrumente zu sein, und andererseits im Ruf stehen, zu den leicht zu spielenden, verhältnismäßig schnell zu erlernenden Blasinstrumenten zu gehören.
Vier renommierte Dozenten
Ein Anliegen der „Internationalen Meisterklasse für klassisches Saxofon“ in Bad Homburg ist es, den Bekanntheitsgrad des Saxofons als ein Instrument der klassischen Musik zu erhöhen. Und besonders talentierte junge Musiker zu fördern. Das sind in diesem Jahr 24 Saxofonisten aus zehn Ländern. Alle wollen ihre Kenntnisse und Fertigkeiten bei vier renommierten Dozenten, die von zwei Korrepetitoren unterstützt werden, vertiefen. Unterrichtet wird der Saxofonisten-Nachwuchs von Arno Bornkamp, Professor am „Conservatorium van Amsterdam“, Jan Schulte-Bu-nert, Professor an den Musikhochschulen in Darmstadt und Rostock, Kenneth Tse, Professor an der University of Iowa, und Simone Ehinger, Heilbronn. Dem Quartett zur Seite stehen die beiden Pianisten Florian von Radowitz, Lehrbeauftragter der Universität der Künste Berlin und Stanislav Boianov, Dozent an der Hochschule für Musik Detmold.
Zusätzlich zu den Meisterkursen laden die Dozenten wie die Meisterschüler zu öffentlichen Konzerten ein. Den Auftakt bildete am vergangenen Sonntag das Dozentenkonzert in der Villa Wertheimber. Auf dem Programm des sehr gut besuchten Konzerts der Professoren standen Werke von Johann Sebastian Bach, Luis Serrano Alarcón, Jean-Denis Michat, César Frank und Claude Debussy.
!Die Teilnehmer der Meisterklasse konzertieren am Freitag, 2. August, im Kulturzentrum Englische Kirche, ab 19.30 Uhr. Das Programm für die Soli, Duos und Quartette wird erst während der Meisterklasse entwickelt. Eintritt: zehn Euro, Schüler und Studenten fünf Euro. Das dritte Konzert mit Quartetten und Ensembles ist für Samstag, 3. August, um 17 Uhr open-air in der Kirchenruine von Kloster Arnsburg bei Lich angesetzt (bei Regen im Mönchssaal). Karten gibt es unter anderem bei Tourist Info + Service im Kurhaus, Telefon 06172-1783710, per E-Mail an touristinfo[at]kuk.bad-homburg[dot]de und im Internet unter www.adticket.de, Hotline 0180-605 04 00, sowie an der Abendkasse.