Der Motorsportclub Bad Homburg feiert 100 Jahre Horex

Franz Schöttner präsentiert zusammen mit Petra Hock eine Horex Imperator 400 aus dem Jahr 1955, mit Tüv! Foto: mr

Bad Homburg (mr). 1973 wirft Wolfgang Twesten, damaliger Vorsitzender des Motorsportclubs Bad Homburg, beim Clubabend im Gasthaus „Zum Weißen Turm“ eine Frage in den Raum. Wieviele Horex-Motorräder bekommt der Verein für ein Horex-Treffen zusammen, 50 Jahre nach der Gründung und zehn Jahre nach der Schließung der Horex-Werke. 20 Motorradfahrer erscheinen dann beim ersten internationalen Horextreffen mit einer Horex, gefolgt von hunderten Schaulustigen. 50 Jahre später treffen sich die Horex-Enthusiasten vom 26. bis 28. Mai 2023 zur 67. Internationalen Horex-Sternfahrt, zum 100-Jährigen Jubiläum der Marke Horex, in dessen Geburtsstadt, auf dem Gelände der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF), Usinger Weg 102.

Der große Feldberg hat einen Ruf als Rennstrecke für Motorradfahrer. Das liegt auch an den legendären Feldbergrennen, die zwischen 1920 und 1954 ganz offiziell veranstaltet wurden. Von 1950 bis 1954 hieß der Ausrichter Motorsportclub Feldberg. Als Unterorganisation erlangte auch der Motorsportclub (MSC) Bad Homburg, 1953, schnell große Bekanntheit durch die erfolgreiche Teilnahme an Grasbahnrennen und Geländesport-Prüfungen. Von 1955 bis 1965 stellte der MSC 14 Hessenmeister in der Kategorie Bahn- und Geländesport. Mit normalen Straßenmotorräder nahmen die Fahrer an den Rennen teil. „Anfang der 50er-Jahre war das Motorrad fast das einzige Fortbewegungsmittel“, erzählt Franz Schöttner, Vorsitzender des MSC. Das Motorradrennen verlief unter anderen Umständen als heute wie er erzählt. Der MSC nahm öfter an Rennen auf der Friedberger Seewiese teil. Auf der Wiese fand vor dem Rennen ein Pferdemarkt statt, bei dem die Pferde frisch behuft wurden. Bei den Trainingsläufen bemerkten die Fahrer dann schnell, dass noch Nägel für die Behufung auf der Strecke lagen. In der Folge hatten viele Motorräder einen platten Reifen. Bei den darauffolgenden Rennen liefen die Mitglieder vom MSC dann die Strecke ab, um eine weitere „Luftnummer“ zu verhindern.

Später mischte der Verein dann auch in der Gespannrennsport-Szene mit. Vor allem das Hock-Team mit Kurt Hock und seinem Vater Helmut erreichte über Jahrzehnte vordere Plätze bei den deutschen, europäischen und sogar den Weltmeisterschaften. 2014 endete die Erfolgssträhne mit einem schweren Unfall bei einer Trainingsfahrt, der Beifahrer starb, Kurt lebt seitdem im Pflegeheim. Helmut Hock fuhr aber nicht nur Rennen, sondern baute auch Gespannwagen. Die MSC-Mitglieder Robert und Anita Nau kauften in der Schweiz einen von Hocks Rennwagen aus den 60er-Jahren und nehmen damit bei der Deutschen Historischen Meisterschaft (DHV) des Veteranen Fahrzeug Verbands (VFV) teil.

Allerdings hat der MSC ein Problem mit dem Nachwuchs. „Motorsport ist heutzutage nicht mehr zeitgemäß“, erklärt die Kassiererin des Vereins, Petra Hock, den Rückgang an jungen Mitgliedern. Wer den Motorsport als Hobby betreibe, müsse selber am Motorrad arbeiten und sich die Hände schmutzig machen. „Die Leidenschaft für Oldtimer wird von jungen Leuten nicht gepflegt“, bestätigt Schöttner. Das Interesse für Motorräder mit mehr PS sei größer. Zudem kommt hinzu, dass die Beschaffung von Ersatzteilen schwieriger wird und Oldtimer allgemein immer teurer werden, da sie als Kapitalanlage betrachtet werden. In den 80er-Jahren versuchte der MSC dem demografischen Trend entgegenzuwirken. Mit der Hilfe von Sponsoren veranstaltete der Verein beim Laternenfest ein Seifenkistenrennen, für das sich viele Jugendliche interessierten. Die Maßnahme erwies sich aber nicht als nachhaltig.

Sternfahrt und Horex-Treffen

Das Laternenfest war auch Austragungsort des ersten internationalen Horex-Treffens 1974. Die Horex-Interessierten kamen auf der Buschwiese zusammen, der Standort blieb für 22 Jahre der Treffpunkt. Vom Treffpunkt ging es zum Laternenfest, bei dem die Motorräder vorgeführt wurden. Nach zwei Jahren war damit Schluss. Die Motorräder hatten Pannen, so brannte etwa die Kupplung von den Zweirädern durch, was den Laternenumzug aufhielt, da die Motorräder abgeschleppt werden mussten. Als Konsequenz fand das Treffen eine Woche nach dem Laternenfest statt. Auch der Treffpunkt wurde gewechselt. Die Besucherzahlen nahmen beträchtlich ab, das hatte auch wettertechnische Gründe, so Hock. „Es war eine einzige Schlammschlacht.“ Der Treffpunkt wurde dann nach Burgholzhausen in die Peter-Geibel-Straße verlegt. Zum 49. Internationalen Horex-Treffen vom 8. bis 10. September 2023 findet die Veranstaltung wieder in Bad Homburg statt.

Außer an den Internationalen Horex-Treffen nimmt der MSC noch an der 67. Sternfahrt zur Feier anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Marke Horex vom 26. bis 29. Mai 2023 teil. Die Sternfahrt wird von den „Horex Columbus Freunden“ auf dem Gelände der Interessensgemeinschaft Kirdorfer Feld organisiert. Dort werden die Zelte aufgeschlagen und Wohnmobile aufgestellt, um vier Tage lang Gleichgesinnte zu treffen, über das gemeinsame Hobby Horex zu sprechen und Ersatzteile zu verkaufen. Am Kurhaus präsentieren die Teilnehmer dann ihre Motorräder. Oberbürgermeister Alexander Hetjes wird eine Rede halten und anschließend bis zum Elisabethenbrunnen mitfahren. Nach der Sternfahrt werden Preise für das älteste Motorrad, die weiteste Anreise und andere Besonderheiten vergeben. Der Festabend klingt im Speicher des Kulturbahnhofs aus.

Ob die Horex-Treffen in Zukunft stattfinden werden, steht in den Sternen. „Die Motorräder werden älter, der Nachwuchs ist sehr rar“, erklärt Hock. Da die Treffen kleiner werden, steigen die Kosten. Auch die Firma Horex könnte in Vergessenheit geraten, das 2012 eröffnete Horexmuseum wird wegen hoher Kosten geschlossen. Ein Teil der Ausstellung könnte im geplanten Industriemuseum präsentiert werden. Die Entscheidung zur Schließung können Schöttner und Hock nicht nachvollziehen. „Ein Museum ist nie eine Gewinnsache.“ Zumindest erhält Horex in diesem Jahr ein anderes Denkmal. Auf dem Parkplatz an der Horex-Kurve auf der Saalburgchaussee wird eine Gedenktafel aufgestellt. Bis zur Horex-Kurve fuhren früher die Motorräder aus dem Horex-Werk ihre Testfahrten.

!Wer mehr über Horex erfahren möchte, kann den MSC an den Clubabenden, jeweils freitags um 20 Uhr im Gasthaus „Die Krone“, Raabstraße 2, besuchen. Der Fokus beim Stammtisch sei auf die Technik der Motorräder gerichtet, so Schöttner: „Da wird Benzin geschwätzt.

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