Multiple Sklerose: Seit 40 Jahren trifft sich die Selbsthilfegruppe

Die Friedrichsdorferin Edeltraut Kunz ist Gründungsmitglied der MS-Selbsthilfegruppe Bad Homburg-Baumstark. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Mit einem geselligen Beisammensein im Kronenhof feierte die Multiple-Sklerose-(MS)-Selbsthilfegruppe Bad Homburg-Baumstark ihr 40-jähriges Bestehen. Leiterin Edeltraut Kunz nutzte die Gelegenheit, um zurück auf die Anfänge, die informativen Treffen, gemeinsame Ausflüge und das bisher Erreichte zu blicken. Zurzeit treffen sich regelmäßig fünf Patienten und ihre Partner, um sich auszutauschen, über Therapiemöglichkeiten zu informieren, soziale Kontakte zu pflegen und Tipps für den Alltag zu teilen.

„Bei vielen Problemen kann man von einer Selbsthilfegruppe profitieren“, weiß Edeltraut Kunz aus Erfahrung. MS ist die Krankheit mit den 1000 Gesichtern, kein Fall gleicht dem anderen. Bei MS entzünden sich Teile des Nervensystems im Rückenmark oder Gehirn. Mit MS leben nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Familien und die Helfer. Edeltraut Kunz gehört zu den Gründungsmitgliedern der MS-Selbsthilfegruppe in der Kurstadt. „Mein im Dezember 2018 verstorbener Mann Karl-Heinz hatte MS. Ich war von Anfang an dabei, habe ihn gepflegt und leite inzwischen die Gruppe. 40 Jahre sind vor allem für eine Selbsthilfegruppe eine lange Zeit und ein toller Erfolg.“

Gegründet hat sich die Gruppe am 13. Januar 1982 in der bereits 1911 vom Bad Homburger Arzt Dr. Robert Baumstark eröffneten Klinik Baumstark. Gründerin der MS-Selbsthilfegruppe war Wiebke Gratz, vormals Schilling. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Regine Mellinghoff, Elsa Pavel und Monika Zimper. „Ihnen gilt unser Dank wie Dr. Hans-Joachim Zimper, dem damaligen Leiter der Klinik Dr. Baumstark, der uns für unsere Treffen Gastfreundschaft gewährte.“

Zum ersten Treffen der neuen Selbsthilfegruppe kamen Horst Alexander, Anita König, Annemarie Korkhaus, Helmut Völker, Etelka Wiedebusch sowie Karl-Heinz und Edeltraut Kunz. Einige Wochen später kamen weitere Bürger aus dem Hochtaunuskreis wie Emma Rau und ihr an MS erkrankter Mann zu den monatlichen Treffen. Die fanden jeden zweiten Mittwoch im Monat statt. Außer dem Austausch standen bis zur coronabedingten Pause viele Vorträge zu Kunst und Kultur, Geschichte und Lokalkolorit, Feiern sowie zwei Mal im Jahr Ausflüge zu attraktiven Zielen in der Region auf dem Programm. Der Herzberg, die Saalburg, das Rhein-Main-Naturzentrum in Flörsheim-Weilbach, Schifffahrten, aber auch Museen, Ausstellungen und Orte wie die Orangerie im Kurpark gehören zu den Reise- und Ausflugszielen. Zu den Herausforderungen bei der Planung gehört es, darauf zu achten, dass möglichst alle an den Veranstaltungen teilnehmen können. Der Genuss kommt bei den Ausflügen und Treffen nicht zu kurz. „Wir treffen uns immer in der Mittagszeit. Deshalb lautet unser zweiter Name ‚Mittagsstammtisch‘“, verrät Edeltraut Kunz. Inzwischen trifft sich die Gruppe, deren Mitglieder zwischen 55 und 70 Jahren jung sind und fast alle aus Bad Homburg kommen, mittwochs in den Hochtaunus-Kliniken. „In der langen Coronapause haben wir telefonisch miteinander Kontakt gehalten. Nun geht es langsam wieder los. Mit Umsicht suchen wir nach Lokalitäten, deren Innenräume großzügig gebaut sind oder über geeignete Plätze im Freien verfügen.“

Bereits zum 30-jährigen Bestehen hatte Edeltraut Kunz ein kleines Album mit Erinnerungen aus den vergangenen Jahrzehnten zusammengestellt. Inzwischen hat sie mehrere Ordner mit Fotos und Berichten gefüllt. Sie alle dokumentieren die regen Aktivitäten der MS-Selbsthilfegruppe Bad Homburg. Für ihr selbstloses Engagement bei der Pflege ihres ein Jahr älteren, MS-kranken Mannes erhielt die Friedrichsdorferin Edeltraut Kunz 2012 den Pflegepreis des DMSG-Bundesverbands. Mit 28 Jahren machten sich bei ihrem Mann, der als Berufsfeuerwehrmann sportlich und durchtrainiert war, erste Anzeichen der Krankheit bemerkbar. Erst 1982 bekamen die Symp-tome einen Namen: Multiple Sklerose. Die Erkrankung nahm einen rapiden Verlauf. „Vielen MS-Patienten fehlt das Interesse oder der Mut, sich mit anderen Betroffenen und ihren Angehörigen zu treffen. Das ist schade, denn der Austausch und die Unternehmungen sind für alle ein Gewinn. Wir freuen uns in unserer Gruppe über Verstärkung und gern auch über jüngere Mitglieder.“

!Wer einmal unverbindlich an den Treffen teilnehmen möchte, der kann sich mit Edeltraut Kunz unter Telefon 06007-3853818 oder per E-Mail an edeltraut-kunz[at]gmx[dot]de in Verbindung setzen.



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