Mundschutzmasken statt Brautkleider

Eine prall mit 200 Mund- und Nasenschutzmasken gefüllte Tüte für die 100 Mitarbeiter des Alten- und Pflegeheims Haus Luise haben Susanne Mellinghoff (l.) vom Stadtteil- und Familienzentrum Dornholzhausen und Änderungsschneiderin Elvan Ertem mitgebracht.

Bad Homburg (fch). Mund- und Nasenschutzmasken gehören wie Mehl, Desinfektionstücher und Toilettenpapier zu den stark nachgefragten Produkten in Zeiten von Corona. In den meisten Geschäften und Apotheken sind einfache Schutzmasken sowie auch FFP-Masken, die es in den Klassen FFP1, FFP2 und FFP3 gibt, jedoch längst ausverkauft. Daher steht Selbermachen hoch im Kurs.

Das Kürzel FFP steht für „filtering face piece“. Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, greifen immer mehr Bürger freiwillig zu einer Maske oder bekommen es verordnet wie in Jena. Dort herrscht ab der kommenden Woche Maskenpflicht, wenn jemand öffentliche Verkehrsmittel nutzt oder im Supermarkt einkaufen geht. Empfohlen wird das Tragen von Schutzmasken in Hanau. Dringend benötigt werden medizinisch voll wirksame Masken vor allem von Pflegepersonal in Krankenhäusern, medizinischen Einrichtungen, Praxen sowie Senioren- und Altenpflegeheimen.

Ein einfache Mund- und Nasenschutzmaske schützt zwar nicht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus, kann aber von kranken Personen getragen werden, um möglichst zu verhindern, dass man andere ansteckt. Mit Hilfe der Schutzmasken soll vor dem Einatmen von Krankheitserregern, die in kleinen Speicheltröpfchen in der Luft vorliegen, geschützt werden. Die Masken sollen helfen, infektiösen Tropfen abzufangen. Für Erkrankte und Pfleger sind sie ein wichtiger Schutz. Es gibt eine Vielzahl von Produkten, die mehr oder minder gut vor einer Virusinfektion schützen. Da die Nachfrage auch nach einfachen Mund- und Nasenschutzschutzmasken groß ist, sind seriöse Angebote gefragt. In der Kurstadt gibt es mindestens drei Initiativen, die dabei helfen, andere vor Krankheitserregern zu schützen. Eine prall mit 200 Mund- und Nasenschutzmasken (Behelfsschutz) gefüllte Tasche überreichten am Dienstag Susanne Mellinghoff vom Stadtteil- und Familienzentrum Dornholzhausen und Änderungsschneiderin Elvan Ertem an Einrichtungsleiterin Jana Lacenere und Pflegedienstleiterin Kirsten Friggen vom Alten- und Pflegeheim Haus Luise. Das Duo bedankte sich im Namen der 100 Mitarbeiter, von denen 70 in der Pflege der 140 Bewohner beschäftigt sind, für die Spende. „Jeder in der Pflege beschäftigte Mitarbeiter erhält zwei Mund- und Nasenschutzmasken“, kündigten die Frauen an.

Genäht hat Elvan Ertem die Masken aus reinem Baumwollstoff, den sie mit einer Innenschicht aus Molton-Gewebe und Ohrenschleifen aus Gummi versehen hat. Wer eine dieser waschbaren Masken, die es pro Stück für zwölf Euro zu kaufen gibt, haben möchte, der kann sie per E-Mail an susanne.mellinghoff-sfz[at]t-online[dot]de bei Susanne Mellinghoff bestellen.

Bisher 50 Mund- und Nasenschutzmasken auf Bestellung für Ärzte, Zahnärzte, Mitarbeiter einer Sparkasse und Privatleute genäht hat Damenschneiderin Helga Hauschild in Ober-Erlenbach. Ihre zwei Masken-Modelle hat sie aus einem reinen Baumwollstoff gefertigt, den sie zuvor bei 95 Grad Celsius vorgewaschen hat. Das einfache Modell für fünf Euro pro Stück verfügt über einen biegbaren Nasenbügel aus ummanteltem Kunststoff und Ohrenschlaufen aus Gummi. Von Ärzten bevorzugt werden Schutzmasken, die zusätzlich zu den Ohrenschlaufen mit Bindebändern ausgestattet sind. Die Damenschneiderin wartet derzeit auf eine Lieferung mit medizinisch ausgerüsteten Stoffen für Behelfsschutzmasken für das Personal in Praxen oder Pflegeeinrichtungen.

Helga Hauschild, die seit vier Jahren in Ober-Erlenbach wohnt und aus dem Gießener Raum kommt, bietet seit 35 Jahren Näh- und Kreativkurse in der Evangelischen Familienbildung in Gießen und seit zweieinhalb Jahren drei Kurse in Ober-Erlenbach an. „Am Freitag, 13. März, fielen mit einem großen Knall alle Kurse weg“, berichtet die Damenschneiderin, die sich in ihrem angemeldeten Schneider-Atelier etwas zu ihrer Rente dazuverdient. Doch nicht nur die Kurse, sondern auch die Privatkunden sind mit Aufträgen wie dem Nähen von Brautkleidern vorerst weggefallen. Mit dem Nähen der von vielen benötigten Behelfsschutzmasken hofft die Rentnerin, die schwierige Zeit zu überstehen. Bestellungen sind bei IGO-Mitglied Helga Hauschild per E-Mail an hauschild.helga[at]gmx[dot]de oder unter Telefon 06172-6845884 möglich.

Voraussetzung für die Wirksamkeit der Behelfsmasken beider Schneiderinnen ist ein perfekter Sitz. Die Behelfsmasken müssen dicht am Gesicht anliegen. Ebenfalls einen Mundschutz aus 100 Prozent Baumwollstoffen, die bei 60 Grad Celsius waschbar und somit wiederverwendbar sind, bietet Befeni-Modeberaterin Hanna Sczesniok aus Bad Homburg an. „Eigentlich produzieren wir Hemden und Blusen auf Maß“, sagt sie. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie vorübergehend auch Befeni Gesichtsmasken, bei denen es sich um keine medizinischen Produkte handelt. Die Kunden können aus über 50 Baumwollstoffen ihre Wahl für die Innen- und Außenseite treffen. „Jeder Nutzer kann mitentscheiden, welche Stoffe wir verarbeiten. Werden zwei verschiedene Stoffe gewählt, kann die Maske gewendet werden.“ Zudem lässt sich nach Wunsch ein FFP-Filter einsetzen, den sich die Kunden selbst über Amazon oder einen anderen Anbieter besorgen müssen.

Alle Gewinne aus dem temporären Verkauf der modischen Gesichtsmasken gehen als Spende zu 100 Prozent an die Stiftung „Universitätsmedizin Essen“ zur Forschung gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Infos gibt es im Internet unter www.xn-spenden-für-coroana-b3b.de. Wer Lust hat, selbst zu schneidern, braucht eine Nähmaschine, ein Bügeleisen, einen 23 mal 23 Zentimeter breiten Baumwollstoff, ein Gummiband, Nähkenntnisse und Geduld. Vorlagen finden sich im Internet.

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