Narren singen mit der Kelly Family

Nach dem Gottesdienst im Taunusdom stellen sich die Hoheiten und Fahnenträger mit Pfarrer Werner Meuer und Politikern für die zahlreichen Fotografen zum Gruppenbild auf. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Bunte Fahnen, funkelnde Diademe, blinkende Orden und reich verzierte Narrenkappen sorgten für ungewohnten Glanz unter den Gottesdienstbesuchern in der Kirdorfer St.-Johannes-Kirche. Fesche Gardemädchen, gut gelaunte Fastnachter in schicken Uniformen, Karnevalsprinzessin Jil I. und ihr Hofstaat sowie die Tollitäten aus dem gesamten Hochtaunuskreis hatten beim Gottesdienst mit den Karnevalisten in Bad Homburg die vorderen vier Bankreihen im Gotteshaus erobert.

Bereits der festliche Einzug der Karnevalisten aus Bad Homburg, Oberursel und Bad Soden in den „Kirdorfer Dom“ mit Fanfaren- und Spielmannszug, Standarten- und Fahnenträgern war ein gelungener Auftakt für die besondere Eucharistiefeier. Beim Ein- und Auszug setzten sich jeweils an die Spitze des Zuges die Messdiener mit Weihrauch, Kerzen und Kreuz. Pfarrer Werner Meuer begrüßte liturgisch die Abordnungen der Karnevalsvereine aus den drei Städten und der Kolpingfastnacht, Torsten Hainz, den Vorsitzenden des Bad Homburger Narrenrats, den Fastnachter aus Leidenschaft Landrat Ulrich Krebs und Oberbürgermeister Alexander Hetjes. Mit dem Gottesdienst der Karnevalsvereine soll auch der ursprüngliche Sinn der Fastnacht vor der liturgischen Fastenzeit deutlich werden. „Gerade in unseren Tagen“, so Pfarrer Werner Meuer, „ist die Freude am Leben und der Gemeinschaftssinn, den die Karnevalsvereine unterstützen, wichtiger denn je.“ Zuvor hatte Narrenratspräsident Torsten Hainz die Karnevalisten, ihre Familien und die Gemeinde im Gotteshaus willkommen geheißen.

Landrat Krebs und OB Hetjes beteiligten sich an der Liturgie des Gottesdienstes. Der Oberbürgermeister mit Fürbitten für die schönste Stadt Deutschlands und Gründungsstadt des Tennissports, der Landrat mit der Lesung aus dem Brief des Paulus an die Kolosser (Kol 3,12-17). Karnevalisten der Kolpingfastnacht, des Homburger Carneval Vereins 1902 (HCV), der Freunde des Carneval 1952 (FdC), des Carnevalvereins Heiterkeit 1919 (CVH) und des Clubs Humor äußerte Bitten zum Frieden in der Welt („Krieg und Waffen haben noch nie Frieden gebracht“), zum respektvollen Umgang mit anderen und sich selbst, zum Geist des Humors und der Freude, für eine offene und freie Gesellschaft sowie für ein gutes Miteinander in Stadt und Vereinen.

Alle Vereine leisteten ihren Beitrag, indem sie Gaben wie Hostienschalen, Kelche, Wein und Wasser zum Altar brachten. Pfarrer Meuer wechselte im Laufe des Gottesdienstes vom Altar auf die Kanzel, um seine Predigt in Versen zu verlesen. Er erinnerte daran, dass Traditionen zur Fastnacht dazugehören, und betonte, wie wichtig Frohsinn, Heiterkeit, Humor und Gemeinschaft sind. „Ihr seid alle gekommen, pünktlich eingetroffen und heute mal für vieles offen. Wir sind als frohe Christen aus Berufung Optimisten. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Anknüpfend an den Kolosser Brief des Paulus warnte er vor Bombenlegern und Parolenbrüllern. Er betonte, dass Jesus alle einlade, Salz und Licht in dieser Welt zu sein. Denn: „Frohsinn ist stärker als alles Klagen!“ Er erinnerte an die Kelly Family, die bei allen Hochs und Tiefs in ihrem Leben auf Gott vertraue. Von ihr wurde der Song „Over the Hump“ (Über den Hügel) eingespielt. Pfarrer Meuer klatschte den Takt mit, Gottesdienstbesucher stimmten in den Text ein. „Wie die Kelly Family können auch wir auf Jesus vertrauen. Ihr seid das Salz, ihr seid das Licht, mit Frohsinn werden wir durch diese Zeit geführt.“

Der Geistliche betonte, dass er sich über das Beten und Lachen der Karnevalisten im Taunusdom freue. „Wichtig ist nicht, wenn du vor Gottes Angesicht trittst, ob du glaubst oder nicht, denn an Gottes Existenz ändert das nichts. Gott gehört die Welt und das ganze Himmelszelt.“ Georg Müller, Sitzungspräsident der Freunde des Carneval (FdC), begeisterte als Sänger mit dem „Halleluja“ von Leonard Cohen. Bei seinem beeindruckenden Solo auf der Empore wurde er an der Orgel von Bernd Müller begleitet. Pfarrer Meuer erinnerte daran, dass Gemeinschaft das Band ist, das alle Narren verbindet so wie Christus die Gläubigen.

Danach zog die Festgemeinde zum Empfang in das Gemeindezentrum Schwesternhaus. Dort stärkten alle Homburger, Oberurseler und Sodener Narren sich am Büfett und verfestigten beim geselligen Miteinander ihre Gemeinschaft im renovierten Elisabethensaal. Noch vor der Kirche hatten mehrere junge Fastnachter bekannt, dass sie schon lange nicht mehr in einem Gottesdienst gewesen sind. „Es war richtig schön und festlich“, lautete unisono das Urteil.

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