Nicoletta Tache hat im Saal der Spielbank alles im Blick

Frauen prägen das Bad Homburger Geschäftsleben: Mit Citymanagerin Tatjana Baric (l.) hört eine Gruppe Interessierter beim Stadtbummel „Von Frau zu Frau“ der Buchhändlerin Carola Scharf (r.) in der Buchhandlung Supp’s zu. Fotos: Bergner

Bad Homburg (a.ber). Frauen haben seit jeher in der Geschichte Bad Homburgs eine wichtige Rolle gespielt. Dass Frauen sich auch heute in der Geschäftswelt der Kurstadt engagieren, wurde bei der Führung „Hereinspaziert. Von Frau zu Frau“ deutlich, die Citymanagerin Tatjana Baric anbot.

Der Spaziergang durch die Geschäftswelt der Kurstadt mit 15 Teilnehmern nahm seinen Ausgang in der Spielbank im Kurpark: Mit Informationen über die lebenslustige und schillernde Gestalt der Marie Blanc, Ehefrau des Spielbankgründers Francois Blanc, führte Tatjana Baric die Gruppe ins Thema ein. Marie Blanc, aus einer Friedrichsdorfer Hugenottenfamilie stammend, hatte im 19. Jahrhundert maßgeblich zum Erfolg des Glückspiel-Geschäfts in Homburg beigetragen – die großzügige und warmherzige Frau stieg in der Gesellschaft der damaligen Zeit schnell zu einer gefragten Gesprächspartnerin auf. Dass damals Frauen in der Spielbank als Croupier gearbeitet hätten, sei undenkbar gewesen, so Tatjana Baric. Doch heute sind immerhin 13 von 79 Angestellten des Casinos Frauen.

Es war spannend für die Gruppe, in die gediegene und gleichzeitig prickelnde Atmosphäre der Spielbank hineinschnuppern zu dürfen. Beim Klackern der Jetons und gedämpftem Licht führte Nicoletta Tache, ihres Zeichens Croupier und Saalleiterin, in die Welt des Glücksspiels ein. „Man muss als Frau in diesem Metier ziemlich durchsetzungsfähig, aber auch teamfähig sein“, meinte Nicoletta Tache, und gab einen Einblick in den Arbeitsalltag einer Croupier.

Seit 2001 in der Bad Homburger Spielbank tätig, leitet Tache heute die Blackjack- und Rouletteausbildung. Während die Gruppe um Tatjana Baric auf leisen Sohlen hinter einen Blackjack-Tisch trat und der blitzschnellen Ausgabe der Spielkarten zusah, der vier junge Männer mit wachen Augen folgten, erklärte Nicoletta Tache, dass die Croupiers immer zwischen sieben und zehn Stunden am Tag arbeiteten, oft bis vier Uhr morgens, und nach vier Tagen dann zwei Tage frei hätten. „Man gewöhnt sich irgendwann an diesen Rhythmus“, meinte die freundliche und resolute Frau. „Es gibt nur fünf Schließtage der Spielbank im Jahr“ – aber viele ihrer Kolleginnen hätten auch schon Familienpause gemacht. Sieben Jahre brauche man nach der sechswöchigen Einführungsphase, bevor man sich als routiniert bezeichnen könne, so Tache. Höchste Konzentration ist bei diesem Beruf erforderlich; deshalb müssen Croupiers nach einer Stunde Spiel auch eine Pause einlegen. Auch psychologisches Geschick ist für Nicoletta Tache ein wichtiger Faktor ihrer Arbeit: „Als Saalleiterin muss ich aufpassen, dass keine dramatischen Situationen entstehen.“

Berufstätige Frauen: Hier hat die Kurstadt noch einiges zu bieten, wie zum Beispiel die Geschäftsführerin des Bous-Dessousgeschäfts in der Louisenstraße oder die Inhaberin des Foto-Ateliers Wassermeier in der Haingasse. Durch die Louisenstraße – nach der Frau Landgraf Friedrich II., Louise von Kurland, benannt – ging es weiter zu Supp’s Buchhandlung, und auf dem Spaziergang erläuterte Tantjana Baric, dass in Bad Homburg nicht nur Geschäfte wie Karstadt, Peek & Cloppenburg, und C & A von Frauen geleitet würden, sondern eben auch viele kleinere inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte.

Umbau in wenigen Tagen

Buchhändlerin Carola Scharf empfing die Gruppe in Vertretung der Inhaberin Martina Bollinger im Buchladen. Seit 1903 war diese Buchhandlung in Bad Homburg von männlichen Buchhändlern geleitet worden – bis 2017 Martina Bollinger den Buchladen an der Louisenstraße übernahm. Die Buchhändlerin habe zwölf Jahre lang die kleinste Buchhandlung Deutschlands auf der Insel Amrum geführt, bis sie 1992 in Oberursel einen Laden eröffnete – und seit zwei Jahren auch in Bad Homburg vertreten sei, schilderte Carola Scharf den Werdegang von Martina Bollinger. 2017 baute Bollinger das Ladengeschäft innerhalb von neun Tagen um – wer jetzt die Buchhandlung betritt, findet nicht nur ansprechend gestaltete Räume vor, sondern auch ein gemischtes Sortiment, das außer Büchern auch Geschenkartikel beinhaltet.

Zehn Mitarbeiter geben kompetent Auskunft, veranstalten Lesungen und bereichern so das kulturelle Leben in Bad Homburg. „Hier kann man vieles entdecken, und die Homburger sind ein lesefreudiges und anspruchsvolles Publikum, das gerne zu uns kommt“, sagt Carola Scharf. Frauenliteratur sei zwar zur Zeit nicht mehr so in Mode, doch kämen viele Stammkundinnen herein, und besonders gefragt seien jetzt Biografien aller Art. Dass die Stadt von Geschäftspersönlichkeiten profitiere, machte Citymanagerin Tatjana Baric deutlich: „Es lohnt sich immer, in die Stadt zu gehen und zu bummeln. Das ist eine Form von Austausch und Begegnung zwischen den Menschen – und die Geschäftsfrauen tragen dazu viel bei.“

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