Nils Politt gewinnt das Jubiläums-Rennen

John Degenkolb, Gewinner Nils Politt und Lennard Kämna (v. l.) wurden am Sonntag bei der Siegerehrung des 40. „Großen Preis der Stadt Bad Homburg“ von hübschen Hostessen umrahmt. Foto: gw

Von Gerhard Strohmann

Bad Homburg. Er kennt in diesem Jahr offenbar keine Grenzen: Nils Politt, 25-jähriger Radrennfahrer aus Köln, hat zum dritten Mal an der Tour de France teilgenommen, ist zum ersten Mal Vater geworden und hat gleich bei seiner Premiere beim Kurparkrennen am Sonntagnachmittag auch noch den „Großen Preis der Stadt Bad Homburg“ gewonnen.

Politt, der mit der Empfehlung eines zweiten Platzes beim Klassiker Paris – Roubaix in die Kurstadt gekommen war, hatte in der Endphase eines außergewöhnlich spannenden Rennens die größeren Reserven gegenüber seinen Kontrahenten John Degenkolb, Lennard Klämna und John Mandrysch.

Nach der achten von zehn Wertungen – für die nach der Reihenfolge des Einlaufs 5, 3, 2 und 1 Punkte vergeben werden – lag Politt mit zehn Zählern noch hinter Titelverteidiger Degenkolb (14) und Kämna (11). Drei Punkte bei der neunten Wertung und satte zehn bei der letzten (für die es doppelte Punktzahlen gibt) brachten ihm dann jedoch bei seinem ersten Start im Kurpark auf Anhieb die begehrte Schärpe in den Bad Homburger Stadtfarben ein.

„Ich habe früher öfters an Punktefahren teilgenommen. Deshalb wusste ich, wie wichtig es ist, am Ende noch zulegen zu können“, verriet der Sieger der Jubiläums-Veranstaltung sein Erfolgsrezept. Dass er zweifelsohne zu den schnellsten Fahrern der aktuellen Profi-Szene gehört, hat er bei der diesjährigen Tour de France eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Auf der 18. Etappe der 106. „Grand Boule“ stellte er mit 101,5 Kilometern pro Stunde einen Geschwindigkeitsrekord auf.Der Oberurseler Lokalmatador John Degenkolb konnte sich seinen Traum vom vierten Sieg in Bad Homburg zwar nicht erfüllen, war aber auch mit dem zweiten Platz auf dem Siegertreppchen nicht unzufrieden und wird nach der verpassten „Tour“ bei den zahlreichen Großveranstaltungen in den nächsten Wochen wieder angreifen.

Auf dem Weg zur Straßen-WM

Gleiches gilt für die beiden Amazonen Lea Lin Teutenberg und Kathrin Hammes, die gemeinsam für das Team WNT an den Start gegangen waren und das Feld der übrigen neun Fahrerinnen so klar beherrschten, dass die anderen Damen allesamt zweimal beziehungsweise einmal überrundet wurden.

Für Lea Lin Teutenberg, die Nichte von Sven Teutenberg, dem Kurparksieger von 2001, und Kathrin Hammes war Bad Homburg nur Durchgangs-Station von den Europameisterschaften in Alkmaar zur Spanien-Rundfahrt und bestenfalls zu den Straßen-Weltmeisterschaften, die am 22. September in Yorkshire beginnen. „Wir hoffen, dass wir beide für die deutsche Nationalmannschaft nominiert werden“, gab sich Lea Lin Teutenberg beim Interview mit Moderator Karsten Migels zuversichtlich.

Dass Vorsitzender Uwe Friedrich Janovszki vom RSC Bad Homburg am Sonntag besonders glücklich dreinschaute, hatte auch mit Frank Meeßen zu tun. Der 51-jährige Routinier war beim 40. „Großen Preis der Stadt Bad Homburg“ beim Senioren-Radrennen der Kategorie 2 hinter dem souveränen Sieger Stefan Steiner von der RIG Vorderpfalz Zweiter geworden, und damit stand erstmals seit vielen Jahren wieder einmal ein Lokalmatador vom RSC auf dem Siegerpodest. Übrigens im neuen Rennanzug, der den Mitgliedern seit Kurzem zur Verfügung steht.

Außer Frank Meeßen war diesmal noch ein zweites Mitglied des RSC Bad Homburg im Kurpark unterwegs. Volker Weitz startete in derselben Seniorenklasse 2 und belegte den zwölften Platz.

„Wir werden uns zusammensetzen und dann entscheiden, ob das Elite-Rennen für die Frauen auch weiterhin im Programm bleibt“, will sich RSC Bad Homburgs Schriftführer Horst Freund erst noch mit den Vorstandskollegen absprechen, bevor die Entscheidung fällt, ob 2020 auch wieder weibliche Sportler im Kurpark um die Wette strampeln.

Dass Bad Homburg eine 41. Auflage erleben wird, darf nach den positiven Äußerungen von Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Bürgermeister Meinhard Matern beim Jubiläums-Empfang am Samstagabend im Kurhaus sowie bei der Siegerehrung am Sonntag vor der Wicker-Klinik als gesichert angenommen werden. Allerdings gibt es hinsichtlich des Termins noch keine Planungssicherheit, da mit Olympischen Spielen, Fußball-Europameisterschaft und geändertem Zeitplan für die 107. Tour de France große Sportereignisse Vorrang haben.

Weitere Artikelbilder



X