Not im Kloster Abendrot und ein Klosterfraunarzissengeist

Auch wenn sie einen guten Draht „nach Oben“ haben, die Nonnen dieses Klosters haben’s schwer und nehmen’s leicht. Foto: xes

Bad Homburg (xes). Das Theaterensemble der Kolpingsfamilie Kirdorf spielte mit „Heribert, der Klosterfraunarzissengeist“ eine Komödie in drei Akten von Beate Irmisch im ausverkauften Kirdorfer Bürgerhaus. Regie führte Daniela Pohlen.

Domkapitular Hansemann (Philipp Ernst) ist ein wenig weinerlich: Eine große Bürde habe Gott den Männern auferlegt, als er die Frauen erschuf, seufzte er. Die Nonnen Gottfrieda (Bianca Bickel), Appolonia (Daniela Pohlen) und Pankrazia (Anna Denfeld) jedenfalls sind nicht so leicht kleinzukriegen. Bürgermeister Egon Dünkel (Nils Heid) kündigt ihnen ihre Pacht für Obstwiesen und Weinberge und nutzt die Gelegenheit zur Erpressung, denn die Damen haben zur Unterhaltung ihres Klosters eine Schnapsbrennerei eingerichtet. Weil sie auch den Wein selbst keltern, hat die Besatzung samt Pastor Moritz eine lustige Zeit, bis Domkapitular Hansemann auftaucht, um das Kloster an zwei auch nicht ganz koschere Interessenten (Annette Ochs und Florian Eppers) verkaufen will. Klostergeist Heribert, ein zu finsteren Zeiten in den Kamin eingemauerter Franziskanermönch, eilt zur Unterstützung. Dort schwur er, das Kloster für alle Zeiten gegen jeden Eindringling zu verteidigen und just dieser Kamin droht den Nonnen nun zum Verhängnis zu werden, weil sie ihn für ihre illegale Schnapsbrennerei nutzen.

Den Nonnen stehen Pastor Moritz (Klaus Ernst), der sich ebenso wie diese gern am Klosterfraunarzissengeist und dem selbst hergestellten Wein gütlich tut, sowie der Angestellte Karlchen zur Seite (David Schmidt), Ebenbild des Klostergeists Heribert und dem guten Essen zugeneigt. Die bunte Mischung vervollständigt Kräuterfrau Babett Fenchel (Veronika Heid), sie erzählt die alten Legenden und natürlich halten sie alle anderen anfangs für verrückt. Wortwitz und Anspielungen prägen die Aufführung: Die heilige Mariacron wurde angerufen, im Kloster herrschte Sodom und Gomorrha und vom Bistum kam generell nichts Gutes; der „Domkapitalist“ ist kein Sympathieträger, die erfindungsreichen Schwestern hatten das Mitgefühl des Publikums. Selbst über das Zölibat durfte ein wenig gelästert werden: die Mutter von Klostergeist Heribert war Äbtissin bei den Ursulinerinnen, der Vater Abt bei den Franziskanern. Das detailreich gestaltete Bühnenbild nahm das Publikum gleich mit in die leichte Weltentrücktheit des Ordens, der am Ende doch ganz irdische Probleme hatte.

Bei der Kolpingsfamilie Kirdorf spielte ein zusammengewachsenes Team mit großer Freude am Theater.



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