Pfälzer Saumagen bringt die Prominenz an einen Tisch

OB Alexander Hetjes, Ministerpräsident Boris Rhein, sein Vor-Vorgänger Roland Koch, Johannes Volkmann, Enkel von Helmut Kohl und Gastgeber Hugo Müller-Vogg (v. l.) beim Saumagen-Essen in der Orangerie im Kurpark. Foto: privat

Bad Homburg (hw). „Saumagen“ gehört nicht zu den Leibgerichten der Hessen. Aber einmal im Jahr trifft sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur in Bad Homburg, um zu verspeisen, was der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl ausländischen Staatsgästen zu servieren pflegte – Saumagen mit Leberknödel, Sauerkraut und Bratkartoffeln. Gastgeber sind der in Bad Homburg lebende Publizist Dr. Hugo Müller-Vogg und seine Frau Ulrike. Sie hatten am ersten November-Sonntag zum 34. Mal zu einem „Saumagen-Essen“ zu Ehren des „Kanzlers der Einheit“ eingeladen.

Insgesamt 70 Gäste aus vielen Teilen Deutschlands ließen es sich in der „Orangerie“ im Kurpark schmecken und genossen bei sonnigem Wetter das herbstliche Ambiente. Prominenteste Gäste waren der hessische Ministerpräsident Boris Rhein, sein Vor-Vorgänger Roland Koch, der Chef der Staatskanzlei Benedikt Kuhn und Regierungssprecher Tobias Rösmann. Ebenfalls dabei waren die FDP-Politiker Hermann Solms und Rainer Brüderle. Zu den Stammgästen zählen auch Bad Homburgs Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) und Altstadtrat Heinrich Gerhold (FDP). Helmut Kohl war einige Male selbst nach Bad Homburg gekommen, um an der Veranstaltung teilzunehmen. In diesem Jahr war ein anderer Kohl zum ersten Mal dabei: Johannes Volkmann, jüngstes Mitglied im CDU-Bundesvorstand und Enkel des Altkanzlers. Die Wirtschaft war mit Klaus-Peter Müller, dem „Mister Commerzbank“, prominent vertreten. Der hatte vor Jahren für das Ereignis den Begriff „Längste Tafel Bad Homburgs“ geprägt, weil die Gäste an einem einzigen langen Tisch Platz nehmen.

Bekannte Vertreter der Medien wie Focus-Gründer Helmut Markwort, FAZ-Herausgeber Carsten Knop, die Gesellschaftsjournalistin Patricia Riekel oder „Platow-Brief“-Herausgeber Albrecht Schirmacher waren ebenfalls zu Gast. Wieder dabei waren Ann Kathrin Linsenhoff, einst erfolgreiche Dressurreiterin, Michael Herrmann, der Intendant des Rheingau-Musikfestivals, sowie die bekannten Professoren für Zeitgeschichte, Andreas Rödder (Uni Mainz) und Peter Hoeres (Uni Würzburg).

Die Müller-Voggs hatten erstmals 1991 zu einem solchen Event geladen, weil sie der Ansicht waren, die Deutschen scheuten sich, den Tag der deutschen Einheit so begeistert zu begehen wie die Amerikaner den 4. Juli oder die Franzosen den 14. Juli.

In seiner Rede zur aktuellen politischen Lage ging Gastgeber Müller-Vogg auf den Zustand der Ampel-Regierung ein. Moderne Ampelanlagen schalteten sich bei Defekten von selbst ab, sagte er. Bei der rot-grün-gelben Ampel in Berlin klappe nicht einmal das. „Da müssen die Bürger das Abschalten selber übernehmen, je früher umso besser.“

Müller-Vogg, einst Herausgeber der FAZ, wies mit Sorge auf die Stärkung der politischen Ränder hin. Ihn erschrecke „die Nonchalance und Fahrlässigkeit mit der auch Menschen aus der bürgerlichen Mitte halt mal AfD oder BSW wählen oder wählen wollen.“ Da verwechseln nicht wenige den Stimmzettel mit einem Lottoschein: „Kreuzen wir halt mal ein paar andere Zahlen an als sonst. Mal sehen, was dabei rauskommt.“ Es sei ein Treppenwitz, „dass die Grünen die größten Profiteure der AfD sind: „Weil Zweier-Koalitionen kaum noch möglich sind, werden die Grünen ständig gebraucht, um eine parlamentarische Mehrheit zustande zu bringen.“

Auch bei der 34. Auflage der Veranstaltung wurde nicht nur gespeist, sondern auch gespendet. Seit vielen Jahren bitten die Gastgeber des Saumagen-Essens um Spenden für die „Deutsche Tuberöse Sklerose-Stiftung“. TS ist eine seltene, bisher unheilbare Krankheit. Ausgelöst wird sie durch Gen-Mutationen, die zu Tumorbildungen im ganzen Körper und entsprechenden körperlichen und geistigen Einschränkungen führen.

Am Sonntag kamen gut 25 000 Euro zusammen. Damit erhöhte sich die bei Saumagen-Essen seit 2002 erreichte Spenden-Summe auf 285 000 Euro. Mit dem Geld werden in erster Linie Stipendien zur Forschung über Tuberöse Sklerose finanziert.



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