In der „Pool Station“ rollen die Kugeln über königsblaues Tuch

Wir üben noch, aber wir sind willig, so muten die ersten Versuche der einstigen Fuß-Ballkünstler Uwe Bein und Andy Möller von der Eintracht Frankfurt (v. r.) und Oberbürgermeister Alexander Hetjes (l.) an. Christoph Schwarzer und sein Sohn Timo (Mitte) geben da gerne Hilfestellung. Foto: js

Bad Homburg (js). Die Kurstadt hat eine neue „Pool Station“. Direkt am Bahnhof, mit Kulturbahnhof obendrauf, Bar nebendran, bald wohl noch einem Steakhouse in direkter Nachbarschaft. Und spätestens im Herbst soll auch ein Entertainment-Center inklusive „Kinopolis“ einen Poolkugelwurf entfernt eröffnet werden. Spielbereit sind zehn Billardtische in der „Pool Station“ im alten Bahnhofsgebäude schon jetzt. Die Kugeln rollen über königsblaues Tuch, die Rahmen der Spieltische sind mit anthrazitfarbenem Laminat ummantelt, auch von den Queues schwärmt der Chef Christoph Schwarzer. „Das sind keine Prügel“, die neue Sportsbar will Qualität bieten. Und wer es noch besser möchte, könne gerne seinen eigenen Queue zum Spielen im „einzigen Billard-Club Deutschlands mit eigenem Gleisanschluss“ mitbringen.

Der Name des Clubs gibt die Richtung vor, hier wird nur Pool-Billard gespielt, die Variante, bei der 15 bunte Kugeln nacheinander in sechs Taschen versenkt werden müssen, die schwarze „Acht“ zuletzt mit besonderer Vorgabe. Das etwas feinere „Karambolage“ mit nur drei Kugeln plus weißer Spielkugel und vollkommen anderen Spielidealen ist im Bahnhof verpönt. Da ist Christoph Schwarzer für eine klare Trennung. Schwarzer und sein Sohn Timo setzen vor allem auf die Zukunft mit Kino in direkter Nachbarschaft. Kalkuliert wird mit etwa 250 000 Kinobesuchern im Jahr, sagt Kurdirektor Holger Reuter, da würden wohl einige vor oder nach der Vorstellung reinschauen und eine Partie mit flotter Kugel spielen.

Der Bedarf ist da, das glauben neben den Schwarzers, die im Umfeld noch weitere Spiellokale betreiben, auch der Kurdirektor und Oberbürgermeister Alexander Hetjes, der beim ersten Anstoß nicht fehlen durfte. „Die Leute wollen Spaß haben, nachholen, was so lange vermisst war“, das ist der Tenor bei allen, die zum „Soft Opening“ der neuen Location gekommen sind. Und das waren immerhin fast 200 Gäste, darunter Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak aus Bad Homburg und die Rathauschefs umliegender Kommunen, Feuerwehrchefs, Leute aus der Branche und Fußball-Altstars wie die einstigen Eintracht-Ikonen Andy Möller und Uwe Bein, die es mehr oder weniger erfolgreich mit den kleinen Kugeln versuchten. Ist die Station in der Bahnhofsstation jeden Abend so gut gefüllt, dann dürfte das Geschäft gut laufen.

Spaß wollen die Menschen haben, glaubt Sohn Timo Schwarzer, der zweite Geschäftsführer im neuen Unternehmen. Zum Beispiel in der „Pool Station“, die auch vier Dart-Stationen bietet für das Spiel mit den drei Pfeilen, das zum Jahreswechsel immer besonders beliebt ist, wenn im berühmten englischen „Ally Pally“ die Stars der Szene ihren Weltmeister im karnevalistisch anmutenden Umfeld des berühmten „Palace“ ermitteln. „Wenn was passt, dann das hier“, sagte OB Hetjes im Brustton der Überzeugung. Deswegen habe die Kur- und Kongress-GmbH als Dach über der Bahnhof GmbH dem Projekt Bahnhofs-gastronomie-Belebung ja den Zuschlag gegeben.

Der Kurdirektor bestätigt das in genau dieser Form. In den vergangenen Jahren hatten sich einige Gastronomen im Bahnhofsgebäude versucht und waren gescheitert, andere sprechen von Pleiten, Pech und Pannen. Jetzt also „Pool Station“ und Sportsbar, in der großen Halle mit direktem Sichtkontakt zum Kaisergleis am Fürstenbahnhof. Mokkafarbene Sitze an hohen Bartischen, schummeriges Licht außer direkt über den angestrahlten Spieltischen, sieben Flachbildschirme in ein paar Meter Höhe, wenn noch mehr Sport live gebraucht wird. Nur eine Tür mit Glaseinsatz trennt von der „Double-In-Bar“ mit großen Ballonlampen.

Demnächst soll noch ein Steakhouse dazukommen, auch dafür werden dann Christoph und Timo Schwarzer verantwortlich sein. Und der Kurdirektor freut sich, auch den Kulturspeicher oben in Zukunft wieder besser vermarkten zu können.

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