Auch ein Regentag gehört zum gelungenen Klein-Wimbledon

Ein Foto mit Hazel, dem riesigen Plüsch-Eichhörnchen und Maskottchen der „Bad Homburg Open“, muss einfach sein. Foto: js

Bad Homburg (js). Spiel, Satz und Sieg gehen eindeutig an Bad Homburg. So urteilt die internationale Damentennis-Welt, die eine Woche im Kurpark und seiner Umgebung verbracht hat. So sehen das Kurdirektor Holger Reuter und Oberbürgermeister Alexander Hetjes, die auch täglich dabei waren, so lautet der Tenor der Fans und all jener, die am Projekt „Tennis is coming home“ mitgewirkt haben. Auftrag erfüllt, es war ein lebendiges Abenteuer und hat Lust auf eine Wiederholung in 2022 gemacht. „Da geht noch mehr“, frohlockt Reuter, „wir arbeiten am Feintuning.“

Die Wunde Centre Court mit abgespieltem Rasen im feinen Sandplatz-Gefüge des TC Bad Homburg wird noch bleiben. Jetzt kann der Regen kommen und mit Nachsaat das Gras wieder zum Sprießen bringen für eine Neuauflage im kommenden Jahr. Die restlichen Spuren sind schon fast getilgt, die Aufräumer haben ganze Arbeit geleistet, schon am Sonntag waren die Nebenplätze nahezu komplett bereinigt. Die Premiere der „Bad Homburg Open“ bekommt das Prädikat „Absolut gelungen“ von fast allen, die dabei waren. Die Spuren rund um das Clubhaus und zwischen Kaiser-Wilhelms-Bad, Spielbank und Kurpark sind fast schon beseitigt, aber die schönen Tage von Bad Homburg sind noch lange nicht vorbei, denn sie haben Spuren in den Köpfen der Macher, der Protagonisten und der Zuschauer hinterlassen.

Kurdirektor Reuter ist „sehr, sehr begeistert“ von der Atmosphäre in seinem Kurpark in diesen Tagen, ergeht sich in Superlativen über die Werbewirksamkeit der Tenniswoche. Als kleine Tochter des großen Wimbledon-Turniers sind die „Bad Homburg Open“ in der Tenniswelt angekommen, ausgerichtet an jenem Platz, der diese Welt einst, bei aller Bescheidenheit, mitbegründet hat. Damals als die englischen Kurgäste im ausgehenden 19. Jahrhundert dort züchtig gekleidet mit Holzschlägern noch ohne ausuferndes Stöhnen aufspielten. „Das Drehbuch hat von vorne bis hinten gepasst, mal familiär, aber auch exklusiv“, mit Begegnung von Mensch und Star auf dem kurzen Weg vom Turnierhotel an der Promenade durch den Park zum Spielplatz, so hat sich der Kurdirektor das vorgestellt. Mit hoher Aufmerksamkeit von draußen wahrgenommen, „präsent auf allen Sendern und in den sozialen Medien, das ist gar nicht hoch genug zu bewerten“. Also der Werbefaktor. Bad Homburg hier, Bad Homburg da, man hört ein bisschen mehr Emotion aus den Kommentaren der internationalen weiblichen Tenniselite heraus als nur artigen Anstand, wenn sie sich nach Spiel, Satz und Sieg bei „Turnierbotschafterin“ Angelique Kerber und der Stadt bedanken. OB Hetjes hat beim Finale vor laufenden Kameras gar „Tennisfieber“ in der Stadt diagnostiziert. Das gilt vor allem im engen Umkreis des ob Corona eingezäunten Turniergeländes. Nicht nur bei den Spielerinnen, die den Ruf des kleinen, aber feinen „Boutique-Turnieres“, wie sie es getauft haben, in der Tenniswelt verbreiten werden. Das Fieber ist auch bei all denen ausgebrochen, die hart für den Erfolg von dessen Premiere gearbeitet haben. Bis hin zu den vielen Volunteers, im komplett dunkelblauen Outfit, die in Scharen auf dem Gelände unterwegs waren und überall anpackten, wo es nötig war. Im Dutzend, wenn der Himmel seine Schleusen öffnete, damit die große Plane binnen kürzester Zeit den heiligen Rasen schützen konnte. Auch das passte in Reuters imaginäres Drehbuch, der Regentag am vergangenen Donnerstag, als alle Spiele gestrichen werden mussten. Ein Regentag, wie er in London kaum schlimmer sein könnte. Doppelte Herausforderung am Tag danach für „Angie“ Kerber bei ihrem Heimspiel, ein krachendes Halbfinale im zweiten Akt des Tages und schließlich der umjubelte Sieg. „Wie wir es uns gewünscht haben“, so Reuter, „inklusive Regen, es soll ja schließlich ein Vorbereitungsturnier für Wimbledon sein.“ Und war, so Kerber bei ihrer Dankesrede nach dem Turniergewinn, „der Anfang einer langen wunderschönen Reise“, zunächst auf fünf Jahre ausgelegt.

Große Nähe zu den Stars

Als „total aufregend und super spannend“ hat Volunteer Laura Mettler aus Oberursel die Tage im Kurpark erlebt. Bei ihr waren es inklusive Vorbereitung Wochen, die Stimmung im Team sei bestens gewesen, die Nähe zu den Stars groß. Das Zusehen beim Training, ein kurzes Gespräch am Spielfeldrand, auch mit den Coaches, „ich bin besser geworden in dieser Zeit“, sagt Laura lachend, die es als Amateurspielerin immerhin bis in die Gruppenliga geschafft hat und gleich nach dem Finale mit ihrem Team in die Medenrunde gestartet ist. „Hochspannend, ganz, ganz toll gelaufen, absolut positives Feedback“, so lautet auch das erste Fazit des OB nach den Tagen im Kurpark. Immer wieder der Schriftzug Bad Homburg in TV-Bildern, Kamerafahrten über die feine Kulisse mit altem Clubhaus und alten Bäumen, Drohnenflüge am weißblauen Himmel, „Stadtmarketing mit absolut positiver Ausstrahlung“, sinniert der OB, selbst leidenschaftlicher Tennisspieler.

Hazels Auftritt auf dem Tennisplatz ist da schon vorbei, das Fotoshooting mit dem Maskottchen erledigt. Das riesige Plüsch-Eichhörnchen mit menschlicher Füllung in heikel-heißer Mission ist in diesen Tagen viel in der Kurstadt unterwegs gewesen, um für die „Bad Homburg Open“ zu werben. „Tennis is coming home“ steht auf allen Fahnen und Werbeplakaten, der Traum hat gerade erst begonnen.



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