Bad Homburg (fch). Stolze Adler, aber auch aufgeweckte Hasen schmücken als Kühlerfiguren die auf Hochglanz polierten Motorhauben von Oldtimern der Marke Alvis. Zu sehen ist eine Auswahl der prestigeträchtigen Automobile aus verschiedenen Jahrzehnten des britischen Herstellers Alvis aus Coventry im Museum der Central Garage. Dieter Dressel hat die aufgrund der Pandemie von Mitte März auf Mitte Mai verschobene Ausstellung unter das Motto „Alvis ... vielen unbekannt ... vielfach verkannt!“ gestellt.
Zum Entdecken und Besichtigen bis Ende des Jahres eingeladen sind Oldtimerfans, Automobil-Enthusiasten, Design-Liebhaber, an Industriegeschichte Interessierte sowie Fans der Themen- und Automobilausstellungen der Central Garage. Ergänzt wird die Ausstellung mit den edlen Limousinen, Cabrios und Rennwagen der Marke Alvis durch zahlreiche Fotos, Dokumente, Automobilia und Gegenstände. Produziert wurden die Alvis-Automobile für die Oberklasse von 1919/20 bis 1967/68 in der Alvis Car and Engineering Company Ltd. Dort wurden außer Automobilen auch Flugmotoren und Militärfahrzeuge hergestellt.
Formschöne Karosserien
Erster Besucher im Museum war Onno Onneken vom Kreisverbindungskommando der Bundeswehr. Der Liebhaber von englischen Autos und Oldtimern fuhr passend im Morris Minor-Cabrio vor. Onno Onneken, der wie Dieter Dressel Mitglied im ASC Allgemeiner Schnauferl-Club Bad Homburg ist, bewunderte nicht nur die ausgestellten Modelle, sondern las sich auch die Zusatzinformationen aufmerksam durch: „Die Firma hat das weltweit erste vollsynchronisierte Getriebe entwickelt.“ Diese und viele weitere Informationen bringen Licht ins Dunkel der Geschichte des von vielen zu Unrecht vergessenen Automobilherstellers. „Alvis war auf Augenhöhe mit seinen namhaften Wettbewerbern wie Aston Martin, Bentley oder Jaguar. Alvis überzeugte nicht nur äußerlich durch formschöne Karosserien. Auch aufgrund ihrer Qualität und Leistungsfähigkeit erlangten die Autos rasch eine sehr gute Reputation, auch über die Insel hinaus“, betont Dieter Dressel.
Schon beim ersten Blick auf die Modelle wird klar: Alvis war vieles, nur kein Wagen von der Stange! Gegründet wurde das Unternehmen von Thomas George John (1880-1946) 1919 unter dem Namen T.G. John Ltd. Dort wurden anfangs Vergasergehäuse und Stationärtriebwerke produziert und dann ein von Konstrukteur Geoffrey de Freville (1883–1965) entwickelter seitengesteuerter Eineinhalbliter-4-Zylinder mit Alukolben und Druckumlaufschmierung. Den Motor bezeichnete man aufgrund seiner aus Aluminium bestehenden Leichtmetallkolben Alvis.
Der Name setzt sich aus den beiden lateinischen Wörtern Aluminium „Al“ und Kraft „Vis“ zusammen. Vermutet wurde, dass sich der Firmenamen davon ableitete, was der Namensgeber jedoch abstritt. Er sagte, dass der Name zufällig sei und keine Bedeutung hatte. Er habe ihn gewählt, weil Alvis leicht in jeder Sprache ausgesprochen werden könne. Konstrukteur de Freville designet auch das zum Namen passende Logo: Ein Dreieck mit rotem Hintergrund, das berühmte „Red Triangle“. Anfangs noch mit der Kühlerfigur eines Hasen, später eines Adlers, in verschiedenen Formen. Die Kühlerfiguren zeigten sich auch in den Typenbezeichnungen wie „Silver Eagle“ oder „Crested Eagle“.
Zum wahren „Mister Alvis“ stieg Chefingenieur Captain George Thomas Smith-Clarke (1884-1960) auf. Er wechselte 1922 von Daimler als Chef-Ingenieur und Betriebsleiter zu Alvis. Begleitet wurde er vom neuen Chef-Zeichner William M. Dunn. Das Duo arbeitete erfolgreich 28 Jahre zusammen. Sie waren auch für den „Firefly“ verantwortlich. Bekannt und beliebt war Alvis seit den frühen 1920er-Jahren für seine zuverlässigen, sportlichen und bedienungsfreundlichen Fahrzeuge. Die solide gestalteten Gebrauchswagen mit sportivem Touch zeichneten sich durch gute Fahreigenschaften und hohes Geschwindigkeitspotenzial aus. 1965 wurde die Alvis-Pkw-Sparte von Rover erworben und zwei Jahre später eingestellt.
Die Liebhaberstücke in der Ausstellung im Museum Central Garage stellten englische und deutsche Besitzer sowie Museen zur Verfügung. Museums-Besuch werden gebeten, die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten und eine Mund-Nasen-Maske zu tragen.
!Geöffnet ist das Museum im Niederstedter Weg mittwochs bis sonntags von 12 bis 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Spende für ein soziales Projekt willkommen.