Royal Homburger Golf Club feiert sein 120-jähriges Bestehen

Vize-Präsident Bernd Bellmann vor dem Tisch mit den Preisen, dessen dekorativer Mittelpunkt der Royal Homburger Anniversary Cup von 2014 bildet. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Das Wetter zum 120-jährigen Bestehen des „Royal Homburger Golf Club 1899“ (RHGC) war durchwachsen und damit dem Anlass angemessen „very british“. Ebenso wie es sich für einen vom damaligen Prince of Wales und späteren König Edward VII. von Großbritannien und Irland gebauten, ersten Golfplatz auf deutschem Boden und zweitältesten in Europa geziemt. „Im April 2013 erhielt der traditionsreichste Golf Club Deutschlands den Ritterschlag durch Königin Elizabeth II. Sie erteilte dem Club als einzigem in Deutschland das Privileg, den Ehrentitel ‚Royal‘ zu führen“, informierte Vize-Präsident Bert Bellmann. Gegolft wurde beim Jubiläum allerdings nicht auf den noch sechs Bahnen des geschichtsträchtigen, heutigen „Old Course“ im Kurpark, sondern auf dem New Course „An der Karlsbrücke“.

Auf dem naturnah ausgebauten 18-Loch-Platz unterwegs waren beim Scramble-Turnier am Club-Geburtstag 88 Golfer in Zweierteams. Gestartet wurde mit einem Kanonenschlag um Punkt 12 Uhr. Zur sportlichen Herausforderung des Teamwettbewerbs gesellte sich an zehn der Bahnen ein Spaßturnier, wie Vize-Präsident Bert Bellmann informierte. Da mussten die Spieler beispielsweise mit einer Augenklappe abschlagen oder ein in 100 Meter Entfernung liegendes acht mal acht Meter großes Karo treffen. Auf dem Übungsgelände wurde parallel dazu ein sportliches Rahmenprogramm für Kinder und junggebliebene Besucher angeboten. Spiel, Sport und Spaß verbanden sich dabei gekonnt mit Tradition. Tagsüber bestimmte am Clubgeburtstag der Sport das Geschehen auf dem „New Course“, abends fand im 2009 eröffneten neuen Clubhaus eine Jubiläumsfeier statt. Turnier und Rahmenprogramm des Jubiläums waren ein Dank an die treuen Mitglieder und Freunde des Clubs.

Die Geschichte des traditionsreichen RHGC ist interessant. Autor Robert K. L. Westermann schildert sie detailgenau auf der Vereinshomepage. Immer wieder mussten die Mitglieder große Herausforderungen meistern. Der Club überstand zwei Weltkriege samt Nachkriegszeiten sowie zwei Clubabspaltungen. Die erste fand 1913 statt, als Homburger Spieler den Frankfurter Golfclub gründeten. Die zweite datiert aus dem Jahr 1974. Da gründeten Mitglieder auf Initiative des Unternehmers Rolf Susemihl im Naturpark Hochtaunus der „Golfclub Taunus Weilrod“ zwischen Altweilnau und Merzhausen. „Der RHGC ist die ‚Mutter‘ beider Clubs.“ Der Grund für die zweite Abspaltung ist eng verknüpft mit dem Bau der Taunus Therme, dem dadurch bedingten Wegfall von Bahnen und sich daraus ergebenden unbefriedigenden Spielbedingungen. „Am 6. Februar 1975 kündigte die Kur AG den Pachtvertrag des Golfplatzgeländes im Kurpark zum 31. Juli 1976, um den Bau der Taunus Therme zu ermöglichen.“ Die Bad Homburger Golfer mussten lange auf ein alternatives Geländeangebot der Stadtverwaltung in Stadtnähe warten. Gegründet wurde der neue Platz teils auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie unterhalb von Herzberg und Saalburg. Auf dem Gelände befinden sich inzwischen sechs kleine Teiche und Biotope mit vielen Pflanzen, unter anderem seltenen Orchideen. Der Golfplatz ist zugleich Heimat für zahlreiche Tiere. Vögel wie zwei seit Jahren vom Aussterben bedrohte, auf der roten Artenliste stehende Neuntöter-Paare (Lanius collurio) brüten auf Bahn 9. „Der RHGC hat das Deutsche Golf Verband (DGV) Stufenzertifikat ‚Golf und Natur‘ in Gold für seine naturfreundliche und umweltbewusste Golfanlage erhalten“, betonte Bellmann. „65 Prozent der Fläche eines Golfplatzes sind naturbelassen.“

Von den aktuell 1200 Mitgliedern sind 800 aktive Spieler. Aus den Reihen der Nachwuchsgolfer befinden sich 90 Jugendliche im Training. Die erfolgreiche Jugendarbeit wurde oft vom DGV und HGV ausgezeichnet. Damit die Trainingsmöglichkeiten verbessert werden, wird die Driving Range seit diesem Montag ausgebaut. Die Herren spielen erfolgreich in der DGL-Landesliga, die Damen ebenso in der DGL-Regionalliga sowie beide AK30-Mannschaften in der zweiten Liga. Der „New Course“ des RHGC hat derzeit Par 66 (sprich Schläge bis zum Ziel), der internationale Platzstandard liegt bei Par 72. Um sich künftig im Wettbewerb besser positionieren zu können, sind Kooperationen mit anderen Golf Clubs angedacht. Die nächste große Clubfeier steigt 2024 zum 125-jährigen Clubbestehen, kündigen die Mitglieder an.



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