Kronberg (nel) – Ein kleines Feuer knistert, Kinder rösten Stockbrot, während ältere Pfadfinder und Eltern ins Gespräch kommen – so sah es am vergangenen Samstag beim Sommerfest des Pfadfinderstammes Schinderhannes auf der Heide in Schönberg aus. Zwischen Kaffee, Kuchen und Spielstationen zeigte sich einmal mehr, was den Kronberger Stamm des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) bis heute ausmacht: Gemeinschaft, Eigeninitiative und ein Stück gelebte Tradition.
Kleiner Stamm, große Geschichte
Rund 20 Mitglieder zählt der Kronberger Stamm derzeit – und gehört damit zu den kleineren in Hessen. Doch klein bedeutet nicht unbedeutend. Denn die Pfadfinder in Kronberg blicken auf eine bewegte Geschichte zurück: Nachdem Pfadfinderarbeit in der NS-Zeit verboten war, gründeten sich 1947 die ersten Gruppen neu. In den 1960er-Jahren entstand daraus der „Stamm Schinderhannes“ – benannt nach dem berüchtigten Räuber und Revolutionär. Aufmüpfig waren die Jugendlichen von Anfang an, und seit Ende der 1960er-Jahre sind auch Mädchen selbstverständlich mit dabei.
„Unpolitisch, aber den Grundwerten des Grundgesetzes verpflichtet“ – so beschreibt Stefanie Vorbeck, Vorsitzende des Fördervereins, das Selbstverständnis. Justus Grupe ist derzeit mit 17 Jahren einer der jüngsten, die je die Leitung übernommen haben. Seit einem Jahr führt er den Stamm, unterstützt von erfahrenen Älteren wie dem Vize-Stammesführer Amrit Goraya. Für die Jugendlichen sei es eine besondere Erfahrung, Verantwortung zu übernehmen.
Die Pfadfinderarbeit selbst ist in Altersgruppen gegliedert, von 7 bis 11 Jahren sind es die Wölflinge, von 12 bis 16 Jahren die Sippen. In Kronberg sind zurzeit alle gemeinsam aktiv. Jeden Samstag von 15 bis 17 Uhr treffen sich die Gruppen im Pfadfinderheim auf der Heide zum „Heimabend“. Das Gebäude ist seit 1991 von der Stadt gepachtet und wurde in dieser Zeit von ehemaligen Mitgliedern und Eltern hergerichtet – gemeinschaftlicher Einsatz, auf den alle bis heute stolz sind.
Ehrenamtlicher Rückhalt
Auch im Hintergrund tragen Erwachsene und Ehemalige dazu bei, dass die Jugendarbeit gelingt. Viele engagieren sich im Förderverein „VFP Schinderhannes“. „Wir kümmern uns um alles, was rechtlich, organisatorisch oder finanziell läuft – damit die Jugendlichen frei ihre Gruppenarbeit gestalten können“, erzählt Stefanie Vorbeck, die früher selbst Pfadfinderin war und heute mit anderen Eltern im Verein aktiv ist. Von Aufräumaktionen bis zur Heimfinanzierung reicht das Engagement, vieles wird durch Spenden ehemaliger Mitglieder möglich. Das Sommerfest war, wie üblich, ein gemeinsames Projekt von Stamm und Förderverein. Ab 15 Uhr warteten Kaffee und Kuchen auf die Gäste, dazu ein Wiedersehen mit einigen Ehemaligen. Ab 16 Uhr ging es auf das Gelände: Bogenschießen, Geländespiele, „Säuresee“ und Schnitzen für Stockbrot standen auf dem Programm, vor allem für Jüngere wie immer ein großes Abenteuer.
Am Abend folgte das Lagerfeuer, gegrillt wurde ab etwa 18 Uhr – begleitet vom gemeinsamen Singen klassischer Pfadfinderlieder. „Später sitzen immer eher nur noch die etwas Älteren am Feuer, aber der Austausch ist da immer sehr schön. Das ist genau das, was das Fest ausmacht: Begegnung zwischen allen Generationen“, so Stefanie Vorbeck.
Feste Termine im Kalender
Neben dem Sommerfest gehören der Kronberger Apfelmarkt am Sonntag, 28. September, bei dem Äpfel gekeltert werden und der Weihnachtsmarkt mit Jurte, Chai und Kinderpunsch zu den festen Terminen. Außerdem stehen regelmäßig Lager und Fahrten mit anderen Stämmen sowie Aktionen wie Müllsammeln auf dem Programm. Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen und auch erwünscht: Interessierte Kinder ab 8 oder 9 Jahren können einfach samstags beim Heimabend vorbeischauen.