Königstein (as) – Die Wetterprognosen waren überhaupt nicht gut, Mitte der vergangenen Woche standen die Zeichen sogar noch Richtung Absage. Doch dann durfte Königstein doch noch einen zauberhaften frühherbstlichen Sonntag und die Premiere von „Herbstzauber & Lichterglanz“ auf dem Rathausplatz erleben – der Regen verzog sich rechtzeitig in den Morgenstunden. „Man muss etwas riskieren“, sagte Udo Weihe vom Eventteam des Königsteiner Gewerbevereins HGK, der den Anlass genutzt hatte, um einen verkaufsoffenen Sonntag von 12 bis 17 Uhr dranhängen zu können. Und Daniel Georgi, Vorsitzender des Königsteiner Narrenclubs „Die Plasterschisser“, der zusammen mit der Historischen Festungsgarde des Vereins die Veranstaltung als Ersatz für das Königsteiner Oktoberfest aus der Taufe gehoben hatte, sprach von einem „vollen Erfolg“.
Die Plaschis, die bereits am Samstag von Mittag bis 23 Uhr den herbstlich mit viel Orange dekorierten Rathausplatz bespielt und dort im Dunkeln auch den „Lichterzauber“ voll zur Geltung bringen konnten, ehe sie am Sonntag gegen 17 Uhr das Fest mit Lagerfeuermusik von Königsteins bekanntester Musikband Mangold ausklingen ließen, werden an dem neuen Konzept auf jeden Fall festhalten, das ist schon einmal klar. Viel geringer sind die Sicherheits- und Lärmschutzauflagen als in der Innenstadt, dem großen Oktoberfest weinen sie nach der Genehmigungs-Hängepartie und dem immensen Aufwand für Auf- und Abbau nicht mehr hinterher. „Es ist klar, dass die Leute erst mal kommen müssen, aber die beiden Nachmittage waren richtig voll“, fand Georgi. Er sieht mit dem neuen Format eine „Lücke im Veranstaltungskalender geschlossen“. Herbstmärkte kommen immer gut an, wenn man auf die recht großen Veranstaltungen in den Nachbarorten Kronberg und Neuenhain schaut.
In Königstein beließ man es bewusst etwas kleiner, aber es war genug vorbereitet für alle Altersklassen, um ein paar abwechslungsreiche Stunden verbringen zu können: Stände mit Seifen und Lavendelsäckchen, Kinderbekleidung, Mode- und Designschmuck, personalisierbare Dekoartikel, dazu gute, handgemachte Musik an beiden Tagen und für die Kinder ein Karussell sowie ein Zelt mit Schminkstation, Dosenwerfen und Kürbissen bemalen. „Das kam sehr gut an, einige Kinder haben den Kürbis sogar komplett angemalt“, freute sich Nadia Sya von den Plaschis, die sich wieder mal um die Kreativität und Unterhaltung der Jüngsten verdient gemacht hatte.
Und zum Stillen des Hungers gab es neben den obligatorischen Brat- und Rindswürsten unter anderem vegetarische Yufka, Crepes und eine große Auswahl selbst gebackener Kuchen aus dem Kreis der wachsenden „Plaschi-Familie“. Auch „Ehemalige“ der Plaschis schauten vorbei. „Es gefällt mir sehr gut“, meinte Thomas Schmieder, der mittlerweile in Bad Homburg wohnt, aber dem Verein wieder „näher rückt“, wie er sagt – vielleicht sogar bis in den Elferrat, der in der kommenden Kampagne zurückkommen wird auf die närrische Bühne.
Genussmeile und Rennzirkus
Der HGK hatte seinen Teil des Programms bewusst etwas kleiner gehalten. Ergänzen statt Konkurrenz machen, war das Motto. Und so gab es auf der von allen verkaufsoffenen Sonntagen bekannten Genussmeile in der Hinteren Hauptstraße den „berühmten“ Käsekuchen im Freiburger Original, einen Stand des Feinkost-Paradies‘, einen Weinstand und auch noch mal Bratwürste, die es am Sonntag sogar an drei Orten gab.
Dritter wichtiger Ort des Geschehens war die Kirchstraße. Hier veranstaltete der HGK das erste Königsteiner Kettcar-Rennen mit sogenannten Pedkars, das sind größere Spaß-Varianten für Erwachsene mit Handbremsen, die der HGK gemietet hatte. Eigentlich wollte Fahrschul-Inhaber Stefan Hüttl hier ein richtiges Turnier Mann-gegen-Mann bzw. Frau-gegen-Frau mit Duellen im K.o.-System austragen, doch dafür gab es im Vorfeld viel zu wenige Anmeldungen. Umso schöner, dass sich am Sonntag so viele Interessierte an dem sportlichen Spaß einfanden, dass in drei Zeitblöcken jeweils in Einzelzeitfahren um die drei von HGK-Mitgliedsbetrieben ausgelobten Preise gestrampelt werden konnte – zwei Essensgutscheine sowie einen gepackten Fresskorb. Dafür musste auch einiges geleistet werden auf dem zweimal bergab und dazwischen einmal bergauf führenden Parcours mit zwei trickreichen 180 Grad-Wenden, bei dem man nach der Ziellinie auch noch aus dem Pedcar, springen und eine auf einem Strohballen steckende Eintracht-Fahne schwenken musste, um die Zeit anzuhalten.
Schnellster Mann des Nachmittags war der Königsteiner Manuel Reichardt, der den Parcours in seinem zweiten Versuch in 30,73 Sekunden bewältigte und damit Steffen, seinen rund 30 Kilogramm schweren und damit bergab schnelleren Kontrahenten im ersten Block, im letzten Moment noch um drei Zehntelsekunden unterbot. „Seit den Kinderzeiten habe ich nicht mehr in einem solchen Gerät gesessen“, japste Manuel lange nach um Luft. Er hatte sogar Portemonnaie, Schlüssel, Handy und Gürtel abgelegt, um ein ideales Renngewicht zu erreichen, wie er hinterher berichtete, sich mit einem doppelten Espresso aufgemuntert und seine ganze Beinkraft abgerufen – auch um seinen Sohn glücklich zu machen. „Papa, Du hast es geschafft“, rief der ihm sofort zu – den Gutschein im Flammkuchenhaus werden die beiden bestimmt gemeinsam auffuttern. So wurde auch das Kettcar-Rennen noch zu einer spannenden, die Familie verbindenden Attraktion, die geradezu nach einer Wiederholung ruft.
Und die Geschäfte, deren Teilnahme am verkaufsoffenen Sonntag schon immer eine große Unbekannte für den HGK ist, da durch die Allgemeinverfügung der Stadt eine Anmeldung beim Gewerbeverein nicht notwendig ist. Einige machten auf, vor allem die Modegeschäfte waren fast geschlossen dabei. „Sagt uns doch einfach Bescheid“, dann stellen wir Euch einen Stand vor die Tür“, bot Udo Weihe den Geschäftsleuten an, die diesmal noch gezögert hatten. Der Neuanfang ist jedenfalls gemacht, dass in einem Jahr der Zauber des Herbstes in Königstein ein noch größerer werden wird …
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