Oberhöchstadt (kb) – Einen Blick hinter die Kulissen eines modernen Bauernhofs werfen, dass können Interessierte am Sonntag, 21. September, bei Familie Hildmann rechts der Verlängerung der Niederhöchstädter Straße in Oberhöchstadt. Ab 11 Uhr sind die Stalltüren geöffnet, für das leibliche Wohl ist gesorgt, eine Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und natürlich die immer wieder beliebte Strohburg runden das Programm ab. Brücken schlagen zwischen Welten, die sich scheinbar entfremdet haben in den vergangenen Jahren, das ist ihnen wichtig, den Hildmännern vom gleichnamigen Bauernhof in Oberhöchstadts Ortsmitte. Denn dort, auf ihrem historischen Erbhof bewahren sie seit Generationen bäuerliche Traditionen, die nicht nur im Ballungsraum immer mehr verblassen. Und richten zugleich den Blick nach vorne.
„Mein Schwiegervater wollte schon immer, dass es vorwärts geht“, erinnert sich Anette Hildmann beim Blick auf den erst zwei Jahre alten, hochmodernen Stall, den die Familie in den letzten Zügen der Coronapandemie draußen im Feld bei ihren Maschinenhallen errichtet hat. Bis zu 40 Rinder und etwa 60 Schweine können dort ein mehr als tiergerechtes Leben verbringen, ehe sie verarbeitet zu Wurst und Fleisch den Weg in Hildmanns Hofladen oder die Verkaufsautomaten finden. Großzügige Weiden für die Limousin-Mutterkühe, Auslauf für die Schweine, ein heller, luftiger Stall und Futter weitgehend aus eigener Erzeugung, ideale Bedingungen also, um Nutztierhaltung auf höchstem Niveau zu betreiben.
„Nur leider hat uns bei den Schweinen die Afrikanische Schweinepest vorerst einen Strich durch die Rechnung gemacht“, bedauert Steffen Hildmann den Umstand, dass sich seit einer Weile keine rosa Rüssel mit Ringelschwänzchen mehr durchs Stroh wühlen.
„Zwar sind wir kein Sperrbezirk, ausgestallt haben wir die Schweine aber dennoch vorsichtshalber“, so der Junior, der den Betrieb gemeinsam mit seinen Eltern Thomas und Anette bewirtschaftet, auch seine Schwester Laura ist mit im Boot. Denn sollte der gefürchtete Erreger vor Ort zuschlagen, wird der gesamte Betrieb gesperrt, es darf keine Ein- und Ausfuhr mehr stattfinden. „Das wollten wir nicht riskieren“, sind sich Hildmanns einig, in den geräumigen Buchten watscheln und flattern jetzt Puten und Hähnchen, wie lange, ist unklar, unmöglich vorauszusagen, wann und ob das Virus eines Tages gebannt wird. Fürs erste beziehen Hildmanns Schweinefleisch daher von einem Berufskollegen aus der Region.
„So können wir unseren Kunden weiterhin eine breite Palette hochwertiger Lebensmittel anbieten“, fasst Anette Hildmann zusammen. Dazu gehören auch die Hühnereier, die Hildmanns kleinste Mitarbeiterinnen, mehrere hundert Legehennen, tagtäglich in den drei mobilen Hühnerställen legen. Kartoffeln aus dem Nachbarort, Obst und Gemüse nach Saison, wer echte Regionalität sucht, wird sie bei Hildmanns finden. Und erfährt darüber hinaus immer wieder Wissenswertes darüber, wie unsere Lebensmittel produziert werden.„Aufklären über das, was Landwirtschaft heute bedeutet, das ist uns wichtig“, betont Anette Hildmann und berichtet von den vielen Schulklassen und Kindergärten, die seit Jahren schon gerne zu Führungen auf den Hof kommen.
„Die Landwirtschaft ist aus den Dörfern und damit auch aus der Mitte der Gesellschaft verschwunden“, schildern Hildmanns, was sie seit geraumer Zeit wahrnehmen, einstige Bauerndörfer haben sich gerade vor den Toren einer Metropole wie Frankfurt zu begehrten Standorten entwickelt. Verdichtung und die damit einhergehende, in aller Regel unwiederbringliche Versiegelung von Flächen sind ebenso die Folge wie das Bedürfnis einer stetig wachsenden Bevölkerung in der Region nach Ausgleich und Freizeit in Wald und Feld. „Uns ist bewusst, dass sich hier ein Wandel vollzogen hat“, so die Hildmänner. „Und wir freuen uns über jeden zugewandten Austausch“.