Der Satan hat mit den Menschen leichtes Spiel

Der Satan – Schauspieler Grigorij Kästner-Kubsch vom August-Theater Dresden – verspottet die tugendhafte Jungfer Amaryllis, bevor Don Juan sie erobert. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Er schnappt sich ehrbare Gemahlinnen, Witwen und keusche Jungfrauen: Ein wahres Feuerwerk an Verführungskünsten entfachte der Schauspieler Grigorij Kästner-Kubsch vom August-Theater Dresden in seinem Solostück „Don Juan oder des Satans Masken“. Der Theaterkünstler schlüpfte nicht nur in die Rolle des schmierig-lüsternen Satans, Zuhältertyp in knallrotem Jäckchen und schwarzer Lederhose, sondern führte auf der Bühne vor den Louisen-Arkaden auch seine 1,40 Meter großen Puppenfiguren, allen voran Don Juan, durch eine groteske Komödie voller Leidenschaft. Dass Don Juan der Geschichte nach in der spanischen Stadt Sevilla sein Unwesen trieb und viele Frauen in Schmach und Schande trieb, ist hinlänglich bekannt. Grigorij Kästner-Kubsch sorgte aber dafür, dass sein Bad Homburger Publikum begriff, welcher Antrieb hinter den Machenschaften des Verführers steckte, und welch leichtes Spiel der Satan mit den Menschen hat, seit sie aus dem Paradies vertrieben wurden. „Erotik gab es schon von Anfang an – das Fleisch ist willig, und der Geist ist schwach.“

Die Moral sollte die Wollust des Menschen eindämmen, „aber gezähmte Sinnlichkeit verbreitet keine Lust.“ Ohne Skrupel widmet sich Don Juan seinen Leidenschaften, auch sein Diener Leporello kann seine Frivolität nicht hindern, obwohl er versucht, die untadelige Jungfrau Amaryllis vor den Avancen seines Meisters zu bewahren. Doch wie im wahren Leben kann der Unhold auf die Unzulänglichkeiten seiner Mitmenschen zählen, um sein übles Werk in Szene zu setzen: Donna Amaryllis Vater hat hohe Schulden, verspricht seine Tochter dem alternden reichen Don Octavio – „dem rieselt ja der Kalk schon aus der Hose, dem alten Gichtknochen“, so des Satans Urteil über den angehenden Bräutigam – und das Schicksal nimmt seinen Lauf, als Don Juan über die Steigleiter in das Zimmer der Jungfer Amaryllis eindringen will. Unschuld im Kampf gegen Laster: Don Juan ist überwältigt von der Tugendhaftigkeit der jungen Frau, verliebt sich zum ersten Mal richtig und bereut seine Sünden. Doch kann er noch nicht aus seiner Haut heraus: Als Donna Amaryllis’ Vater erscheint und den Fenstersteiger angreift, ermordet Don Juan diesen im Affekt. Die Tochter wird der Mitschuld am Tod ihres Vaters angeklagt, will sich umbringen und wird von ihrem Geliebten in letzter Minute gerettet. Sie verbringen ihre erste Liebesnacht – und der Satan rastet aus.

Grigorij Kästner-Kubsch als Satan, der seine Figuren in den Händen hält, überzeugte mit der großen Virtuosität, mit der er jede einzelne Puppenfigur zum Leben erweckte, und in der Rolle des Satans, der sich auch noch mit Masken verfremdete, in einem leidenschaftlichen Wechselspiel zwischen den Charakteren. Und als Diener Leporello am Ende sein Publikum mit den Worten „Euch einen guten Abend und eurem Herzen Frieden“ verabschiedete, mussten sich die Gemüter erst einmal beruhigen, denn Liebe, Tod und Leidenschaft sind eben Ur-Themen, die jeden berühren.

Mit großem Applaus wurde der Schauspieler bedacht, ebenso wie die Vertreter der Louisen Arkaden, die dieses kostenlose Theatervergnügen ermöglicht hatten.



X