Der Sieg des Lichts über die Dunkelheit

Stimmungsvolle Winterlieder präsentiert Stefanie Boltz im Speicher. Foto: ba

Bad Homburg (ba). Die Mittwinterzeit hat etwas Magisches und Mythisches. Sie inspiriert viele Musiker, sich intensiv auf ihre besondere Energie einzulassen. Die bekannte Sängerin Stefanie Boltz hat ihr ein komplettes Konzertprogramm gewidmet, in dem sie sich mit ihren vielen Facetten beschäftigt. Von der Kälte und Dunkelheit, der Zeit der Transformation und der Sehnsucht nach Licht erzählte sie in ihren Liedern, die sie im Speicher präsentierte.

Auf der Bühne begannen die Musiker zu spielen. Plötzlich erklangen sanfte Töne aus dem hinteren Bereich des Konzertsaals. Langsam, selbstbewusst und absolut präsent ging Stefanie Boltz den Mittelgang durch das Publikum. Köpfe drehten sich zu ihr und nahmen Blickkontakt auf. Es waren die ersten intimen Momente, die sich im Laufe des Abends noch intensiver fortsetzen sollten.

Mit dem Gitarristen Martin Kursawe und dem Bassisten Sven Faller bot sie in „Midwinter Tales“ ein Programm zur Winterzeit, das den Sieg des Lichts über die Dunkelheit feierte. Das Trio zauberte unterschiedlichste Stimmungen herbei und überzeugte mit Virtuosität und Sensibilität. Im Verlauf des Abends spürte man in ihren Eigenkompositionen und Neu-Interpretationen bekannter Stücke in englischer und deutscher Sprache förmlich die winterlichen Energien: Manche Songs wirkten kühl und reduziert, andere besinnlich, sehnsuchtsvoll und spirituell.

Stefanie Boltz entdeckte schon früh ihre Leidenschaft für Musik. Sie studierte Jazzgesang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Als etablierte Künstlerin hat sie eine Vorliebe für Jazz, aber ihre musikalische Bandbreite erstreckt sich auch auf Blues, Pop und Soul. Sie ist in der Lage, ihre Stimme wie ein äußerst differenzierbares Instrument zu nutzen und moduliert präzise und sparsam, gleichzeitig aber auch unglaublich variantenreich.

Die einzelnen Titel moderierte Stefanie Boltz sehr souverän an, teils mit Humor, aber auch in die Tiefe gehend. „Die Dunkelheit hat einen großen Vorteil: Man sieht die Sterne“, sagte sie beispielsweise. Das bezog sich sicher nicht nur auf die äußere Dunkelheit. In ihrer Interpretation von „So Many Stars“ von Sergio Mendes gelang es ihr und ihren musikalischen Begleitern, die Zuhörer in die Zeit der Raunächte zu versetzen.

Aus „The Sound Of Silence“ – im Original von Simon & Garfunkel – machte Stefanie Boltz eine eigenwillige, jazzige Neuinterpretation mit Loop-Effekten. In Tom Waits „Christmas Card From A Hooker“ zeigte sie eine ganz andere Art von Weihnachtsstimmung, und in ihrem selbst komponierten Song „Narkose“ erzählte sie von der Flucht aus dem Alltagsstress in eine Art Winterschlaf. „Im Schnee verbrennen“ handelte von der Liebe und „Sehnsucht“ behandelte das Erwachen aus der Winterstarre.

Stefanie Boltz’ intensiver, klangfarbenreicher, ausdrucksstarker Gesang und ihre wunderschönen, poetischen Songtexte berührten das Publikum, das am Ende des Abends mit zwei Zugaben belohnt wurde.

Zur Zeit der Wintersonnenwende, dem „Mittwinter“, sind die Nächte am längsten und die Tage am kürzesten. Viele Menschen gehen jetzt mehr nach innen und haben eine Sehnsucht nach Licht. Wie schön, wenn man diese besondere Zeit mit guter Musik noch intensiver genießen kann.



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