Bad Homburg (js). Kurdirektor Holger Reuter hat alle „Bad Homburger Sommer“ von der Premiere an miterlebt. Er hat mit seinem Team die Corona-Krisenzeit umschifft und nun einen digitalen Homburg-Hut kreiert, um neue Ansätze für Sponsoren zu schaffen. Mit dem Geschäftsführer der Kur- und Kongress-GmbH hat Jürgen Streicher über die besondere Sommer-Auszeit gesprochen.
Der „Bad Homburger Sommer 2025“ ist Geschichte. Korrekt und ordnungsgemäß mit dem beliebten Klassiker Johann-Strauß-Orchester Wiesbaden flott und ein bisschen nostalgisch live und Open Air vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad zu Ende gegangen. Herr Kurdirektor, wie klingt Ihre Sommer-Bilanz in kurzen, knackigen Schlagworten?
Holger Reuter: Lebendig. Vielseitig. Überraschend. Emotional. Und: wieder ein echtes Gemeinschaftserlebnis.
Ok, und nun in ein paar ebenso knackigen längeren Sätzen.
Holger Reuter: Der Sommer 2025 hat uns einmal mehr gezeigt, wie groß die Sehnsucht nach Kultur unter freiem Himmel ist. Trotz mancher Wetterkapriolen war die Resonanz überragend. Wir konnten mit einem starken, abwechslungsreichen Programm unterschiedlichste Generationen ansprechen – genau das, was wir mit dem „Bad Homburger Sommer“ erreichen wollen.
Das klingt gut. Aber das Wetter war ja wohl nicht immer so prall, wie man hört. Gewitterzellen im Anflug bei „Roland Kaiser“, bange Blicke zum Himmel beim Aufbau der Bühne für die Sting-Cover-Band „Regatta de Blanc“, die Highlights in Gefahr. Aber Blitz und Donner blieben aus. Der Kurdirektor als Vermittler zwischen den Welten, wie haben Sie das hingekriegt mit dem meist rechtzeitig freien Himmel über Bad Homburg?
Holger Reuter: Manchmal braucht es einfach einen guten Draht nach oben. Tatsächlich hatten wir Glück, aber auch ein erfahrenes Team, das auf jede Wetterlage vorbereitet ist. Wir beobachten die Entwicklungen tagesaktuell, sind flexibel und können auch kurzfristig reagieren. Das Zusammenspiel aus guter Planung und einem Schuss himmlischer Unterstützung hat funktioniert. So konnten wir auch alle Veranstaltungen auf der Sommerbühne durchführen.
Pardon, habe ich überhaupt die richtigen Publikumsrenner genannt oder gab es da ganz andere?
Holger Reuter: Sie lagen nicht falsch – Roland Kaiser war natürlich ein Magnet. Zum ersten Mal hatten wir ein Schlagerprogramm im Angebot. Aber alle anderen Veranstaltungen, auch Regatta de Blanc, DIVA, das Johann-Strauß-Orchester, das Jugendsymphonieorchester haben begeistert. Es ist genau diese Mischung, die den „Bad Homburger Sommer“ so besonders macht.
Bei welcher Veranstaltung geriet denn das Kurdirektoren-Herz am meisten in Wallung?
Holger Reuter: Ein besonderer Moment war für mich Regatta de Blanc vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad. Das Licht, die Stimmung, die Musik und die Menschen, die einfach nur da waren und den Moment genossen haben. Das sind die Augenblicke, für die wir das alles machen.
Gäbe es ein Ranking in der nun knapp 40-jährigen „Sommer“-Historie, wo stünde der Bad Homburger Sommer 2025?
Holger Reuter: Der Bad Homburger Sommer 2025 gehört auf jeden Fall in die Top 5. Vielleicht sogar noch höher. Es war ein starkes Programm, eine starke Resonanz – und trotz aller Herausforderungen eine große Leichtigkeit im Ablauf. Das Publikum hat das gespürt.
Hat das die Abstimmung des Volkes mit den Füßen ergeben?
Holger Reuter: Die Plätze waren fast durchweg voll. Wir hatten auch Gäste, die von weit herkamen, weil sie gehört hatten, was hier geboten wird. Das ist das schönste Kompliment.
Ihr Wort zählt, als Mitarbeiter der Kur haben Sie alle „Sommer“ seit 1986 miterlebt. Nun stehen Sie als Kurdirektor schon ein paar Jahre in der Verantwortung. Sind die Kurstädter und ihre Gäste verwöhnt von all dem, was sie da umsonst und draußen angeboten bekommen oder geht noch mehr?
Holger Reuter: Natürlich ist das Publikum in Bad Homburg anspruchsvoll – und das ist gut so. Wir verstehen das als Ansporn. Kultur muss sich ständig weiterentwickeln. Unser Ziel ist es, Bewährtes zu pflegen und Neues zu wagen.
Die „Homburger Mauer“ ist gefallen, kein Absperrzaun bremst mehr den Publikumsandrang vor dem Kaiser-Bad. Wie hat das Kulturvolk nach der Käfig-Zeit die Rückkehr zum alten Konzept goutiert?
Holger Reuter: Sehr gut. Das Publikum hat spürbar genossen, wieder frei flanieren und verweilen zu können. Diese Offenheit hat der Atmosphäre sehr gutgetan. Es war ein deutlich spürbares „Zurück zur Kultur für alle“.
Da müssen wir unbedingt auch über den „Homburger Fünfer“ reden.
Holger Reuter: Ja, der Fünfer ist unsere sympathische Einladung, mit einem kleinen Beitrag ein großes Programm zu unterstützen. Keine Pflicht, kein Muss – aber eine Möglichkeit, Danke zu sagen und Teil dieses Kulturprojekts zu werden.
Über den Homburg-Hut, der bei den Events am Kaiser-Wilhelms-Bad direkt vor der Sommerbühne dezent installiert wurde. Garniert mit der herzlichen Einladung, Kulturfreundinnen und Kulturfreunde des Bad Homburger Sommers zu werden.
Holger Reuter: Genau. Der digitale Homburg-Hut war unser neuer Weg, Unterstützung noch niederschwelliger zu ermöglichen. Einfach per Scan spenden – anonym oder mit Namen. Modern, dezent und effektiv.
Die erhoffte, gewünschte, erwartete Spende geht als „Kulturobulus“ in die Bad Homburger Kultursommer-Geschichte ein. Was kam denn da so rum?
Holger Reuter: Die gesammelte Summe ist eher homöopathisch, bewegt sich im nicht allzu hohen vierstelligen Bereich. Das System muss sich aber sicherlich noch etablieren und wir werden uns Gedanken machen die „Spendenkation“ noch präsenter zu machen.
Die neuen Kulturfreunde konnten auf der Höhe der Zeit mittels QR-Code ja auch ganz digital per PayPal oder Banking App ihre Unterstützung des Sommerprogramms signalisieren. Floss da gar mehr Geld in den digitalen Hut als aus der Portokasse?
Holger Reuter: Etwa ein Viertel der Zahlungen wurden digital entrichtet.
Hand aufs Herz, wieviel Geld steckt nun wirklich drin im rasanten Drei-Wochen-Programm mit vielen Highlights? Und wer zahlt die Zeche?
Holger Reuter: Das Gesamtbudget liegt im sechsstelligen Bereich. Die Kur- und Kon-greß-GmbH trägt den Großteil, unterstützt von engagierten Sponsoren, Partnern und Förderern.
Nach dem Sommer ist vor dem Sommer. Rumort es schon in den kreativen Köpfen der Macher im Hintergrund?
Holger Reuter: Natürlich. Die ersten Ideen für 2026 stehen bereits im Raum. Wir lassen den Sommer ausklingen, aber die kreative Energie ist da. Es wird sicher wieder ein spannender Mix.
Haben Sie einen winzig kleinen Vorgeschmack für uns?
Holger Reuter: Ich kann noch nicht zu viel verraten… Es bleibt spannend.
Kurdirektor Holger Reuter zieht positive Bilanz zum Homburger Sommer 2025.Foto: js