Ein Spitz-Ahorn als Zeichen für Frieden

Irina Gerybadze-Haesen und Oberbürgermeister Alexander Hetjes (2. und 3. v. r.) greifen zu den Schaufeln und helfen mit, den Friedensbaum unterhalb der Russischen Kirche einzupflanzen. Foto: jas

Von Janine Stavenow

Bad Homburg. Es ist keine klassische Friedenslinde, die seit Freitag unterhalb der Russischen Kirche wächst, sondern ein Spitz-Ahorn. Die Botschaft aber, die der prächtige Baum aussendet, ist dieselbe. Er wächst für ein friedliches Miteinander und setzt ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung.

Zur Baumpflanzung direkt am Weg, der zum Golfclubhaus im Kurpark führt, war außer Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor auch die ehrenamtliche Stadträtin Irina Gerybadze-Haesen gekommen. Sie ist Ehrenvorsitzende des Vereins „Deutsch-Russische Brücke“, der sich seit bald 30 Jahren für die Aussöhnung zwischen Russland und Deutschland einsetzt.

Den Anstoß, einen Friedensbaum zu pflanzen, hatten die Sozialdemokraten im Stadtparlament gegeben.

Von Anfang an aber hatte die „Deutsch-Russische Brücke“ dieses Ansinnen unterstützt, und schließlich hatte das Parlament im vergangenen Jahr beschlossen, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Anlass war das Ende des Zweiten Weltkriegs. Am 8. Mai 2020 jährte sich der „Tag der Befreiung“ von der Nazi-Diktatur zum 75. Mal. Am 8. Mai 1945 schwiegen die Waffen. Der vom nationalsozialistischen Deutschen Reich 1939 entfachte Zweite Weltkrieg war vorbei. Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endete das millionenfache Blutvergießen – zumindest in Europa. „Dieser Tag, der 8. Mai, steht symbolisch für das Ende der Schreckensherrschaft des Naziregimes“, sagte Hetjes bei der Pflanzaktion.

Historischer Baumstandort

Dass der Magistrat einen Spitz-Ahorn und keine Linde auswählte, hat einen einfachen Grund: „Das Parkpflegewerk sieht eine Linde hier nicht vor“, informierte Hetjes. Beim Standort zwischen Russischer Kirche und Golfplatz handelt es sich um den „freien historischen Baumstandort“ mit der Nummer 799, der im Sinne des Kurparkpflegewerks wieder bepflanzt werden sollte. Stadt, Kur- und Kongress-GmbH sowie die Denkmalschutzbehörde einigten sich schließlich auf einen Ahorn (Acer platanoides).

Der Standort für den Friedensbaum zwischen Russischer Kirche und dem nahegelegenen Agnon-Denkmal sei genau der richtige, so Hetjes. „Samuel Joseph Agnon, der von 1888 bis 1970 gelebt hatte, war ein Meister der modernen hebräischen Prosa und erhielt 1966 den Nobelpreis für Literatur. Von 1921 bis 1924 waren Agnon und seine Frau in Bad Homburg im ‚Haus Imperial‘ an der Kaiser-Friedrich-Promenade zu Hause“, so der Oberbürgermeister.

Von Anfang an hatte die „Deutsch-Russische Brücke“ die Initiative der SPD, einen Friedensbaum in Bad Homburg zu pflanzen, unterstützt und immer wieder den Wunsch nach einer solchen Pflanzung geäußert. „Jetzt ist unser Wunsch in Erfüllung gegangen“, sagte Irina Gerybadze-Haesen, die die Sozialdemokraten als ehrenamtliche Stadträtin im Magistrat vertritt. Sie erinnerte anlässlich der Pflanzung auch daran, dass sich in diesem Jahr am 22. Juni der Angriff der deutschen Wehrmacht auf die damalige Sowjetunion zum 80. Mal jährt.

„Städtepartnerschaften wie die zwischen Bad Homburg und Peterhof sind eine tragende Säule der deutsch-russischen Beziehungen und unverzichtbarer Bestandteil der Zusammenarbeit.“ Irina Gerybadze-Haesen sieht in der Baumpflanzung eine „aktive Botschaft des Friedens“. Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor fügte hinzu: „Wir wollen die Erinnerungskultur in ihrer ganzen Breite pflegen, dann kann man auch gut in die Zukunft gehen.“



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