Die Sprache der Poesie überwindet alle Grenzen

Bad Homburg (fch). Treffen der intensiv duftende „Arabische Jasmin“ aus der Jasmin-Stadt Damaskus und die in voller Blüte stehende „Alte Rose“ von Heinrich Heine in Bad Homburg aufeinander, dann ist die Zeit da für Gedichte aus aller Welt und Kekse. In der Stadtbibliothek begrüßten Bibliothekarin Irina Resch, die Frauenbeauftragte Gaby Pilgrim und Sengül Öztürk, Koordinatorin des Landesprogrammes „WIR“ im städtischen Integrationsbüro, mehr als 30 Teilnehmerinnen.

Allen gemeinsam ist ihre Liebe zur Poesie. Einige von ihnen schreiben selbst Gedichte. Und so waren alle gespannt auf das Programm bei der Präsentation der „Internationalen Frauenzimmer“. Gegründet wurde es 2011 als Kooperation zwischen der Frauenbeauftragten und dem Integrationsbüro der Stadt. Der Titel der Gedichtlesung der besonderen Art lautete vielversprechend „Sehen – Hören – Schmecken“. Bei Keksen, Kaffee und Tee kamen die Frauen aus mehreren Nationen, die jetzt alle in der Kurstadt zu Hause sind, schnell miteinander ins Gespräch. So lernten sie sich im öffentlichen Raum unverbindlich kennen, konnten die Lebensweise anderer Kulturen entdecken. Das deckt sich mit den Zielen des „Internationalen Frauenzimmers“.

Die Lyrikerinnen und Poesieliebhaberinnen lasen die Gedichte erst im Original und dann in einer – teils selbst verfassten – Übersetzung vor. Brigitte Laupus eröffnete den poetischen Reigen mit dem Gedicht „Augarten“ in Wien der österreichischen Erzählerin und Lyrikerin Trude Marzik. Von dort reisten die Zuhörerinnen mit Julia Korowell-Hanusch weiter in die Ukraine. Sie stellte ein „Gedicht ohne Namen“ aus der Feder von Lina Wassyliwna Kostenko vor, die in ihrer Heimat 16 Jahre lang durch die Zensur mit Schreibverbot belegt war. Weiter ging es mit dem Gedicht „Damaskus“ des 1998 verstorbenen Nizar Qabbani. Er gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Dichtern im arabischen Sprachraum. Seine Lust am Klang, am Rhythmus und an Sprachbildern stellte Faten Al Rebdawi den Frauen vor. Die tolle Rede „Aufgabe soll keine Option sein“ mit der Botschaft „Glück kommt von Innen“ der pakistanischen „Frau aus Eisen“, Muniba Mazari, las Shazia Munawar vor. „Sag es mir noch einmal“ lautet der Titel des Gedichtes der letzten osmanischen Hofdichterin Nigar bint Osman, die auch unter dem Namen Nigar Hanim bekannt ist. Sengül Öztürk las es vor. In ihm fragt die sieben Sprachen beherrschende Lyrikerin ihren Liebsten „Bin ich deine einzige Liebe auf der Welt?“ Edith Boberg rezitierte Gedichte von Heinrich Heine und Joseph von Eichendorff, bevor die Iranerin Homeira Hajibabai ihr in ihrer Muttersprache Persisch geschriebenes Gedicht „Eine fruchtlose Passage“ vorlas. Sigrid Ronimi hatte zwei Gedichte mit Bezug zu Bad Homburg dabei. In Hilde Domins Gedicht „Unaufhaltsam“ heißt es bedeutungsvoll „Am Ende ist das Wort, immer am Ende das Wort“.

Das zweite Gedicht der mit ihrer Familie lange in Bad Homburg lebenden Elli Michler „Ich wünsche dir Zeit“ veranlasste Gertrud Metz spontan dazu, ein weiteres der Lyrikerin vorzutragen. Angeregt durch das Interesse der Frauen an den Werken der unterschiedlichen Lyrikerinnen fasste sich die Frankfurter Ingenieurstudentin Sophia ein Herz und trug ihr eigenes Gedicht „The Moon“ vor. Mit dem Text des Banater Volkslieds „Ich bin der Schwob vom Schwowaland“ ließ Annemarie Knirim den offiziellen Teil des Nachmittags ebenso heimatverbunden wie humorvoll ausklingen.

Bei Keksen, Kaffee und Tee kommen Frauen aus mehreren Nationen in der Stadtbibliothek schnell miteinander ins Gespräch. Foto: fch



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