St. Martin kommt hoch zu Ross

Bad Homburg (eh). Der Heilige Martin gilt bis heute als sympathischer Heiliger – sein Fest wird jedes Jahr am 11. November gefeiert. Nach Bad Homburg kam er auch in Covid-19-Zeiten. Allerdings gab es wegen der Corona-Pandemie weder einen Gottesdienst noch einen Laternenumzug. Dafür ritt der St.-Martin-Darsteller von der St.-Marien-Kirche aus bereits am Dienstag die Waisenhausstraße entlang zum Waisenhausplatz, gefolgt von Pfarrer Werner Meuer, Pastoralreferent Werner Görg-Reifenberg, Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Gerhard Weisbrich und weiteren Aktiven der Pfarrei St. Marien. Sie alle hatten Brezeln dabei, die das Bistum Limburg zur Verfügung gestellt hatte. Denn am Waisenhausplatz warteten schon einige Kinder, die mit Laternen gekommen waren, um St. Martin zu begrüßen.

Jedes Kind bekam zwei Brezeln. „Eine für das Kind selbst, die andere für eine Freundin oder einen Freund“, erklärte Werner Görg-Reifenberg. „Es geht um das Teilen.“ Denn der 316 nach Christus geborene Martin wurde nach dem Willen seines Vaters im Alter von 15 Jahren Soldat bei der gallischen Armee und bald darauf zum Offizier ernannt. Als Martin eines Wintertages ein Truppenlager in der Nähe von Amiens aufsuchen wollte, sprach ihn am Stadttor ein alter Bettler an und bat um Almosen. Martin konnte ihm nicht helfen, da er weder Nahrung noch Geld mit sich führte.

Da kam ihm die Idee, seinen Soldatenmantel mit dem Schwert in zwei Hälften zu schneiden und dem frierenden Mann eine Hälfte zu überlassen. Er ließ sich taufen, beendete seine militärische Karriere und begründete das erste Kloster Galliens. Später wurde er zum Bischof von Tours ernannt. „Bis heute erinnern wir uns jedes Jahr am 11. November an den Heiligen Martin“, sagte Pfarrer Werner Meuer. „Er kann uns zum Vorbild für das Teilen werden.“

Das 18 Jahre alte Pferd nahm die Zeremonie auf dem Waisenhausplatz gelassen hin, als Reitpferd von St. Martin hatte es bereits in den Vorjahren Erfahrung gesammelt. Ehrfürchtig standen die Kinder vor dem Pferd. In der Tüte, in der sich die Brezel befand, war auch eine Vorlage zum Ausmalen zu finden. Außerdem wurden die Mädchen und Jungen aufgefordert, ihre leuchtenden Laternen am St.-Martins-Tag ans Fenster zu stellen.

Mit Brezeltüten in der Hand schauen die Kinder ehrfürchtig hinauf zu St. Martin, der mit seinem Pferd auf den Waisenhausplatz gekommen ist. Foto: Ehmler



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