Stadt kauft 116 Wohnungenvon der Rentenversicherung

Blick auf die Wohnblöcke der Personalwohnungen, direkt angrenzend an die Klinikgebäude mit dem markanten Gelb-Blau-Design (rechts). Die Häuser am Übergang zum Stadtwald sind alle von hohen Bäumen gesäumt. Foto: js

Bad Homburg (js). Perfekt gemacht wurde der Deal in der vergangenen Woche. Da nämlich wurde notariell beglaubigt, dass 116 Wohnungen und ein Einfamilienhaus am schönen Wingertsberg in das Eigentum der Stadt übergehen. Die Dealmaker sitzen in der Hauptzentrale der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) und im Rathaus der Kurstadt. Es geht um die in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts für Personalwohnungen der DRV-Klinik Wingertsberg mit Reha-Zentrum gebauten Wohnblöcke und ein freistehendes Haus etwas unterhalb der Klinik, das einst als Ärzte-Wohnhaus diente und vor dem aktuellen Leerstand zuletzt von einer Kinderbetreuungseinrichtung genutzt wurde.

„Der Erwerb der Liegenschaft ist eine einmalige Chance, dringend benötigten, bezahlbaren Wohnraum langfristig zu sichern“, sagte Oberbürgermeister Alexander Hetjes bei der Vorstellung der finalen Verhandlungsergebnisse am Dienstag. Hetjes setzte damit einen entscheidenden Punkt in den Fokus. Die Stadt stärke ihren eigenen Wohnungsbestand und könne den aktuellen Bewohnerinnen und Bewohnern Planungssicherheit nach Jahren der Ungewissheit bieten. Und kann bereits im Sommer nach Übergabe der Wohneinheiten zum 1. August selbst als Vermieter auftreten. Dann gehen Besitz, Nutzung und die Lasten auf die Stadt über. Laut Anja Best, Leiterin des Teams Liegenschaften, die das Projekt von städtischer Seite betreut hat, stehen derzeit rund 20 Wohnungen in den drei Wohnblöcken leer, die Liste der Wohnungssuchenden in Bad Homburg in diesem und auch im angestrebten zukünftigen Preissegment ist wesentlich länger.

Dem Deal vorausgegangen war ein langes Vorspiel, in dem die Stadt zunächst nicht als potenzielle Käuferin ganz vorne auf der Liste stand. Seit 2014 setzt die DRV Bund auf die Veräußerung der Personalwohnhäuser ihrer Kliniken. Die Stadt hat dann über Jahre den Verkauf an eine Genossenschaft bevorzugt, ein Geschäft mit der Hochtaunus-Bau kam aber auch aufgrund unterschiedlicher Preisvorstellungen nicht zustande. „Wir haben eine einmalige Gelegenheit genutzt, preisgünstiges Wohnen in den städtischen Eigentumsbestand zu bekommen“, sagt nun Hetjes, der in der offiziellen Erklärung der Stadt zum Dealmaker wird, er habe die Verhandlungen zur „Chefsache“ erklärt. Im Vertrag verankert eine „Sozialcharta“, sie sei beiden Parteien ein „wichtiges Anliegen“ gewesen. Sie sieht eine Absenkung der Kappungsgrenze für Mieterhöhungen, einen Schutz für Bestandsmieter und Vorkaufsrechte für Mieter vor. Für Anfang August ist eine große Mieterversammlung geplant.

Was steht noch im Vertrag? Die Stadt erwirbt eine Gesamtfläche von ziemlich exakt 12 000 Quadratmeter Gebäude- und Freiflächen, darauf rund 5350 Quadratmeter Wohnfläche in den drei Wohnblöcken, dem Vernehmen nach mit gut erhaltener Bausubstanz. Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen sind das Normalmaß, die gesamte Bandbreite reicht aber von Ein-Zimmer- bis hin zu Fünf-Zimmer-Wohnungen zwischen 17 und 164 Quadratmetern. Der vereinbarte Kaufpreis beträgt 8,1 Millionen Euro, hinzu kommen 1,6 Millionen Euro für die frühere Arztvilla. Auf sie stößt man als Erstes, wenn man die kurvenreichen etwa 400 Meter vom Haus der Werner-Reimers-Stiftung oberhalb des Kurparks bis zum Gelände der Wingertsberg-Klinik überwunden hat. Die Straße Am Wingertsberg gehört mit zum Portfolio, sie wird dann bald zu einer öffentlichen Straße umgewidmet. Die technische Infrastruktur, inklusive Strom, Heizenergie, Wasser, Abwasser und Telekommunikation, liegt dann auch in städtischer Verantwortung.

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