Sympathisch, authentisch, relaxt

Bad Homburg (agl). Die Englische Kirche ist voll bis auf den letzten Platz. Im Scheinwerferlicht zwei Musiker auf Barhockern, vor sich die Gitarre. Sympathisch und authentisch alle beide. Sie machen kein Aufsehen um sich. Was sie wollen, das ist einfach gute Musik zusammen machen. Und so begann auch vor Jahren die gemeinsame Geschichte von Thomas Wacker und Thorsten Gary, die des Duos „Graceland“.

Der eine Musiklehrer, der andere sein Schüler. Beide besessen von einem Duo, dem sie auf verblüffende Weise nahekommen. Ihre Stimmen sind in einem Gleichklang, der besticht. Und so legen sie los. „Hey, Mrs. Robinson“. Es ist davon auszugehen, dass sich jeder im Saal erinnert, für welchen Kultfilm dieser Song von Paul Simon und Art Garfunkel steht. Dustin Hoffman in der Rolle des jungen Lovers, der sich in eine wesentlich ältere Frau verguckt und von ihr verführt wird. Von Verführung kann an diesem trüben Abend im Februar in der Englischen Kirche durchaus auch die Rede sein.

Die beiden Musiker machen nicht viel Brimbamborium um ihren Auftritt. Scheinbar wie zufällig wirken sie dort auf die Bühne gesetzt. So, als würden sie eben mal ein bisschen singen, bevor der große Gig beginnt. Doch sie sind in dieser Bescheidenheit genau das: der große Auftritt, der sich leise zeigt.

Das Publikum merkt das und dankt es ihnen. Denn die Stimmung im Saal ist, trotz Bestuhlung, nicht steif und voller Erwartungshaltung, die den Musikern auf der Bühne entgegengebracht wird, sondern relaxt und verhalten gelassen. Hier treffen Freunde auf Freunde. Und als die Gitarre kurz vor der Pause nicht mehr bespielbar ist, weil der Akku aufgegeben hat, ist das keine Katastrophe, sondern es wird improvisiert. Die Songliste ist allen bekannt: Es erklingen „Sound Of Silence“, „Scarborough Fair“, „The Boxer“, „Homeward Bound“ und viele weitere.

1981, vor rund 40 Jahren, hatten Paul Simon und Art Garfunkel ihren legendären Auftritt im Central Park in New York City. Mehr als eine halbe Million Zuschauer kamen damals zu dem Konzert, das unter freiem Himmel bei freiem Eintritt stattfand. Es war eine Ode an die Stadt New York und heute? Heute haben wir das „Duo Graceland“, das überall dort, wo es auftritt, spielerisch und leicht in die Fußstapfen der beiden großen Musiker tritt. Ihr Konzert war eine Huldigung, eine Anknüpfung an die guten alten Zeiten.



X