Mit „Traumfabrik“ in die Kinos der Welt

Seine Filme laufen auf der ganzen Welt. Berufsbedingt wohnt er in Berlin. Doch zum Entspannen zieht es Regisseur Martin Schreier immer wieder nach Bad Homburg zurück.

Bad Homburg (fch). Seine ersten Kurzfilme drehte er in Spanien. Da war er gerade einmal zehn Jahr jung. Seine kreative Ader hatte Martin Schreier bereits drei Jahre zuvor entdeckt. „Mein Vater, Manfred Schreier, hatte in Friedrichsdorf ein Tonstudio. Dort nahmen Sänger wie Falco und Howard Carpendale und Bands wie ‚Boney M.‘ ihre Platten auf“, berichtet der gebürtige Kronberger. Aufgewachsen ist er in Friedrichsdorf, hat 16 Jahre lang in Bad Homburg gewohnt.

Nach dem Abitur 2002 an der Philipp-Reis-Schule zog es ihn bis 2005 zum Studium an die Filmhochschule nach Berlin. „Dann habe ich an der Filmakademie Ludwigsburg von 2006 bis 2012 szenische Regie studiert.“ Zwei Stipendien ermöglichten ihm 2009/10 Auslandssemester an der University of California in Los Angeles. Noch während seines Studiums landete er seinen ersten großen, internationalen Coup. Sein 2010 gedrehter Drittjahresfilm, das Drama „The night father Christmas died“, wurde für den Oscar nominiert. Der Film, in dem an Heiligabend in einem Hotel drei sehr unterschiedliche und einsame Menschen aufeinandertreffen, ist ein modernes Weihnachtsmärchen, voller Drama, Humor, Action und Magie.

Vom Erfolg beflügelt drehte Martin Schreier an der Filmakademie Ludwigsburg seinen ersten Langfilm „Robin Hood“. „Dieser Film war mein Diplomfilm und eine Auftragsarbeit für ProSieben. Es ist eine moderne Version des bekannten Stoffes. Anstelle von Pfeil und Bogen nutzen die Darsteller Maschinengewehre.“ „Robin Hood“ ist Polizist Alexander Scholl (Ken Duken), einer seiner Gegenspieler Banker Rainer van Kampen (Thomas Thieme). Martin Schreier wurde 2010 für seinen sozialkritischen Thriller mit dem „Prime Time Preis“ ausgezeichnet. Danach drehte der Regisseur „Unsere Zeit ist jetzt“ (2016) mit Til Schweiger und dem Rapper Cro. Es folgte der gemeinsam mit Produzent Tom Zickler im legendären Studio Babelsberg gedrehte Liebesfilm „Traumfabrik“.

Erzählt wird die Liebe auf den ersten Blick im Sommer 1961 in einem Defa-Studio zwischen dem Komparsen Emil (Dennis Mojen) und der französische Tänzerin Milou (Emilia Schüle). Als die deutsch-deutsche Grenz am 13. August 1961 geschlossen wird, ist Emil in Ostberlin und Milou in Paris. „‚Traumfabrik‘ ist ein Märchen über die Liebe.“ „Den Titelsong „See You Again“ singt Helene Fischer. Sie produzierte mit Martin Schreier auch das Video zum Song. „Es war mit ihr wie zuvor im Film mit Til Schweiger eine tolle Zusammenarbeit“, sagt Schreier.

Am 4. Juli vergangenen Jahres kam der Film in die Kinos und ist seither ein großer, internationaler Erfolg. Hauptdarstellerin Emilia Schüle wurde in der Kategorie Schauspiel mit dem größten deutschen Publikumspreis „Die Goldene Henne“ ausgezeichnet. Der Liebesfilm läuft in den USA, Russland, Indien, China und Israel in den Kinos. Überall berührt die Geschichte der beiden durch die Politik getrennten Liebenden die Herzen der Zuschauer. Zudem wird „Traumfabrik“ auf vielen Festivals als Eröffnungsfilm gezeigt.

Die Menschen berühren

„Traumfabrik“ wurde wie alle deutschen Filme teils mit Mitteln der Filmförderung finanziert, in nur 45 Drehtagen für acht Millionen Euro gedreht. Zum Vergleich: Eine „Tatort“-Folge wird in 20 Tagen, ein Hollywoodfilm in 100 Tagen abgedreht. „Ich drehe nur Filme, die mich berühren, erzähle Themen, die mich interessieren. Meine Filme sollen die Menschen berühren. Sie ermuntern, sich mit mir zwei Stunden lang auf ein emotionales Abenteuer einzulassen, um dann inspiriert zu sein, die Welt zu einem positiven Ort für uns alle zu machen.“

Um dies zu erreichen, sei die Geschichte, das Drehbuch, das Allerwichtigste. Danach kommen die Schauspieler, die die jeweiligen Charaktere perfekt verkörpern. Das sei wichtig, denn „das Kino hat eine schwere Zeit. Es muss den Zuschauern – mit großen Bildern, großen Gefühlen und großer Musik – mehr bieten als zu Hause das TV.“ Martin Schreier hat sein Hobby zum Beruf gemacht. „Meine Filme sind für mich wie Kinder.“ Wahnsinnig inspirierend ist für ihn immer wieder der Prozess des Filmemachens und die Zusammenarbeit mit den Künstlern.

Zum Erholen kommt der international gefragte Regisseur, der in Berlin wohnt, immer wieder nach Bad Homburg zurück. „Ich habe viel Action im Beruf. Meine stressigen Arbeitstage dauern bis zu 17 Stunden“, sagt der 39-Jährige. „In Bad Homburg ist dagegen alles entschleunigt. Mir gefällt das Umland. Auf der einen Seite die moderne Großstadt Frankfurt, auf der anderen die Natur im Taunus. Und dazwischen die wunderschöne Kurstadt mit Champagnerluft und Tradition. Für mich ist Bad Homburg meine Heimat. Hier erhole ich mich, verbringe bei meiner Familie jede freie Minute.“

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