Trio Magos eröffnet Jubiläum der Homburger Schlosskonzerte

Bad Homburg (nl). Kammermusikabende haben eine besondere Art von Nähe. Hier braucht es keine großen Gesten. Was zählt, ist der Moment, an dem künstlerische Entscheidung unmittelbar hörbar wird. Genau in dieser Disziplin sind die Bad Homburger Schlosskonzerte seit 25 Jahren bemerkenswert sicher. Dass der damals erst 16-jährige Igor Levit genau hier seine ersten markanten Schritte machte, ist mehr als Fußnote, es ist Teil der Identität dieses Ortes.

Das Jubiläum 2025/26 steht unter einem klaren Leitgedanken: Kontinuität. Keine Überdekoration, keine programmatische Selbstdarstellung, sondern ein ruhiger, souveräner Qualitätssinn. Und kaum ein Ensemble verkörpert diese Haltung überzeugender als das Trio Magos: Maxi Hennemann (Klarinette), Sebastian Hennemann (Violoncello) und Goun Kim (Klavier). Diese Besetzung existiert in Europa so praktisch kein zweites Mal. Ihr gemeinsames Musizieren wirkt kontrolliert, konzentriert. Da gibt es kein Virtuositätsgepränge, sondern einen intelligenten, präzisen Klangdialog.

Beethovens Es-Dur-Trio op. 38 wirkt in diesem Kontext wie ein dramaturgisches Drehgelenk. Das Stück ist aufgeräumt und zugleich ein neugieriger Wanderer auf dem Weg zu jenem Beethoven, der später Monumente baut. Hier interessiert er sich nicht für Größe, sondern für Wege dorthin: für samtige Übergänge, pointierte Miniaturen, ironische Kurven. Das Trio liest sich wie ein großes Gespräch und gerade dadurch, dass es nicht dramatisiert werden muss, wirkt es so gegenwärtig.

Frühlings a-Moll-Trio op. 40 zeigt dann eine andere Balance. Frühling denkt orchestraler, aber ohne jene dicken Klangtapeten der späteren Spätromantik. Er legt Ideen offen, ohne sie auszuwalzen. Das Ergebnis: viel konzen-trierter, als es die Rezeptionsgeschichte erwarten lässt. Und genau hier wird hörbar, wie falsch das Etikett „zweite Reihe“ eigentlich oft funktioniert. Es ist kein ästhetisches Ranking, sondern ein Produkt aus Marktmechanik, Kanonbildung und zufälligen Wiederaufführungsketten. Dieses Werk steht nicht im Keller, sondern an einem historischen Punkt, an dem die Sichtbarkeit anderer Namen entschied, nicht die Qualität.

Als Zugabe spielt das Trio Max Bruchs kleine rumänische Melodie aus seinem Spätwerk. Das ist ein Blick zurück, nicht nach vorn. Dieses Stück stellt Stimmungen nicht her, sondern ruft sie herauf. Und selten war dieser Modus der Erinnerung so präzise und so leise berührend wie an diesem Abend. Dass dieses Konzert ein Auftragsabend zum 25-jährigen Jubiläum ist, passt perfekt. Es zeigt, wie unprätentiös ein Haus Tradition pflegen kann, ohne museal zu werden. Wenn Jubiläen funktionieren sollen, dann nicht durch Effekte, sondern durch kluge Genauigkeit. Genau diese Genauigkeit war hier hörbar und sichtbar.

Im Dialog mit Beethoven und Carl Frühling eröffneten Maxi Hennemann (Klarinette), Goun Kim (Klavier), Sebastian Hennemann (Violoncello) das Jubiläum der Bad Homburger Schlosskonzerte Foto: nl



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