Urkunden für Dr. Hans Schultz und Rüstem Karabey

Ein langes wirkungsvolles Engagement für das Erscheinungsbild der Kurstadt kann der Kur- und Verkehrsverein von 1860 aufweisen, der auf seiner 161. Jahreshauptversammlung langjährige Mitglieder geehrt hat (v. l.): Schatzmeisterin Pia Voigt, Oberbürgermeister Alexander Hetjes, Dr. Hans Schultz, Vorsitzender Werner Voigt, Rüstem Karabey und Dr. Sabine Schlenkrich. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Privates Bürgerengagement ist für eine Stadt unersetzlich und wichtig. Auf der 161. Jahreshauptversammlung im Kurhaus dankte Oberbürgermeister Alexander Hetjes den Aktiven und Mitgliedern des Kur- und Verkehrsvereins von 1860 Bad Homburg für ihre vielfältige ehrenamtliche Arbeit. Der Verein, am 24. Februar 1860 gegründet und als sechstältester Verein der Kurstadt bis heute ununterbrochen aktiv, wählte in seiner Sitzung den Vorstand und ehrte seine langjährigen Mitglieder Dr. Hans Schultz und Rüstem Karabey. Gregor Maier vom Verein für Geschichte und Landeskunde skizzierte in einem Vortrag wichtige stadtgesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen im Gründungsjahr des Vereins.

Als traditionsreichster Verein in Bad Homburg, der unter anderem für den jährlichen Fassaden-Wettbewerb, die Windhund-Veranstaltungen während des Laternenfestes und die Pflege von Städtepartnerschaften verantwortlich sei, gebe der Kur- und Verkehrsverein immer wieder „Anschubenergie“ für Bürger, sich für das Aussehen ihrer Stadt einzusetzen, und setze eigene Akzente beim Laternenfest; gerade die Städtepartnerschaften seien in dieser Zeit, „wo viele Risse durch die EU gehen, wichtiger als jemals zuvor“, hob OB Hetjes hervor. Der Bad Homburger Arzt Dr. Hans Schultz und Rüstem Karabey, Gründer der Tanzschule Karabey in der Kurstadt, bekamen vom Vereinsvorstand für 50 Jahre und 40 Jahre Mitgliedschaft Urkunden überreicht.

Die Gründung des „Verschönerungsvereins“ stieß damals, so Gregor Maier in seinem Vortrag „Schienenverkehr, Kurhauspläne, Bürgerengagement – Homburg im Gründungsjahr des Kur- und Verkehrsvereins 1860“, auf überwältigende Resonanz. Nach einem Jahr habe er 177 Mitglieder gehabt, das seien drei Prozent der kurstädtischen Bevölkerung gewesen. Die Gründer hätten im Gründungsaufruf für die Verbesserung und Verschönerung der öffentlichen Anlagen in und um Homburg getrommelt und die Pflege historischer Denkmäler der Vorzeit, „und das ist heute noch Kern der Vereinsarbeit“. In der Gründungszeit sei die wirtschaftlich vom Spielbankwesen Francois Blancs stark dominierte Stadt durch den Neubau der Bahnstrecke von Frankfurt nach Homburg und des Bahnhofs sowie einem damit verbundenen starken Aufschwung der Kurgast-Zahlen geprägt gewesen.

Gregor Maier erzählte kurzweilig von der damals ambivalenten Haltung vieler Bürger zum Kurbetrieb als „Fremdkörper“ und zum „zweifelhaften Spielbetrieb“ – doch beide Wirtschaftszweige hätten viele Arbeitsplätze geschaffen. Mit der Gründung des Verschönerungsvereins, später Kur- und Verkehrsverein, hätten Bürger die Initiative ergriffen, eine ästhetisch-kulturell-historische Landschaft hier zu fördern, „während über der Landgrafschaft selbst 1860 eine dicke Schicht Mehltau lag“. Heute würden alle nach der Stadtverwaltung rufen, damals war es private Initiative als eigenständige Stimme im Interesse der Stadtbevölkerung.

Vereinsvorsitzender Werner Voigt zog eine Bilanz der Arbeit: Das traditionelle Windhundrennen am Laternenfest fand 2021 wieder statt und werde 2022 als Windhund-Festival mit mehreren Veranstaltungen fortgeführt; außerdem wird der Verein mit einer kleinen Delegation bald in die Partnerstadt Exeter fahren. Die neue, moderne Internetseite des Kur- und Verkehrsvereins sei während der Coronazeit fertiggestellt worden. Dem neugewählten Vorstand gehören Werner Voigt als Vorsitzender, Dr. Sabine Schlenkrich und Jan Grunder als Beisitzer und Pia Voigt als Schatzmeisterin an.



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