Verärgert: Dr. Rolf Hennes tritt zurück

Bad Homburg (jas). In einer E-Mail an den Nachhaltigkeitsdezernten und Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak sowie den Magistrat der Stadt teilte Dr. Rolf Hennes am Montag überraschend mit, dass er „mit sofortiger Wirkung als Vorsitzender des Naturschutzbeirates (NSB) der Stadt Bad Homburg“ zurücktritt.

„Als Vorsitzender hatte ich mich bis zuletzt um eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Behörde bemüht, auch nachdem drei langjährige Mitglieder des Beirats aus Frustration über die natur- und klimafeindliche Politik des Magistrats zurückgetreten sind.“ Bei ihm sei zuletzt der Eindruck entstanden, „dass der Verwaltung nicht an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem NSB und den dort vertretenen Naturschutzverbänden gelegen ist“.

In der E-Mail von Hennes an Bürgermeister Jedynak heißt es: „Ich musste feststellen, dass während der laufenden Amtszeit des NSB praktisch nichts von den Vorschlägen des Beirats zu vom Magistrat vorgelegten Bauvorhaben und von den Initiativanträgen aus dem Kreis der Mitglieder des Beirats umgesetzt wurde. Eine beratende Funktion des NSB wird vom Magistrat offensichtlich nicht gewünscht und genutzt. Der NSB wird vom Magistrat ausschließlich für rein formale Anforderungen der Naturschutzgesetzgebung eingesetzt, ohne dass die Stellungnahmen des NSB berücksichtigt werden. Der Magistrat hat alle Vorhaben, die vom NSB abgelehnt wurden, ohne Korrektur umgesetzt.“

Hinzu komme, schreibt Hennes, dass sich in der letzten Zeit der Eindruck verstärkt habe, dass der Magistrat unter Oberbürgermeister Alexander Hetjes eine natur- und klimafeindliche Politik verfolge, indem die Bebauung und Versiegelung von Freiflächen mit Klima- und Hochwasserfunktionen vorangetrieben werde. „Als aktuelle Beispiele seien genannt; Aufstellung eines Bebauungsplans Kronenhof, Neubauten Bommersheimer Weg 120 und verschiedene Gebäude im Gestüt Erlenhof“, heißt es in der Rücktritts-E-Mail.

Der Magistrat habe bislang praktisch keinen der Initiativanträge zum Naturschutz (Amphibienschutz Forellenteich, Methusalembäume Stadtforst, Salamander Elisabethenschneise) aus dem NSB umgesetzt. „Ein von mir wiederholt gefordertes Naturschutz- und Klimakonzept für den Stadtforst gibt es nicht. Der Magistrat nimmt seine Steuerungs- und Aufsichtsfunktionen für einen Großteil des Stadtgebiets nicht wahr und fordert einen erkennbaren Beitrag des Forsts zum Klima- und Umweltschutz nicht ein“, schreibt Hennes.

Nach Jahren im NSB könne er wenige ernsthafte Bemühungen und Initiativen dieses Magistrats im Naturschutz im Stadtgebiet erkennen, die über ein „kosmetisches“ Niveau und Symbolpolitik hinausgehen. Ausnahmen seien das Streuobstwiesenprogramm und das Ackerrandstreifenprogramm.

Die Stadt bedauert den Rückzug von Dr. Rolf Hennes, der als Vorsitzender das ursprünglich 16-köpfige Germien leitete, und will alles daran setzen, einen Nachfolger zu finden. „Die fachliche Arbeit muss schnell wieder beginnen können“, betont Jedynak. Man bedaure sehr, dass vor der endgültigen Entscheidung, zurückzutreten, der persönliche Kontakt nicht gesucht worden sei, um über die Situation zu reden. Der Vorwurf, dass dem Magistrat der Naturschutz in der Stadt egal sei, sei absurd. In vielfältiger Weise setze man sich an vielen Stellen für den Schutz der Natur und Umwelt ein. Beispiele gebe es zahlreiche, darunter die Auszeichnung als Streuobstwiesen-Kommune, die Pflege der städtischen Parklandschaften, das Klimaschutzkonzept, die Einstellung einer Klimaschutzbeauftragten, den Vorgärten-Wettbewerb und die Etablierung von Blühstreifen in der Stadt. Zum Beirat heißt es: „Die Expertise des Naturschutzbereits ist immer sehr geschätzt worden.“



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