Die vernachlässigte Schlosskirche dem Vergessen entrissen

Karl Josef Ernst (l.), Vorstandsmitglied des Kuratoriums seit 18 Jahren, davon fünf Jahre Vorsitzender, erhält vom Kuratoriumsvorsitzenden Karl Heinz Krug ein Dokument aus der Zeitkapsel im Weißen Turm als Reproduktion überreicht. Foto: fk

Bad Homburg (fch). Mit Spenden aus der Bürgerschaft und durch das serviceorientierte Engagement tatkräftiger Rotarier verwandelte sich die Schlosskirche von der „Abstellkammer des Landgrafenschlosses“ zu einem vielgenutzten, kulturellen Veranstaltungsort. Am ersten Märzsamstag 40 Jahre später war die restaurierte Schlosskirche passender Rahmen für ein besonderes Jubiläum. Am 5. März 1982 schlug die Geburtsstunde des „Kuratorium zur Erneuerung der Bad Homburger Schlosskirche“. Initiator für das bürgerschaftliche Engagement war mit Wolfgang Bersch der heutige Ehrenvorsitzende des Kuratoriums, wie Kuratoriumsvorsitzender Karl Heinz Krug in seiner Begrüßung erinnerte.

Gemeinsam mit geschichtsbewussten Mitgliedern des 1974 gegründeten Rotary Clubs Bad Homburg-Schloss sowie „Idealisten und tatkräftigen Menschen aus der Bürgerschaft“ entriss er das vernachlässigte Bauwerk Schlosskirche dem Vergessen. Zu den Zielen der Kuratoriumsmitglieder gehörte, die Schlosskirche mit der Bürgy-Orgel umfangreich zu restaurieren und der Bevölkerung zugänglich zu machen. Am 10. März 1989 war es soweit. Die restaurierte Schlosskirche konnte feierlich eröffnet werden. Seit über 20 Jahren profitieren Orgelstipendiaten und Konzertbesucher von diesem Engagement.

Lukas Adams, Stipendiat 2020/21, begleitete die Jubiläumsfeier musikalisch mit Werken von Bach, Schumann und Mendelssohn Bartholdy. Mit der Namensänderung in Kuratorium Bad Homburger Schloss dehnten die Mitglieder ihr Engagement in den folgenden Jahren auf die gesamte Schlossanlage aus. Zu den erfolgreich in Angriff genommenen Projekten gehören die Restaurierung des Weißen Turms (1999) und der Romanischen Halle (2002), die Wiederherstellung des Herrschaftlichen Obstgartens (2003), der Herstellung des bronzenen Tastmodells im Vestibül der Schlossanlage (2007), die erneute Restaurierung des Weißen Turms (2014), der neue Besuchereingang in die Schlosskirche (2017), die Förderung der Wiederherstellung der Kaiserzeitlichen Appartements und der Wiederaufbau des Teehauses in der Fantasie, der Tempel der Pomona (beide 2021). In den kommenden fünf Jahren stehen zwei weitere Projekte auf der To-do-Liste des Kuratoriums. „Das Holzwerk in und die Renovierung der Schlosskirche sowie die Bürgy-Orgel bedürfen unserer besonderen Aufmerksamkeit. Wände, Galerie und Bestuhlung müssen erneuert werden. Dafür sind Investitionen von 230 000 Euro erforderlich. Die Hälfte der Summe will das Kuratorium beisteuern“, kündigte Karl Heinz Krug an.

Er überrichte an seinen Vorgänger im Vorstand, Karl Josef Ernst, der in seiner Rede Rückblick auf 40 Jahre Kuratorium gegeben hatte, ein besonderes Geschenk. „Du bist seit 18 Jahren im Vorstand, davon fünf als unser Vorsitzender. Als Dankeschön haben wir für dich ein Dokument aus der Zeitkapsel im Weißen Turm reproduzieren lassen. Es handelt sich um die Beurkundung des Fürstlichen Bauschreibers Wittmann vom Dezember 1810, der die Ausführung von Dachsteinarbeiten am Weißen Turm durch die Firma Stadtler bestätigt.“

Der Sommerempfang des Kuratoriums soll im Jubiläumsjahr den Startschuss bilden, um das Kuratorium stärker in der Stadtgesellschaft, in der Region Hochtaunus und in Frankfurt zu verankern. Zu den zahlreichen Gratulanten gehörten Oberbürgermeister Alexander Hetjes, der sagte: „Sie übernehmen Verantwortung und geben Bad Homburg ein soziales Gesicht. Sie machen unsere Stadt lebens- und liebenswerter.“ Kirsten Worms, Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, erinnerte an die Gründung der Landgrafschaft Hessen-Homburg vor 400 Jahren. Worms kündigte die Eröffnung einer Ausstellung am 4. Oktober 2022 in der historischen Bibliothek und Ahnengalerie an. Beide Räume sind dann ab dem 5. Oktober wieder öffentlich zugänglich.

Die mit einer Zeile aus Goethes Gedicht „Pilgers Morgenlied“ betitelte Festrede „Beutst dem Wetter die Stirn!“ hielt Michael Quast von der Volksbühne Frankfurt. Er erinnerte an die fruchtbare Zusammenarbeit von Friedrich II. mit dem Homburger Mulitalent Paul Andrich und die Verdienste des Kuratoriums. Mit einem Empfang im Weißen Saal klang die Jubiläumsfeier aus, an der auch Landtagsabgeordnete Elke Barth und Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt teilnahmen.

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