Vier junge Spanierinnen in Homburger Kitas im Einsatz

Marta Ferreras Presa (Mitte) aus Leon freut sich, in der Kita Eschbachtal arbeiten zu können. Angeleitet wird sie von Erzieherin Selina Jung (r.), Kita-Leiter Christian Röder (2. v. r.) findet lobende Worte für die junge Frau aus Spanien und begrüßt auch Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor (l.) und Fachdienstleiterin Eva Jethon (2. v. l.).Foto: Ehmler

Bad Homburg (eh). Vier Erzieherinnen im Alter zwischen 26 und 30 Jahren sind aus Madrid, Barcelona und Leon in Spanien nach Bad Homburg gekommen. Am 1. Juli haben die vier jungen Frauen in den städtischen Kitas Gonzenheim, Bahnhofstraße, Friedrich-Ebert und Eschbachtal ihren Dienst angetreten. Das ist das Resultat einer Kooperation zwischen der Stadt und der deutsch-spanischen Personalagentur Helmeca.

Gerade in Hessen besteht nach wie vor großer Bedarf an qualifiziertem pädagogischen Fachpersonal für Kindertageseinrichtungen. „In Bad Homburg sind wir aktuell gut besetzt“, sagt die zuständige Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor. „Aber 24 Prozent der 380 Kita-Mitarbeiter gehen in den nächsten fünf Jahren in Rente.“ So brauche man, um auch für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, weitere gut ausgebildete Fachkräfte, denn der Bedarf an Kita-Personal werde steigen. So müsse man auf die im Gute-Kita-Gesetz festgeschriebenen personellen Anforderungen reagieren.

Zudem ist in den kommenden Jahren der Bau von fünf große Kitas (Dornholzhausen 11, Hühnerstein, Vickers, Ober-Eschbach und auf dem alten Krankenhaus-Areal) geplant beziehungsweise bereits in Umsetzung. Außerdem will die Stadträtin in absehbarer Zeit die Gruppengrößen von 25 auf 23 Kinder reduzieren. „Mit Helmeca haben wir einen guten Partner gefunden, der unseren Qualitätsansprüchen entspricht“, sagt Lewalter~Schoor. Das Unternehmen vermittelt seit über acht Jahren pädagogische Fachkräfte aus Spanien an deutsche Kitas. Mittlerweile wurden rund 480 spanische Erzieher in Deutschland integriert, allein 190 davon im Rhein-Main-Gebiet.

Lucia Lewalter-Schoor und Raul Krämer, Gründer und Geschäftsführer der Personalagentur, betonen, dass die Ankunft der vier neuen Kolleginnen aus Spanien erst den Beginn der Kooperation zwischen der Stadt und Helmeca darstellt. Weitere Erzieherinnen von der iberischen Halbinsel sollen folgen. An Bewerbungen mangelt es nicht: „Wir hatten 4500 Bewerber auf das Programm“, so Krämer, der bei den Bewerbern sehr genau hinschaut. Krämer ist in Bad Homburg aufgewachsen. Daher freut ihn vor allem, dass auch im Kindergarten im Eschbachtal eine spanische Erzieherin, Marta Ferreras Presa (29), arbeitet. „Für mich schließt sich hier der Kreis, denn ich habe immer meine Schwester vor der Schule in diesen städtischen Kindergarten gebracht“, erklärt er, warum ihm die Einrichtung in Ober-Eschbach besonders am Herzen liegt. Die vier jungen Frauen wurden wegen der Corona-Pandemie vor ihrer Ankunft in Bad Homburg prophylaktisch zwei Wochen in Quarantäne geschickt. Diese Zeit nutzten sie, wie auch schon die sechs Monate zuvor in einem Intensivkurs, um ihre Deutschkenntnisse weiter zu verbessern. Und das mit Erfolg: Bei ihrer Begrüßung im Rathaus konnten sich alle vier Fachkräfte bereits auf Deutsch vorstellen. Ebenfalls bemerkenswert: Die neuen Erzieherinnen haben allesamt eine internationale Vita und schon einige Auslandserfahrungen gesammelt.

Und auch, was die Fachkenntnisse angeht, brauchen sich die Erzieherinnen aus Spanien nicht vor ihren deutschen Kollegen verstecken. In Spanien ist die Ausbildung in Form eines Studiums organisiert. „Ich bin sehr beeindruckt von den Sprachkenntnissen und der Ausbildung unserer neuen Kolleginnen. Zudem bin ich überzeugt, dass wir gegenseitig von unserer Zusammenarbeit profitieren werden“, sagt Lewalter-Schoor, die betont, dass sich auch freie Träger dem Projekt anschließen können.

„Durch die Auswahl der richtigen Bewerber und durch unser Programm wollen wir erreichen, dass unsere Mitarbeiter in der Lage sind, Außergewöhnliches zu leisten. Sie sollen innerhalb eines Jahres anerkannte Fachkräfte werden“, sagt Krämer. Ziel sei es zudem, die Erzieherinnen aus Spanien dauerhaft an Bad Homburg und ihre jeweilige Kita zu binden.

Derzeit gewöhnen sie die vier Spanierinnen in Deutschland ein. Marta Ferreras Presa wohnt in Frankfurt-Sachsenhausen und sagt, dass sie sich erst einmal an die Essenszeiten in Deutschland gewöhnen muss. „In Leon, wo ich herkomme, habe ich immer gegen Mitternacht zu Abend gegessen.“ Und auch über die Essensgewohnheiten der Kinder in der Kita Eschbachtal, wo sie arbeitet, wunderte sie sich: „Einige Kinder essen zum Frühstück Gurken und Paprika“, sagt sie. Vor allem staunt sie, dass Kleinkinder bereits mit Messer und Gabel zurechtkommen: „In Spanien fangen die Kinder damit frühestens mit acht, neun Jahren an, und das Besteck ist aus Plastik.“ Darüber hinaus erwähnt sie, dass sie als Erzieherin in Spanien höchstens 1200 Euro brutto verdient. Kita-Leiter Christian Röder ist begeistert von Marta Ferreras Presa. „Marta hat alles sehr gut aufgenommen. Sie möchte alles wissen und ist direkt am Kind dran.“ Unterstützt wird Marta Ferreras Presa von der Erzieherin Selina Jung, die ihr hilft.



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