Warten auf den Schutz der Tannenwaldallee

Kämpfen für den Erhalt der landgräflichen Gartenlandschaft und der Tannenwaldallee: An-dreas Hertsch, Stephan Füchtner und James Chamberlain (v. l.) von der Bürgerinitiative „Freunde der oberen Tannenwaldallee“. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Die Tannenwaldallee wurde als Verbindungsachse zwischen dem Landgrafenschloss mit den landgräflichen Gärten und dem Taunus angelegt. Heute wird die für Kraftfahrzeuge gesperrte Allee vor allem von Spaziergängern, Freizeitsportlern und Radfahrern genutzt. Unter dem schattigen Laubdach von Kastanienbäumen und Pappeln legen Bürger auf einer der zahlreichen Bänke eine Rast ein, lassen den Blick auf die Stadt und auf den Taunus ruhen, unterhalten sich mit Begleitern oder lesen ein Buch.

Wer auf der Allee unterwegs ist, stellt schnell fest, dass sie und das sie umgebende, rund 35 Hektar große Areal ein landschaftliches Kleinod sind. Für ihren Erhalt und die Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet Westliche Tannenwaldallee kämpfen seit dem 31. Juli 2020 zahlreiche Bad Homburger Bürger. Anlass für das Engagement war der am 5. März 2020 gefasste Beschluss des Stadtparlaments, sich um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2027 zu bewerben.

Als Fläche war der Bereich der Oberen Tannenwaldallee im Gespräch. Das rief mehr als 60 Bürger aus Dornholzhausen, Oberstedten und der Innenstadt auf den Plan. Sie gründeten vor drei Jahren die Bürgerinitiative „Freunde der Oberen Tannenwaldallee“. Das Ziel der Mitglieder der unabhängigen BI ist es, die obere beziehungsweise westliche Tannenwaldallee als Teil der Landgräflichen Gartenlandschaft langfristig in seinem jetzigen Erscheinungsbild zu erhalten und zukünftige Eingriffe zu verhindern. Das zentrale Argument der BI für den Schutz ist der Erhalt der „kulturhistorischen Einmaligkeit der Landgräflichen Gartenlandschaft“. Dafür suchte sie den Dialog mit den politisch Verantwortlichen. Nicht zuletzt auf Initiative der BI beschloss die Stadtverordnetenversammlung am 10. September 2020 einstimmig, sich nicht für die Landesgartenschau zu bewerben und eine Ausweisung der Tannenwaldallee samt Gelände als Landschaftsschutzgebiet (LSG) beim Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt zu beantragen.

Das RP antwortete im Februar 2022, dass das „fragliche Gebiet zwar als schutzwürdig erachtet würde, jedoch aus verschiedenen Gründen“ nur in eine langfristige Ausweisungsplanung aufgenommen werden könne. Empfohlen wurde, dass „die Stadt ihre eigenen Möglichkeiten zum Schutz des Gebietes ausschöpfen möge“. Weitere Bitten der Stadt, sich mit dem Thema in absehbarer Zeit zu befassen, lehnte das RP Mitte Juli und im September 2022 ab. Begründet wurde dies mit „Hinweisen auf zukünftige Gesetzesnovellen sowie mittelfristig möglicherweise geänderte politische Zielsetzungen“.

Auf die Nachfrage von Stephan Füchtner, Andreas Hertsch und James Chamberlain zum Stand des Projekts LSG-Ausweisung antwortete Oberbürgermeister Alexander Hetjes: „Zwischen der Stadtverwaltung und der Bürgerinitiative war und ist es Konsens, dass das Areal rund um die Tannenwaldallee als Landschaftsschutzgebiet eingetragen werden soll. Ich stehe da voll und ganz auf der Seite der Anlieger.“ Die vom RP ins Spiel gebrachte Alternative, für das Gebiet einen B-Plan zu erstellen, der eine Bebauung mit der Zwecksetzung Landschaftsschutz ausschließt, halten sowohl die Mitglieder der BI als auch der Oberbürgermeister für nicht zielführend, „da eine solche Planung jederzeit wieder aufgehoben werden könnte“.

Noch immer nicht in Bearbeitung

Der Oberbürgermeister versicherte, dass er das Anliegen der BI unterstütze und engen Kontakt zu den Sprechern der Gruppe halten werde. „Die Stadt wird weiterhin beim RP darauf drängen, dass die fraglichen Flächen als Schutzgebiet ausgewiesen werden.“ Für BI-Sprecher Stephan Füchtner und alle anderen Bürger ist es frustrierend, dass das RP nach so langer Zeit noch immer keinen Termin zur Prüfung der städtischen Eingaben genannt hat und die Angelegenheit „noch nicht in Bearbeitung“ ist. Hingewiesen wurde seitens der Behörde auf das neue Hessische Naturschutzgesetz, das zahlreiche Änderungen im Bereich der Ausweisung und Änderungen von Schutzgebieten beinhaltet.

Unterstützt wird die parteilich unabhängige BI auch vom Bürgerliste (BLB)-Fraktionsvorsitzenden Armin Johnert. Er schreibt in einer aktuellen Pressemitteilung: „Wir unterstützen nach wie vor die Forderungen der BI und zahlreicher Bad Homburger Bürger, das Areal rund um die Obere Tannenwaldallee zügig als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen“ und will in dieser Sache Druck machen.



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